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Von Instagram bis zum rebellischen Bild

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Meine Hauptempfehlung für den November ist (wen sollte es wundern) „Die Nacht der Fotografie – #instaworldruhr“ am 18. November um 20 Uhr im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.

Gezeigt werden Fotografien, die auf der Foto-Internetplattform instagram von verschiedensten Leuten gepostet wurden. So startete ich einen Aufruf, neue Fotos zum Ruhrgebiet mit dem Hashtag #instaworldruhr zu kennzeichnen und somit auf einer Seite im Heuhaufen instagram zu versammeln. Als Verbreitung der Idee nutzte ich mein professionelles Netzwerk (wobei bisher lediglich eine Minderheit der Profis instagram nutzt) und Facebook – das quasi Mutterunternehmen von instagram. Auf dieser Seite #instaworldruhr hatte dann eine Jury Zugriff, wobei jeder der Juroren für sich einmal pro Monat jeweils 30 Fotos aussuchte, die dann auf der Seite instaworldruhr (ohne Hashtag#) repostet wurden. Diese ausgewählten Fotos werden nun also sortiert und untermalt von einer Soundcollage am 18.11. gezeigt.

Und was war ich fasziniert von den inzwischen 1.857 Fotos, die eingereicht wurden.

Z.T musste ich herzhaft lachen, zum Teil staunen. Und was hab ich geflucht, die von den Juroren ausgewählten Fotos auffinden und zuordnen zu können. Oder bei der Beschriftung, die ja von den meisten Instagrammern eher stiefmütterlich oder malerisch betrieben werden. Oder auch über die z.T. bis heute erfolglosen Versuche die Instagram Künstlernamen realen Personen zuzuordnen und eine mail Adresse für die Kommunikation zu erhalten. Das trifft nicht bei allen zu. Auch die meisten Instagrammer sind professionell in ihrem Handeln oder zumindest semiprofessionell – aber halt nicht alle.

Und was hab ich zunächst geflucht und dann doch gejubelt, als ich die nun ausgewählten 344 Fotos in eine sinnvolle und ansprechende Reihenfolge gebracht habe.

Denn es geht bei instagram in der Regel ja um Einzelfotos und nicht um Serien. Und so hatte ich es nicht nur mit verschiedenen Themen und Lichtstimmungen sondern auch mit unterschiedlichen Bearbeitungen und letztlich sogar mit unterschiedlichen Formaten zu tun. Thema Formate. Instagram stellt die Bilder als Quadrate dar. Erst bei Auswahl werden daraus Quer – oder Hochformate oder es bleiben eben Quadrate. Was hat die Jury nun ausgewählt? Die Quadrate der Voransicht? Oder das „Originalfoto“. Und dann gibt es da die Fotografen, die Ihren Namen in die Fotos schreiben. Das was ich als NO GO Unart bezeichnen würde, macht auf der Plattform vielleicht Sinn. Ein Reposting, d.h. der Transfer eines Fotos eines anderen Instagram Fotografen auf meine eigene Seite ist ja eher erwünscht als kriminalisiert (unter Profifotografen würde man von Diebstahl geistigen Eigentums sprechen). Das bei dem Reposting dann vielleicht nicht mehr auf den Fotografen des Fotos hingewiesen wird, führt bei einigen Fotografen dazu, dass sie ihren Namen in das Foto montieren.

Soviel zu den Schwierigkeiten. Nun zu den Erkenntnissen.

Instagrammer gehen in aller Regel wesentlich spielerischer mit dem Medium Fotografie um, fotografieren was sie fasziniert und interessiert und was sie als festhaltenswert halten. So schaffen sie einen Bildkosmos dessen, was geschehen ist und passiert. Sie spiegeln das Interesse einer jungen und jungggebliebenen Mediengesellschaft, die das Internet als Hauptkommunikationsform jenseits der Massenkommunikation nutzt und spiegelt so die Gesellschaft und deren Entwicklung.

Wenn die Instagram Welten aber gesellschaftlich Relevanz jenseits des „I am what I share“ als zentralem Satz der DGPh Smartphone Tagung am letzten Wochenende in Mannheim haben soll, braucht es eine kuratorische Hand. Vielleicht eher nach dem Satz „Es ist, was ausgewählt wird“.

Und eh noch die Projektion stattgefunden hat, frage ich mich was geschieht mit den instagram Seiten (#)instaworldruhr (also mit der offenen und der jurierten Seite). Wie kann man den Bildkosmos instagram weiter nutzen? Ist eine demokratische Breite besser oder schlechter als der professionelle Blick hochspezialisierter Autorenfotografen. Oder auch was kann man wie wofür gebrauchen.

 

Zweiter Tipp: Unbedingt mit neuen oder alten Bildserien bei Pixelprojekt_Ruhrgebiet bewerben. Die Bewerbungsfrist ist bis zum 31.12. 2016 verlängert und endet zukünftig immer am 31.12. des jeweiligen Jahres.

Schon immer war es so, das die Jury erst im darauffolgenden Jahr zumeist sogar erst im Februar zusammenkam. Aus fördertechnischen Gründen war an eine frühere Jurierung gedacht, konnte jedoch aus verschiedenen Gründen dann doch nicht zum Ende des Jahres erfolgen. Die ewige Crux bei jährlicher Projektförderung.

 

Dritter Tipp ist natürlich die Ausstellung von Fatih Kurceren „Die 40 Tage des Musa Dagh“ und „Exodus / Nagorno Karabakh“, die aktuell und noch bis zum 14. Januar im Wissenschaftspark Gelsenkirchen gezeigt wird.

Am besten verbindet man den Besuch mit der Nacht der Fotografie, die somit dann auch etwas länger werden kann.

 

Das womit ich noch gedanklich unterwegs bin, ist ein „Haus der Fotografie / der Kommunikation“ im Ruhrgebiet, was ich für absolut überfällig halte.

Spätestens nach dem Studium sind die Fotografen und Kommunikationsdesigner auf sich gestellt. Dabei könnte man gemeinsam soviel mehr erreichen und auf einen sich radikal verändernden Markt reagieren ohne in eine „Früher war alles Besser“ Depression zu verfallen. Vielleicht lade ich mal zu einem Brainstorming Treffen ein – oder bin ich etwa der einzige der ständig nach Projekten sucht, die auch den einen oder anderen Euro generieren können? Wer sich angesprochen fühlt und eigene Ideen hat, die er vielleicht mit anderen realisieren möchte, sollte unbedingt mit mir Kontakt aufnehmen. (und ich stehle keine Ideen sondern versuche deren Realisierung zu fördern)!

 

Als besonderen Tipp möchte ich noch die Ausstellung von „Hannah Höch – Revolutionärin der Kunst“ im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr erwähnen (noch bis zum 8.1.2017).

Hannah Höch ist zwar nicht wirklich Fotografin, war aber als Erfinderin der Fotomontage gemeinsam mit Raoul Hausmann, zu dem sie eine jahrelange Liebesbeziehung unterhielt, Pionierin dieser besonderen Kunstform.

 

Und außerdem freue ich mich auf die Ausstellung „Das rebellische Bild“ im Folkwang.

In einer städteübergreifenden Kooperation realisieren im Dezember 2016 das Museum Folkwang, C/O Berlin, das Sprengel Museum Hannover ein gemeinsames Ausstellungsprojekt. Ausgehend von der Berliner „Werkstatt für Photographie“ und der jungen Essener Szene entdeckt die Ausstellung ein wichtiges Kapitel der deutschen Geschichte für Fotografie neu – jenseits der Erfolgsgeschichte der Düsseldorfer Schule.

Arbeiterbezirk Kreuzberg, Ende der 1970er Jahre, äußerster Rand von West-Berlin – und doch lebendiges Zentrum eines einzigartigen transatlantischen Kulturaustausches. Mitten im Kalten Krieg startete die am Checkpoint Charlie gelegene, neu gegründete Werkstatt für Photographie eine künstlerische „Luftbrücke“ in Richtung USA, ein demokratisches Experimentierfeld jenseits traditioneller Ausbildung und politisch-institutioneller Vorgaben. Aus diesem freien Dialog zwischen anerkannten Fotografen und Amateuren, zwischen konzeptuellen Ansätzen und dokumentarischen Narrationen, zwischen technischer Vermittlung und inhaltlicher Kritik entstand eine spezielle künstlerische Haltung, die mit ihrem direkten Zugang zur Wirklichkeit für viele Fotografen über lange Zeit stilprägend wurde. Die Werkstatt für Photographie erlangte mit intensiver Vermittlungsarbeit durch Ausstellungen, Workshops, Vorträge, Bildbesprechungen, Diskussionen und spezialisierten Kursen allerhöchstes internationales Niveau.

Das Museum Folkwang entdeckt unter dem Titel Das rebellische Bild in der eigenen Folkwang-Geschichte die Widerspiegelung des allgemeinen Aufbruchs jener Jahre. Nach dem Tod des einflussreichen Fotolehrers Otto Steinert (1978) herrschte eine offene und produktive Situation der Verunsicherung. Nach und nach wurde Essen zu einem Brückenkopf für den Austausch mit Berlin und zum Kristallisationspunkt für die junge zeitgenössische Fotografie in der Bundesrepublik. Neben Michael Schmidt, der in seiner Zeit als Lehrbeauftragter an der GHS Essen provokante Akzente in der Lehre setzte, gehörte Ute Eskildsen als Foto-Kuratorin am Museum Folkwang seit 1979 zu den wichtigen Akteuren. Die junge Essener Fotografie setzte sich mit Urbanität und Jugendkultur auseinander, sie entdeckte die Farbe als künstlerische Ausdrucksweise, stellte Fragen nach neuen Formen des Dokumentarischen, nach authentischen Bildern und Haltungen und stellte der objektivierenden Distanz der Düsseldorfer Schule einen forschenden, subjektiven Blick entgegen.

(zitiert aus der Mitteilung des Folkwang Museums)

 

Und nun hoffe ich auf ein Wiedersehen und Kennenlernen bei der 3. Nacht der Fotografie am 18.11.2016 im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.

 

Genießt den Herbst und sammelt Kräfte!

 

 

Peter Liedtke ist Fotograf sowie Initiator und Organisator von Pixelprojekt_Ruhrgebiet und bild.sprachen. Er gibt für ruhr.speak regelmäßig persönliche Tipps zur Fotowelt (an der Schnittstelle zur Urbanität) im Ruhrgebiet, aber auch anderswo.


Die Konflikte der Welt sind näher gerückt

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Seit 2003 organisiere ich im Wissenschaftspark-Gelsenkirchen Fotografieausstellungen. Fotografie ist aktuell nicht nur das Leitmedium in der bildenden Kunst, es hat auch als Medium, das die Erscheinungen der Welt zeigt, dokumentiert und interpretiert eine besondere Bedeutung für die Information und Meinungsbildung einer breiten Öffentlichkeit.

Dabei kann oder muss Kunst vielleicht auch unbequem sein, sollte meines Erachtens jedoch immer auch die gesellschaftliche Entwicklung fördern. So habe ich in Ausstellungen bisher nicht nur die Schönheit der Welt gezeigt, sondern auch Themen wie Armut im Ruhrgebiet, die Stricherszene in Dortmund, kriegsverletzte Kinder und deren Behandlung, Demenz, Müllsammler in Indien, Tchernobyl, kriegsverletzte US Soldaten oder auch „Datenschutz in Zeiten von Facebook“ in den öffentlichen Diskurs gebracht. Diese Ausstellungen waren immer künstlerisch und zur Auseinandersetzung anregend. Bewusst habe ich keine reinen Informationsausstellungen gemacht und Begriffe wie Werbung oder Propaganda sind mir fern.

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Auch die aktuelle Fotoausstellung: „Die 40 Tage des Musa Dagh“ und „Exodus / Nagorno Karabakh“ – Fotografien von Fatih Kurceren verfolgt keinerlei Parteinahme. Vielmehr zeigt es eine persönliche Spurensuche des Oberhausener Fotografen Fatih Kurceren, der in der Türkei geboren und aufgewachsen ist. Ziel der Ausstellung ist es ausdrücklich nicht, eine objektive Darstellung der historischen Ereignisse zu geben. Die Ausstellung zeigt Landschaften, Städte und Menschen, die aktuell am Musa Dagh und in der Konfliktregion Bergkarabach leben. Sowohl dem Fotografen als auch mir ist es bewusst, dass es sowohl eine Vertreibung von Aserbaidschanern als auch von Armeniern gegeben hat. Und auch für uns steht es außer Frage, dass die Region Bergkarabach international anerkanntes Staatsgebiet der Republik Aserbaidschans ist. Doch ergibt sich allein aus dieser völkerrechtlichen Feststellung keine Lösung des bestehenden Konfliktes.

Fatih Kurceren ist ein renommierter deutscher Fotograf. Er ist aufgewachsen in Istanbul und hat in Ankara Germanistik studiert. Doch sein Herz schlug immer für die Kunst. So hat er sich schließlich an der renommierten Essener Folkwangschule beworben, wurde angenommen und beendete 2013dort sein Studium mit der hier gezeigten Arbeit zum Musa Dagh. Er wurde mit einer Porträtserie über Türken und einer weiteren Serie zum Schlachtfest in Marxloh in die Sammlung des Pixelprojekt_Ruhrgebiet aufgenommen. In diesem Jahr wurde er wegen seiner Verdienste um die Photographie in die DGPh (Deutsche Gesellschaft für Photographie) aufgenommen.

Fatih Kurceren Foto: Max Schulz

Fatih Kurceren Foto: Max Schulz

Fatih Kurceren hat sich als geborener Türke – nachdem er den 800 seitigen Roman von Franz Werfel gelesen hatte – auch mit der unrühmlichen Geschichte seines Heimatvolkes auseinandergesetzt. (Vielleicht so wie wir und allen voran deutsche Intellektuelle die Auseinandersetzung mit dem Holocaust geführt haben). Bis zu dem Roman hatte er nicht wirklich viel von der türkisch armenischen Geschichte gewusst. Diese wurde auch nicht an den Schulen oder in der Gesellschaft aufgearbeitet und wird sogar bis heute von der türkischen Regierung bestritten. Nun aber erbrannte in ihm der Wunsch nach Wissen. Und nun als Deutscher und in Oberhausen lebend konnte er auch Stellung zum Völkermord an den Armeniern beziehen. In der Türkei wäre er mit einer solchen Aussage wahrscheinlich ins Gefängnis gekommen und die öffentliche Ausstellung einer solchen Arbeit wäre in der Türkei sicherlich auch kaum möglich gewesen.

Für 2 mal 2 Wochen fuhr Fatih zum Musa Dagh – dem Mosesberg – im Nurgebirge im Süden der Türkei. Hier suchte er nach den Spuren einer vergangenen Zeit und schuf assoziative Bilder, die weit über ein „So sieht es aus“ hinausgehen. Die Bilder beschreiben den Ort, an dem sich 1915 4.058 Armenier gegen eine Gefangennahme und Ermordung durch die Regierung des damaligen osmanischen Reiches verschanzt hatten und schließlich durch glückliche Umstände im letzten Augenblick durch das Eintreffen eines französischen Flottenverbandes gerettet werden konnten.

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Auf dem Weg nach Musa Dagh / Ansicht aus dem Zugfenster

Viele der Bilder sind auf den ersten Blick schön, oftmals auch morbide und in einer angenehmen warmen Farbigkeit und doch gibt es immer wieder auch Zeichen, die das malerisch poetische brechen, wie bei den Lorbeersammlern und dem Mann im Kampfanzug auf einem Pferd in den Bergen. Oder dem Pferdeskelett in der Landschaft. Oder, besonders in der Arbeit zu Nagorny Karabach, den Einschusslöchern in Gebäuden. Alles sehr harmlose Bilder mit einer großartigen assoziativen Kraft. Seine Landschaftsbilder zeigen eine Weite und Schönheit, die zugleich aber auch rauh, karg und wenig fruchtbar wirkt. Den Menschen tritt er mit Respekt entgegen und diese schauen offen zurück, von den Sorgen des Alltags gezeichnet und doch stolz und stark. Gerade diese hier sichtbare sehr zurückhaltende stille Bildsprache des Fotografen, der dennoch seine Bilder auf den Punkt bringt, zeichnen ihn aus. Und all die kleinen Details am Rande haben Bedeutung zur Entschlüsselung eines uns unvertrauten Lebenszusammenhangs 4000 km entfernt von Gelsenkirchen. Nah und Fern zugleich.

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Ein junger Armenier aus dem letzten armenischen Dorf Vakifli in der Türkei

In Folge zu der Arbeit am Musa Dagh und auch getrieben von der Frage „wie geht es den Armeniern heute in den Ländern, in die sie geflohen waren“ stellte er einen Förderantrag bei der Stiftung der VG BildKunst und erhielt auch sofort ein entsprechendes Projektstipendium. Die VG BildKunst fördert Fotoarbeiten von gesellschaftlicher Relevanz.

Armenier waren in Folge des Völkermords unter anderem auch nach Syrien geflohen.

Aktuell jetzt hört die Flüchtlingswelle aus Syrien nicht auf und wenn wir die täglichen Meldungen aus Aleppo hören, wissen wir auch warum. Viele Armenier flohen nun aus Syrien zurück in ihre alte Heimat Bergkarabach, einer mehrheitlich von Armeniern bewohnten Region im Südosten des Kleinen Kaukasus, welche zwischen Armenien und Aserbaidschan umstritten ist. Hier spricht man die eigene Sprache und fühlt sich in Sicherheit.

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Eine Frau aus dem armenischem Dorf Vakifli

Bevor ich mich entschlossen hatte, diese Ausstellung zu zeigen und mit der großen Flüchtlingswelle im vergangenen Jahr sind viele Regionen nah an Deutschland gerückt, wusste ich weder wo Armenien noch wo Aserbaidschan ist. Von Bergkarabach hatte ich gleichwohl gehört. Und nun habe ich und auch Sie – dank dieser Ausstellung – ein Bild dieser Region. Vielleicht führt dieses Bild auch bei Ihnen dazu, sich mit der Problematik rund um Bergkarabach auseinanderzusetzen, denn seit dem vergangenen Jahr sind alle Konflikte an den Grenzen Europas näher gerückt und sie verschwinden auch nicht nach dem Ende der 20 Uhr Tagessschau.

(Text: Peter Liedtke, Fotos Fatih Kurceren)

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Zerstörter Wohnblock in Schuscha

 

13.10.2016 – 14.1.2017

Mo.-Fr. 6-19 Uhr, Sa. 7:30-17 Uhr

Wissenschaftspark Gelsenkirchen

Munscheidstr. 14

45886 Gelsenkirchen

www.bildsprachen.de

Wir trauern um Andreas Hub

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Pixelprojekt Fotograf hinterlässt neunjährige Drillinge – FREELENS und laif starten Benefizverkauf für Andreas´Familie

Am 8. Juli 2016 verstarb Andreas Hub nach langer und schwerer Krankheit im Alter von 58 Jahren. Erst 2015, kurz bevor seine Krankheit diagnostiziert werden konnte, hatten wir seine Arbeit „Doc Müller – Wohnungslosen-Arzt in der Dortmunder Nordstadt“ ins Pixelprojekt_Ruhrgebiet aufgenommen. Andreas, den ich über diese Arbeit bei der Eröffnung einer FREELENS Ausstellung im Dortmunder Depot 2014 kennengelernt hatte, war ein ruhiger, besonnener und warmherziger Mensch, der in jeder Lage seine große Sympathie ausstrahlt. Er war ein ausgezeichneter Fotograf und Texter und in der Welt aber auch lokal unterwegs. Seine Arbeit zu Doc Müller zeigt sein großes soziales Engagement.
Andreas hat seine schwere Krankheit bewundernswert ertragen und sein Leben geordnet.

Andreas hinterlässt neben seiner Ehefrau Ina seine neunjährigen Drillinge Amelie, Charlotte und Maria. Die Familie bekommt nur eine sehr kleine Witwen- und Waisenrente und es wird noch einige Jahre dauern, bis Ina wieder voll arbeiten kann und die finanzielle Situation sich gefestigt haben wird.

FREELENS und laif haben sich daher entschlossen durch einen Benefizverkauf einiger seiner Fotos Andreas’ Familie zu unterstützen.
Der Verkaufspreis fließt direkt auf das Konto von Andreas’ Familie.

Die Auswahl der Fotos finden Sie hier. Sie können über das Bestellformular direkt bei FREELENS bestellt werden.
Die Prints werden auf Hahnemühle Baryta hergestellt und von Ina Hub autorisiert und signiert. Sie sind unter Passepartout (30 x 40 cm bzw. 40 x 50 cm) auf Rückkarton in Pergaminhülle in zwei Größen erhältlich:
21 x 29,7 cm (Blattgröße) für 100,– Euro
29,7 x 42 cm (Blattgröße) für 150,– Euro

Die Preise verstehen sich frei Haus (in Deutschland). Für den Versand ins Ausland wenden Sie sich bitte an FREELENS

Das rebellische Bild – Werkstatt für Photographie

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Da lebt man im Ruhrgebiet und beschäftigt sich mit Fotografie, erntet Missachtung von denen, die mit anderer Kunst (und vor allem ohne Kunst) unterwegs sind, freut sich über kleine Erfolge und plötzlich fühlt man sich im Mittelpunkt einer Bewegung, die weit über die Region, über Deutschland und Europa hinausgeht. Gut, in einem Elfenbeinturm, aber an der Sitze einer Bewegung (heute würde man wohl eher Netzwerk sagen) in der es um nichts anderes ging, als um die Wahrnehmung der Welt, mit eigenen Augen und eigenem Verstand sowie um deren eigenständige Darstellung.

So mein Gefühl zur aktuellen Ausstellung im Folkwang – einem Muss für jeden Fotografieinteressierten im Ruhrgebiet und anderswo.

Uschi Blume, Werkstatt für Photographie , 1980. Aus der Serie Worauf wartest Du?

Uschi Blume, Werkstatt für Photographie , 1980. Aus der Serie Worauf wartest Du?

Die Ausstellung „Werkstatt für Photographie“ ist eigentlich dreigeteilt: c/o Berlin – Sprengel Museum, Hannover – Museum Folkwang, Essen. Es geht um die Werkstatt für Photographie des ehemaligen Polizisten und späteren Fotografen Michael Schmidt 1976 – 86 an der VHS Berlin Kreuzberg – 40 Jahre nach seiner Gründung. Initiator der Ausstellung ist Thomas Weski ein, Wegbegleiter der Werkstatt, früher selbst Fotograf (GHS Kassel), Kurator am Sprengel Museum, dann Museum Ludwig in Köln und schließlich stellvertretender Direktor am Haus der Kunst in München. Seit Oktober 2015 ist er Kurator der Stiftung für Fotografie und Medienkunst mit Archiv Michael Schmidt in Berlin.

c/o Berlin zeigt unter dem Titel „Kreuzberg-Amerika“ die Geschichte der Werkstatt, die in der VHS Berlin Kreuzberg nahezu ein eigenes Institut für zeitgenössische Fotografie unterhielt. Es ging dabei um die inhaltliche Auseinandersetzung in der Fotografie und um ihre Eigenständigkeit, nicht um die Übernahme irgendwelcher Stile und schon gar nicht um Geld und Dienstleistung. Michael Schmidt unterrichtete im Beuys’schen Sinne ohne Zugangsbeschränkung und diskutierte; er gab Workshops bzw. organisierte sie, machte Ausstellungen, organisierte Vorträge und war schließlich (mit)verantwortlich für eine fotografische Haltung einer bestimmten Gruppe von Profis und Amateuren, die sperrig (rebellisch) zum Mainstream stand.

Und er war verantwortlich für einen Austausch mit der „neuen“ amerikanischen schwarz/weiß und New Color Photography – Robert Adams, Larry Clarke, William Egglestone, Larry Fink, Robert Frank, Stephen Shore u.a. Diese brache er nach Deutschland und zeigte sie im Berliner Amerikahaus – jetzt c/o Berlin. Und alle Fotointeressierten kamen nach Berlin, um deren Werke zu sehen, mit den Fotografen zu sprechen und von ihnen zu lernen.

Michael Schmidt, Werkstatt für Photographie

Michael Schmidt, Werkstatt für Photographie

Larry Fink

Larry Fink

1979 und 1980 lehrte Michael Schmidt kurz nach dem Tode von Otto Steinert (1978) und somit in einer Zeit der Verunsicherung und Suche an der Folkwangschule. Er schuf eine Achse Essen (Ruhrgebiet) – Berlin – Amerika. Und er schuf auch eine Achse jenseits von Diplomen, Meisterschülertum, Bachelor und Masters of Art, Kunstmarkt und ähnlichem in einem Umfeld der Rebellion gegen das Herkömmliche. So dann auch der Titel der Essener von Florian Ebner kuratierten Ausstellung „Das rebellische Bild“. Hier geht es vielfach um die Fotografen der Essener Schule: Gosbert Adler, Uschi Blume, Joachim Brohm, André Gelpke, André Grossmann, Volker Heinze, Andreas Horlitz, Knut Wolfgang Maron, Petra Wittmar u.a. (einige davon Pixelprojekt Fotografen).

Und es geht um die kuratorischen Projekte von Ute Eskildsen (selbst Steinert Schülerin) – allen voran die Ausstellung „Reste des Authentischen“. Ihr ist es zu verdanken, dass die fotografischen Sammlung des Museums schließlich weltweite Anerkennung erhielt. Und es geht um ein damals neues, postmodernes subjektives Wirklichkeitsverständnis.

Joachim Brohm, Revierpark 1982

In der Ausstellung sieht man bekanntes und unbekanntes. So die Arbeit von Petra Wittmar zu den Spielplätzen in Essen, die sie systematisch nach einer Liste der Stadt „durchgearbeitet“ hat. So die fast endlosen Polaroid Porträts von Knut Wolfgang Maron (der mit den meisten Bildern in der Ausstellung).

Am beeindruckendsten fand ich jedoch die Arbeit von Andreas Horlitz und Reinhard Matz „Fotonetz“. Schon 1983 hatten sie den Versuch gestartet über Microfiche „Fotoprojekte möglichst umfangreich bzw. komplett zu zeigen“ – so der Handzettel mit der Ankündigung des Vorhabens! Ähnlich wie Pixelprojekt_Ruhrgebiet, das sich ja auch der Autorenfotografie verpflichtet sieht, waren die Projektmacher auf der Suche nach einer möglichst kostengünstigen Methode Werke in die Öffentlichkeit zu bringen. Und das Internet gab es ja noch nicht.

Seinerzeit sahen die Herausgeber sich und das Publikum vor die Alternativen „Original oder Massenkopie, Information oder Nicht-Information, Kommunikation oder Schublade“ gestellt. Und ähnlich zu Pixelprojekt_Ruhrgebiet fanden auch hier diverse Bildautoren die Form für ihre Arbeit unpassend. Trotzdem gelang es drei Jahre lang jeweils 20 Fiche mit je 49 Bildern (incl. Einleitungstext) zu verbreiten. Allein heute fehlt die Technik (die Microfichelesegeräte) um die Arbeiten zu betrachten. Früher standen diese in jeder (Uni) Bibliothek.

Siehe auch: kasselerfotoforum.

Microfiche-Lesegerät mit der Arbeit Fotonetz. Auf dem Monitor ein Foto von Kurt Schrage zur Anti Reagan Demo in Berlin. Ausstellungsfoto: Peter Liedtke

Microfiche-Lesegerät mit der Arbeit Fotonetz. Auf dem Monitor ein Foto von Kurt Schrage zur Anti Reagan Demo in Berlin. Ausstellungsfoto: Peter Liedtke

Und zur Ausstellung gehört auch eine (Colenta) Farbmaschine . Diese technische Ausstattung und der dazugehörige technische Leiter Eckard Gollnow (Inge Oswald und Erich vom Endt übernahmen hier die entscheidende Initiative) gehört wohl ebenso zu den wichtigsten Rahmenbedingungen der neuen Essener Schule nach Steinert. Anders als heute am Rechner hatten die Fotografen nur so die Möglichkeit ihre Farbgestaltung zu kontrollieren und die Bilder auf den Punkt zu bringen. (Oh ja, wieviel Zeit habe ich selbst im Farbabor verbracht, zunächst an der Uni und später in der Ateliergemeinschaft ICONOS).

Foto: Peter Liedtke - v.l.n.r. Wilmar Koenig, Volker Heinze, Petra Wittmar, Knut Wolfgang Maron, Florian Ebner

Foto: Peter Liedtke – v.l.n.r. Wilmar Koenig, Volker Heinze, Petra Wittmar, Knut Wolfgang Maron, Florian Ebner

So viel zu Essen. 300 Exponate von 30 Fotografinnen und Fotografen in  sieben Räumen auf 690 Quadratmetern. Und auch ein Zweitbesuch lohnt!

In Hannover im Sprengel Museum – lange Jahre einer der wichtigsten Hotspots für Fotografie in Deutschland – wird der Fokus auf die Vorgeschichte und das Umfeld dieser oben beschriebenen Fotografiebewegung gerichtet. Der Titel dieser Ausstellung lautet: „Und plötzlich diese Weite“. Zu nennen sind hier insbesondere die Schweizer Zeitschrift CAMERA (von 1966-1981), die ersten deutschen Fotogalerien – Album Fotogalerie Köln, (Ann und Jürgen Wilde), Galerie Lichttropfen Aachen (Rudolf Kicken und Wilhelm Schürmann) und Galerie A. Nagel Berlin (Alexander Nagel) und die (Medien) Documenta 6 (unter Manfred Schneckenburger) in Kassel und den Fotografieverantwortlichen Klaus Honnef und Evelyn Weiss. Später kamen dann Camera Austria und Forum Stadtpark Graz sowie die Spectrum Photogalerie Hannover dazu.

(Im Ruhrgebiet ist wahrscheinlich die Galerie Lichtblick (1977-81) von Jürgen Spiller die erste Galerie, die sich ganz und gar der Fotografie verschreibt.)

Ja, nicht schon immer wurde Fotografie als Kunst akzeptiert. Und gerade heute in einer Zeit, in der soviel fotografiert und publiziert wie nie zuvor, wird es fast noch bedeutsamer, das Besondere und Einzigartige in der aktuellen Fotografie zu entdecken und sichtbar zu machen.

Und das geht über Diskussion und Auseinandersetzung – zu Form und vor allem zu Inhalt!

Text: Peter Liedtke

 

Werkstatt für Photographie 1976 – 1986

Eine Kooperation von C/O Berlin, Museum Folkwang, Essen, und Sprengel Museum Hannover
Initiator und Hauptkurator: Thomas Weski

Museum Folkwang
Das rebellische Bild

Situation 1980: Die Kreuzberger „Werkstatt für Photographie“ und die junge Folkwang-Szene
9. Dezember 2016 bis 19. Februar 2017
Kurator: Florian Ebner

C/O Berlin
Kreuzberg – Amerika

Die Berliner Werkstatt für Photographie 1976 – 86
10. Dezember 2016 bis 12. Februar 2017
Kurator: Felix Hoffmann

Sprengel Museum Hannover
Und plötzlich diese Weite

Kleine transatlantische Fotografiegeschichte nach ’66
11. Dezember 2016 bis 19. März 2017
Kuratorin: Inka Schube

neueheimat.ruhr – Zuwanderung im Ruhrgebiet aus der Sicht von Fotograf*innen

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Bekanntes zuerst: Anfang des 19. Jahrhunderts waren Duisburg und Dortmund die größten Städte der Region mit lediglich etwa 5.000 Einwohnern. Gelsenkirchen und Herne in der nördlich gelegenen Emscherregion hatten zu dieser Zeit erst einige hundert Einwohner.

Dies änderte sich mit dem Beginn der Industrialisierung des Ruhrgebietes Anfang des 19. Jahrhunderts. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstanden über 220 Zechen und in deren Folge Kokereien sowie Eisen- und Stahlhütten.

Die wirtschaftliche Expansion machte die Anwerbung neuer Arbeitskräfte erforderlich. Die Bevölkerungszahlen stiegen explosionsartig. Angeworben wurden zunächst Arbeitskräfte aus Polen, später aus Italien, Spanien, Griechenland, Jugoslawien, Marokko und der Türkei. Hatte Bochum im Jahre 1800 noch 2.200 Einwohner, so wuchs die Zahl bis zur Jahrhundertwende auf 65.000 und im Jahre 1905 auf 117.000. Vormalige Dörfer entlang der Emscher entwickelten sich zu Großstädten.

Neben der Arbeitsmigration gab es aber auch Wellen der Einwanderung wie z. B. die der asylsuchenden Flüchtlinge seit den 1980er Jahren, die der Spätaussiedler in den 1990er Jahren oder die der Kontingentflüchtlinge. 2015 wird die massenhafte Flucht nach Deutschland (insbesondere aus Syrien und Afghanistan), aber auch die Zuwanderung aus den neuen EU-Mitgliedsstaaten zunehmend von breiten Bevölkerungskreisen als Problem betrachtet und stellt den Zusammenhalt in der Gesellschaft vor erhebliche Aufgaben.

Dabei ist die Integration von Menschen anderer Kulturen in der Region weitgehend geglückt und kann an vielen Stellen als vorbildlich beschrieben werden. Man stand über Jahrzehnte gemeinsam „vor der Kohle“ oder am Hochofen und hat zusammengearbeitet.

All dies lässt sich nicht nur nachlesen, sondern auch – Dank der Fotografie und ihrer Nachwuchsschmieden an der Folkwangschule und später auch der FH Dortmund sowie der regionalen Fotografengemeinschaft – in der Rezeption der regionalen Fotogeschichte ablesen.

Am Anfang stehen Fotografen wie Hans Rudolf Uthoff, der als Fotograf der „Hüttenzeitung“ des Bochumer Vereins auch den Alltag der Stahlarbeiter fotografierte und 1965 die Anreise neuer türkischer Hüttenarbeiter und ihre Ankunft in der Serie „Türkische Gastarbeiter für das Ruhrrevier“ fotografierte, Manfred Vollmer, der seit 1971 und über Jahrzehnte in der Serie „Arbeitswelt“ den Arbeitsalltag und die Arbeitskämpfe der Industriearbeiter mit der Kamera begleitete und damit – ganz nebenbei – auch die Arbeitsgeschichte der Zuwanderer, Henning Christoph (sechsfacher World Press Preisträger), der in der Zeit von 1978-1990 die Freizeit der türkischen Mitbewohner fotografierte oder auch Brigitte Kraemer, die den Alltag in Migrantenfamilien zu ihrem Hauptthema machte und hier insbesondere auch den Migrantinnen zu öffentlicher Wahrnehmung verhalf. Mit der Serie „so nah – so fern“ gelang ihr ein beindruckendes Dokument dieser Sozialgruppe.

© Hans Rudolf Uthoff aus der Serie: Türkische Gastarbeiter für das Ruhrrevier

© Manfred Vollmer aus der Serie: Arbeitswelt

Im Laufe der Jahre werden die Themen differenzierter und auch ihre Darstellung. Während am Anfang die Neugierde an der fremden Kultur im Vordergrund stand, werden die Arbeiten zunehmend sozialkritischer. So bei Klaus Rose, der 1980-1989 die Ankunft von DDR Flüchtlingen in Unna-Massen fotografierte. Die Serie heißt „Ankunft im Revier“. Michael Kerstgens fotografiert 1995 in der Serie “Asyl“ Menschen, die im Gefängnis auf ihre Abschiebung warten und Andre Zelck porträtiert 2008 in der Serie „Geduldet geboren“ Menschen und deren Kinder, die in Deutschland lediglich geduldet werden. Ein Thema, das Andreas Langfeld 2013 mit der Serie „Status“ wieder aufgreift. Rosa Maria Rühling fotografiert in der Serie „AZIS“ 2010 die rumänisch-bulgarische Stricherszene in Dortmund und Daniel Kessen 2013 die migrantische Notwirtschaft auf Flohmärkten.

© Klaus Rose aus der Serie: Ankunft im Revier

 © Daniel Kessen aus der Serie: Markt

Aber es entstehen auch Serien, die die kulturelle Bereicherung der Region durch die Zuwanderung zeigen. Gerno Michalke z. B. zeigte schon 1991-1992 mit der Serie „Afrika United – Schwarzer Fußballzauber im Revier“ den „schwatten“ Gast-Verein der Essener Turngemeinschaft-West. 1995 portraitiert Heiner Schmitz, ehemaliger Fotografieprofessor in Dortmund, mit „Mintarder Straße“ eine Roma-Familie in Mülheim. Mit der Fotoserie „Wodka, Visa, Wurst – eine tägliche Reise von Duisburg nach Moskau“ rückt Janne Reichert ein vielen unbekanntes Reiseverhalten der russischen Community 2005 in den Fokus. Ein großes und ungemein beliebtes Thema ist der 2002 in einem Gewerbegebiet in Hamm entstandene Sri Kamadschi Ampal Tempel, der zweitgrößte Hindutempel Europas. Nicht nur Brigitte Kraemer, die sich hier mit dem Thema Glauben beschäftigt, sondern auch David Klammer, Anke Kramer, Tom Rölecke und Matthias Gödde schaffen hier außergewöhnliche Arbeiten, die weit über das Normale hinausgehen. Ekkehart Bussenius und Tania Reinicke porträtieren mit ihren „Heimatbildern“ 2005 die multikulturelle Gesellschaft. Und Magdalena Spinn zeigt mit ihrer Serie „Pottperlen“ 2010/2011 die Schönheit der weiblichen Zugewanderten. Andere zeigen das regionale Engagement, das über die eigenen Grenzen hinausgeht, mit dem Friedensdorf Oberhausen, mit dem sich sowohl Brigitte Kraemer 2004 als auch Jakob Studnar 2014 auseinandersetzten.

© Gerno Michalke aus der Serie: Afrika United – Schwarzer Fußballzauber im Revier

Inzwischen sind es Fotografen mit Migrationshintergrund, die in ihren Themen die eigene Migrationsgeschichte bearbeiten. So Fatih Kurceren mit den Serien „Opferfest in Duisburg Meiderich“ 2008, „Türken“ 2008-2011 und „Auf der Straße“ 2013, oder auch Kim Sperling mit koreanischen Wurzeln in der Serie „Kyopo“ über die koreanische Arbeitsmigration. Beide haben im Ruhrgebiet Fotografie studiert. Damit hat die Auseinandersetzung nun eine neue Qualität und Tiefe erreicht, die viele Erkenntnisse auch jenseits von statistischen Erhebungen zulassen.

© Fatih Kurceren aus der Serie: Türken

Aktuell reagieren die Fotografen auf die aktuelle Flüchtlingswelle. So Rainer Bigge mit der Serie „to go or not to go“ aus dem Jahr 2016 oder auch wieder Brigitte Kraemer in ihrer aktuellsten Arbeit zum Thema Flüchtlinge. Und sicherlich noch viele mehr.

© Rainer Bigge aus der Serie: To go or not to go

Viele der vorgestellten Serien zeigen wie selbstverständlich Themen der „neuen Nachbarn“ mit Migrationshintergrund. Sie zeigen (fast) fremde Kulturen in der Nachbarschaft und sie zeigen die Geschichte einer zusammengewachsenen multikulturellen Gesellschaft, in welcher der Taubenvater ebenso exotisch ist wie der Imam einer türkischen Gemeinde. Und auch die Nöte von Asylsuchenden und geflüchteten Menschen werden nicht nur als aktuelles Phänomen emotional erfahrbar gemacht.

Und wir sehen, Zuwanderung ist kein neues Thema – zumindest nicht im Ruhrgebiet. Zuwanderung heißt Bereicherung. Was wäre die Region Ruhr ohne ihre neuen Nachbarn und Nachbarinnen?

© Magdalena Spinn aus der Serie: Pottperlen

Die beschriebenen Serien und einige mehr sind aktuell sichtbar gemacht auf der Internetseite www.neueheimat.ruhr. Die Bildserien stammen aus der Sammlung des Pixelprojekt_Ruhrgebiet – digitale Sammlung fotografischer Positionen als regionales Gedächtnis. Pixelprojekt_Ruhrgebiet reagiert damit auf aktuelle Ereignisse und die Gefahr einer sozial auseinanderdriftenden Gesellschaft.

 

Text: Peter Liedtke

Fotografie als Waffe – Kann Fotografie die Welt verändern?

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Die Frage ist alt und Antworten heute vielschichtiger, uneindeutiger und vielleicht auch marginalisierter als je zuvor. Denn die „Sozialfotografie“, wie sie Roland Günter in seinem 1977 erschienen Buch* auffasste, ist überrollt und überschwemmt worden durch Digitalisierung, das Internet und eine Profanisierung, die jeden jederzeit zu Subjekt bzw. Objekt des fotografischen Tuns machen kann.

Günters Buch entstand im Umfeld des Kampfes um den Erhalt der traditionellen Arbeitersiedlungen im Ruhrgebiet, ausgehend von der Siedlung Eisenheim in Oberhausen. Ab Anfang der 70er Jahre engagierte sich dort Roland Günter mit weiteren Wissenschaftlern und den Betroffenen in einer der ersten Bürgerinitiativen gegen den Abriss der sog. Bergarbeiterkolonien.

Im Rückblick wirkt die Aktion wie die Initialzündung für das Entstehen der “Industriekultur“” im Ruhrgebiet: Nach dem Rückgang der Montanindustrie erfand die Region sich neu – und schaffte den sog. Strukturwandel auch und gerade, weil die alten Stätten der Arbeit nicht entwertet, sondern “umdefiniert” wurden: Statt Maloche Kultur in Industriekathedralen, statt Abraumhalden Berge mit Kunstereignissen obendrauf, statt Arbeitersiedlungen Eigenheime mit Gartenzaun.

Sozialfotografie ergreift Partei

Roland Günter hatte etwas anderes im Sinn: Sozialfotografie ergreift Partei – für die marginalisierten Bewohner der Siedlungen, für die vom Arbeitsplatz-Abbau Betroffenen. Ihre Gegenwehr gegen die Zerstörung von Wohnraum und der vertrauten Lebenswelt benutzt die Fotografie als Waffe.

Sichtbarer Ausdruck ist das Buch “Rettet Eisenheim”, erschienen 1972. Günter nennt das Buch eine “Sozialdokumentation über das Leben von Bergarbeitern in ihrer Siedlung – mit Fotos, Aussagen der Arbeiter, Texten von Wissenschaftlern”**. Der Band ist das Ergebnis eines Projektes von Studenten und Dozenten der Fachhochschule Bielefeld. Anders als im Wissenschaftsbetrieb üblich, wollen die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen Schlussfolgerungen ziehen und zum Handeln anstiften – “das Buch als Waffe benutzen”.

In diesem wie auch in den folgenden Büchern werden Die Betroffenen zu Autoren. Sie bestimmen (mit), was veröffentlicht wird, produzieren die Fotos im Idealfall selber und benutzen Buch und Fotos, um für ihr Anliegen zu demonstrieren. Besonders Interessierte organisieren sich als “Arbeiterfotografen” in Gruppen. Es entsteht eine bundesweite Bewegung, die die Arbeit im Hamburger Hafen dokumentiert, Umweltzerstörung anklagt und die Proteste gegen Atomkraft begleitet.

Ohne technische Hürde zum veröffentlichungsreifen Foto

Die fotografierenden Laien werden von Fotografen und Kunsterziehern angeleitet, um Bilder für die Veröffentlichung zu produzieren – eine Voraussetzung, die heute gnadenlos entfällt. Die technische Hürde Dunkelkammer ist verschwunden. Jeder kann mit seinem Smartphone ein Foto schießen und es unmittelbar danach veröffentlichen, sichtbar für ein namenloses, unzähliges Publikum.

Ist diese Fotografie in Günters Sinne unwirksam? Sind die wackeligen Fotos und Videosequenzen, die anlässlich von Terroranschlägen, Unfällen und Katastrophen entstehen und über alle Kanäle verbreitet werden (auch in den sog. Qualitätsmedien) belanglos? Offensichtlich nicht.

Fotografie in Günters Sinne zeigt Arbeit und Alltag, Menschen und ihr normales Tun, die Bedrohung ihrer Lebenswelt und ihren Protest dagegen – rauh und ungeschönt, schwarz-weiß und direkt. Auch die Fotos auf Facebook, Instagram und Co. zeigen die Alltag ihrer Autorinnen und Autoren – oft genug gestylt und für den momentanen Effekt gemacht. Haben sie deswegen keine Wirkung?

Offensichtlich bedeuten sie vielen Menschen etwas, sonst würden sich nicht Millionen damit beschäftigen, die Fotos zu machen, hochzuladen und anzuschauen. Was dieses “Etwas an Bedeutung” genau ist, darüber gibt es viele, eher abschätzige Meinungen. In den 70er Jahren war es unvorstellbar, dass Fotografieren zu einer alltäglichen Handlung werden würde, so wie Kaffeekochen.

Kann Fotografie unter diesen Umständen Waffe sein und gesellschaftliche Veränderungen bewirken im Sinne von Fortschritt und Gerechtigkeit?

Es gibt ja auch noch die Autorenfotografie – den Profi , der oder die mit profunder Hochschulausbildung im Rücken ihr oder sein sozialkritisches Projekt erarbeitet und als Serie für Ausstellungen produziert oder als Fotoreporter vor Ort schießt und in den Medien veröffentlicht. Ist diese Fotografie Waffe zur Weltverbesserung?

Das Foto des dreijährigen Aylan Kurdi am Strand von Bodrum, aufgenommen am 2. September 2015 von der türkischen Fotojournalistin Nilüfer Demir, war es bestimmt. Das Grauen des Syrienkrieges und der Flüchtlingskrise, für das der Körper des unschuldigen, toten Kindes steht, haben viele bis heute nicht vergessen und war Anlass für Hilfsbereitschaft und politisches Handeln – auch auf Regierungsebene.

Selber können – selber verstehen – selber beherrschen

Was von Günters Ansatz unverändert bleibt, ist der Gedanke der Selbstermächtigung. Und der erscheint dringender als je zuvor. Wollen wir der Bilderflut nicht gedanken- und alternativlos ausgeliefert sein, müssen wir sie verstehen. Warum sind Fotos (und Videos) nur scheinbar Abbilder der Wirklichkeit? Warum empfinde ich das eine Bild als gelungen und das andere nicht? Was genau kann ich eigentlich verändern mit Photoshop und wie erkenne ich die Manipulation? Vielleicht kann ich mit Hilfe von Fotos meine Lebenswelt besser erforschen als mit Hilfe von Texten?

Fotografie ist nicht nur Nebenbei-Beschäftigung und neues Medium für Klatsch und Tratsch. Sie ist eine wirkmächtige Waffe im gesellschaftlichen Diskurs. Fotografie zu “beherrschen” ist so wichtig, wie Lesen und Schreiben zu können.

Text: Martina Kötters

* Günter, Roland: Fotografie als Waffe. Geschichte der sozialdokumentarischen Fotografie, Hamburg/Westberlin 1977
** ebenda, Seite 110

Schicht im Schacht – Leben ohne Kohle

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Vier Fotoserien zum Aus des Steinkohlebergbaues im Ruhrgebiet – im Wissenschaftspark Gelsenkirchen

Am 21. Dezember 2018 ging mit der Schließung des Bergwerks Prosper-Haniel in Bottrop offiziell das Licht aus für den Steinkohlebergbau im Pott. Der Bergbau hat den wirtschaftlichen Aufschwung der Region bis heute entscheidend geprägt. Inzwischen sind die Industriekulturbauten zum Alleinstellungsmerkmal der Region geworden. Und der Doppelbock der Zeche Zollverein gilt heute als Symbol eines in die Zukunft gerichteten Ruhrgebiets.

Was der Ausstellungsbesucher vermisst:
Der Doppelsinn “Leben ohne Kohle” wurde nicht berücksichtigt. Menschen, die durch den Verlust ihres Arbeitsplatzes ins soziale Abseits gedrängt wurden, sind nicht zu sehen. Doch deren Geschichten interessieren – zumindest mich.

Festlich gedeckte Tische im Erich-Brost-Pavillion auf dem

Weltkulturerbe Zeche Zollverein, Essen, 2009, aus der Serie “Leben ohne Kohle” von Thomas Pflaum.

Personen sind zwar teilweise sichtbar in Thomas Pflaums Serie “Leben ohne Kohle”: jedoch als anonyme Touristen, Schlemmer im Restaurant, als Performer von Kunstevents oder schaukelnde Kinder. Pflaums 21 Motive befassen sich mit “Quo vadis, Ruhrgebiet?” Der vielfach preisgekrönte Fotograf, er begleitet seit 25 Jahren das sich verändernde Ruhrgebiet mit der Kamera, stellt aber die richtigen Fragen.

Weg von der Montanindustrie, aber wohin? Wie geht es weiter, wenn die Transformation einer ganzen Region vollzogen sein muss? Reichen Zechen als aufgehübschte Orte für Touristen für ein Leben ohne Kohle? Reicht Kulturindustrie statt Industriekultur und kann das Ruhrgebiet im Wettbewerb der Städte und Regionen mithalten?

Sarah Blümel widmet sich mit ihrer Serie “Kultur, die bleibt” dem verflossenem Charme diverser Zechensiedlungen in unterschiedlichen Städten (24 Bilder).

Zechensiedlung - Fotoserie "Kultur die bleibt", Sarah Blümel

Zechensiedlung, aus der Fotoserie “Kultur die bleibt” von Sarah Blümel.

Vladimir Wegener (* in Sofia, lebt in Essen) zeigt die Ästhetik unterschiedlicher Bergbau-Abraumhalden, deren Brachland aus taubem Gestein durch Rekultivierung wiederbelebt werden soll (18 Motive).

Blick über Abraumhalde mit schwarz-glänzendem, taubem Gestein.

Aus der Serie “Abraumhalden” von Vladimir Wegener.

Magisch Natalie Richters elfteilige Serie “Bergbau Artefakte”: Die DEW21-Kunstpreisträgerin von 2018 fotografierte u. a. Handschuhe, Kaffeepulle, Schutzhelm, die Heilige Barbara oder Grubenlampen vor schwarzem Hintergrund und bringt diese durchaus zum Leuchten.

Grubenlampen aus der Fotoserie "Bergbau-Artefakte" von Natalie Richter.

Grubenlampen, aus der Serie “Bergbau-Artefakte” von Natalie Richter.

Die Blümel-Richter-Wegener Arbeiten entstanden im Rahmen eines Studienprojekt unter Leitung von Prof. Gisela Bullacher (Folkwang Universität der Künste, Essen) mit Unterstützung der RAG Aktiengesellschaft, dessen Ergebnisse in der Buchreihe “Unter uns” im C. H. Beck Verlag veröffentlicht wurden.

Zur Präsentation der 74 Fotos in der wohl längsten Fotogalerie im Revier:

Warum sind die Begleittexte zu den Bildern so klitzeklein? Warum werden keine Porträts der Fotografinnen und Fotografen gezeigt? Einen selbstbewussteren Auftritt hätte “Schicht im Schacht – Leben ohne Kohle” verdient.

Aber, und das bitte nicht zynisch verstehen, dafür fehlte wohl die Kohle.

Text: Hartmut Bühler

Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstraße 14

bis 6. April 2019
Mo-Fr 6-19 Uhr
Sa 7.30-17 Uhr
Freier Eintritt

Eine Ausstellung von Pixelprojekt-Ruhrgebiet.de

 

Gruppenfoto Ausstellungseröffnung

Bei der Ausstellungseröffnung: Wolfgang Jung, Geschäftsführer Wissenschafspark Gelsenkirchen, Vladimir Wegener Fotograf, Prof. Gisela Bullacher, Professorin für Fotografie an der Folkwang Hochschule der Künste, Satah Blümel, Fotografin, Natalie Richter, Fotografin, Tom Pflaum, Fotograf, Peter Liedtke, Kurator der Ausstellung (von links nach rechts). Foto: Bettina Steinacker

Ausstellungen im März

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Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 3.3.2019
„Life in Cities“ – Fotografien von Michael Wolf
Deichtorhallen – Haus der Photographie
Deichtorstr. 1-2
20095 Hamburg
www.deichtorhallen.de/hausderphotographie

noch bis 8.3.2019
„Durch Deutschland“ – Fotografien von Andreas Teichmann
Nadelfabrik Aachen
Reichsweg 30
52068 Aachen
www.aachen.de – Teichmann

7.3 bis 10.3.2019
„The Horizon looks different from afar“ – Fotografien von Sarah Straßmann u.a.
Kunstquartier Bethanien Studio 1
Mariannenplatz 2
10997 Berlin
pilote-contemporary.com

noch bis 17.3.2019
„Bäume um uns“ – Fotografien von Daniel Sadrowski und Gerhard Kurz
Fotoraum Köln e.V.
Herderstr. 88
50935 Köln
www.fotoraum-koeln.de

17.3.-28.4.2019
„Durch Deutschland“ – Fotografien von Andreas Teichmann
Kunsthaus Langenberg
Wiemerstr. 3
42555 Velbert
www.alldiekunst.com/austellungen

29.3.-7.7.2019
„Two Rivers“ Fotografien von Joachim Brohm und Alec Soth
NRW FORUM
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

30.3.-30.6.2019
„Was von der Zeche bleibt. Bilder nach der Kohle“ – Fotografien von Bernd Langmack
Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
www.lwl.org – Zeche Hannover Sonderausstellung

noch bis 20.4.2019
Schicht im Schacht – Leben ohne Kohle mit Fotografien von Thomas Pflaum, Natalie Richter und Vladimir Wegener
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.wipage.de – Schicht im Schacht – Leben ohne Kohle

noch bis 21.4.2019
„Vonovia Award für Fotografie“ – Fotografien u.a. von Nanna Heitmann
Kommunale Galerie Berlin
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin
www.kommunalegalerie-berlin.de – Ausstellungen

noch bis 24.5.2019
„We love Photography!“ u.a. mit Arbeiten von Joachim Brohm
Deutsche Börse Photography Foundation
Mergenthaler Allee 61
65760 Eschborn
deutscheboersephotographyfoundation.org

noch bis 19.5.2019
“Bottrop-Ebel 76“ – Fotografien von Michael Wolf
Josel Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
www.bottrop.de – Ausstellungen

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 7.4.2019
„45257//44147“ – Studierende und Alumni des Studiengangs Fotografie/Medien der HBK Essen
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
44147 Dortmund
www.kuenstlerhaus-dortmund.de

noch bis 5.5.2019
„Diamonds against Stones“ Fotografien von Marge Monko
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

noch bis 17.3.2019
„STOFFWECHSEL – Die Ruhrchemie in der Fotografie“ kuratiert durch Rainer Schlautmann
LVR-Industriemuseum Peter-Behrens-Bau
Essener Straße 80
46047 Oberhausen
industriemuseum.lvr.de – Ausstellungen

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 10.3.2019
“Bauhaus und die Fotografie – Zum neuen Sehen in der Gegenwartskunst”
NRW Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

8.3.-10.6.2019
„Fotografinnenan der Front“ von Lee Miller bis Anja Niedringhaus
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.kunstpalast.de – Ausstellung

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 9.3.2019
“Das letzte Bild – Fotografie und Tod“
C/O Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
www.co-berlin.org

noch bis 31.3.2019
„Orte und Erinnerung“ – Fotografien von Laurenz Berges
Museum für Photographie
Helmstedterstr. 1
38102 Braunschweig
www.photomuseum.de

noch bis 3.3.2019
„smart as photography – be an artist today“
ZEPHYR
C 4.9
68159 Mannheim
zephyr-mannheim.com

noch bis 21.4.2019
„CRAZY – Leben mit psychischen Erkrankungen“
f³ – freiraum für fotografie
Waldemarstr. 17
10179 Berlin
fhochdrei.org


Lokaltermin im Fotoarchiv des Ruhr Museums auf Zollverein

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Zehn Personen aus dem Ruhrgebiet, Düsseldorf, Bonn und Saarbrücken (vornehmlich Fotograf*innen) fanden am 28. Februar den Weg zum Fotoarchiv des Ruhr Museums auf dem Gelände des Weltkulturerbe Zollverein in Essen. Zehn war gleichzeitig die Höchstzahl der möglichen Teilnehmer*innen und einige standen leider noch auf der Warteliste, so groß war die Nachfrage.

Stefanie Grebe, Leiterin des Fotoarchivs, gab einen Einblick in Sammlungstätigkeit, Bestände und Archivierungsverfahren. Besonders problematisch und teuer: das dauerhafte Aufbewahren von “digital born”, also digital entstandenen Fotos.

Auch die eigentlichen Archivräume konnten besucht werden – ein lautes und kühles Erlebnis, nachdem dem obligatorischen Gang durch die Klimaschleuse.

Peter Liedtke war dabei und hat auf dem Blog “Netzwerk Fotoarchive” der Deutschen Gesellschaft für Fotografie darüber berichtet.

Mehr lesen:
www.netzwerk-fotoarchive.de

“Eva Besnyö – Photographin – Budapest.Berlin.Amsterdam”

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Gleich gegenüber dem historischen Rathaus, Bremens touristischem Hotspot, liegt die Böttcherstraße – ein kleines Gewirr aus Gängen zwischen expressionistisch anmutenden Backstein-Gebäuden mit Kuppeln und Türmen, Ecken und Kanten, Läden mit Kunsthandwerk und Restaurants. Die Kulturinteressierten unter den Touristen finden mittendrin den Eingang und die geschwungene Treppe zum Paula Modersohn-Becker Museum, das aktuell eine Retrospektive zum Werk der Fotografin Eva Besnyö (1910 – 2003) zeigt. Zu sehen ist ein Rückblick auf ein langes, selbstbestimmtes Künstlerinnen-Leben.

Als 18-jährige entdeckte Eva Besnyös während ihrer Ausbildungszeit zur Fotografin in Budapest das Foto-Buch „Die Welt ist schön“ von Albert Renger-Patzsch (1889-1966). Dessen neue, moderne Auffassung von Fotografie gibt den Anstoß für Besnyös eigene fotografische Arbeit. Sie erkundet ungewöhnliche Motive: glänzende Tomaten in einem Korb, Lastenträger bei der Arbeit im Hafen, das Schattenspiel von Blättern auf einem Weg.

Anfang der 30er Jahre mit knapp 20 Jahren der entscheidende Schritt: Eva Besnyö geht ihren eigenen, unabhängigen Weg und zieht nach Berlin, wo sie in einem Atelier für Auftragsfotografie beruflich Fuß fasst und später ein eigenes Atelier eröffnet. Erste wichtige Arbeiten entstehen. Sie experimentiert mit den neuen Möglichkeiten: Detailansichten, Berliner Straßenszenen, Portraits, ungewöhnliche Perspektiven, Licht und Schatten.

Eva Besnyö, Starnberger Straße, Berlin, 1931, Silbergelatine © Eva Besnyö / MAI

Schon 1932 erkennt sie, dass sie u. a. wegen ihrer jüdischen Herkunft nicht in Deutschland bleiben kann und geht mit ihrem späteren Ehemann John Fernhout nach Amsterdam. Sie hat fast unmittelbar Erfolg mit einer Einzelausstellung mit 40 Fotos bei Carel van Lier, einem Kunsthändler und Galeristen.

In der Folge baut sie sich vor allem mit Architektur- und Portraitfotografie eine neue, finanziell abgesicherte Existenz auf.

Eva Besnyö, Kantine der AVRO-Studios, Hilversum, 1936, Silbergelatine Vintage © Eva Besnyö / MAI

 

Eva Besnyö, Narda, Amsterdam, 1937, Silbergelatine © Eva Besnyö / MAI

Ab 1942 überlebt Eva Besnyö in einem Versteck und mit Hilfe von Freunden Besatzung, Verfolgung, Zerstörung und Krieg in Holland.

In den 50er und 60er Jahren tritt Eva Besnyö wenig in der Öffentlichkeit hervor. Sie hat zusammen mit ihrem zweiten Ehemann eine Familie gegründet und fotografiert u.a. die Künstlerinnen und Künstler in ihrem Umfeld.

International erfährt ihr Werk Anerkennung: Ihre Arbeit “Näherin” von 1953 wird in Ausstellung und Katalog von Edward Steichens “The Family of Man” aufgenommen. Sie nimmt teil an der Ausstellung Post-war European Photography im Museum of Modern Art in New York.

Aber dann, in den 70er Jahren, wird sie zur bekannten Fotografin der Frauenbewegung in den Niederlanden. Sie begleitet und dokumentiert den Kampf der “Dollen Minas”, die sich mit spektakulären Aktionen für die Rechte der Frauen einsetzen.

2003 stirbt Eva Besnyö über 90-jährig in Hilversum in einem Wohn- und Arbeitszentrum für ältere Künstlerinnen. In den Jahren zuvor hat sie ihren Nachlass gesichtet und geordnet, begleitet vom niederländischen Filmemacher Leo Erken. Entstanden ist der berührende biografische Film “De Keurcollectie” (2002), der in der Ausstellung gezeigt wird.

Im Film ist Eva Besnyö zu sehen, wie sie ihre Arbeiten kritisch beurteilt und die ein oder andere kurzerhand zerreißt.

Eva Besnyö, Strandbad Wannsee, Berlin, 1931, Silbergelatine © Eva Besnyö / MAI

Über die Ausstellung:

Die Ausstellung “Eva Besnyö – Photographin – Budapest.Berlin.Amsterdam” folgt in vier Sälen des Museums den wichtigen Stationen in Eva Besnyös Leben. Zu sehen sind überwiegend Originalabzüge aus dem Nachlass, begleitet von ausführlichen Infotafeln zu Lebensdaten und fotografischer Arbeit.

Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Käthe Kollwitz Museum in Köln.

Blick in einen Ausstellungsraum des Paula Modersohn-Becker Museums. Foto: MK

Das Paula Modersohn-Becker Museum setzt mit der Besnyö-Ausstellung seine Reihe mit Fotografinnen des 20. Jahrhunderts fort und möchte so unentdeckte bzw. aus der kunsthistorischen und musealen Aufmerksamkeit geratene Fotografinnen vorstellen. Das Paula Modersohn-Becker Museum ist das erste Museum weltweit, das mit seiner Gründung 1927 dem Werk einer Malerin gewidmet wurde.

Die erste Ausstellung der Reihe mit Fotografinnen war 2017 Annelise Kretschmar (1922 bis 1975) gewidmet. Die gebürtige Dortmunderin eröffnete als eine der ersten Frauen ein Fotostudio in Deutschland. Sie wurde 1982 und 2003 mit Einzelausstellungen im Essener Museum Folkwang und im Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund gewürdigt. (lt. Eintrag Wikipedia)

Auch Arbeiten von Eva Besnyö waren bereits im Museum Folkwang zu sehen – 1994 in der Ausstellung “Photographieren heißt teilnehmen. Photographinnen der Weimarer Republik”.

Text: Martina Kötters

 

“Eva Besnyö – Photographin – Budapest.Berlin.Amsterdam”
noch bis 22. April

Paula Modersohn-Becker Museum
Böttcherstraße 6–10
28195 Bremen
www.museen-boettcherstrasse.de

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen.

 

Eva Besnyö, Violette Cornelius, Fotografin, Keizersgracht 522, Amsterdam, 1938, Silbergelatine © Eva Besnyö / MAI

Michael Wolfs Fotoserie Bottrop-Ebel 76 im Museum Quadrat Bottrop

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43 Jahre nach ihrem Entstehen – ja, die Motive von Michael Wolf sind auch heute noch große Klasse. Sie sind an- und berührend, humorvoll, fein beobachtet. Entstanden sind sie für seine Examensarbeit “Die Lebensbedingungen einer Bergmannssiedlung am Beispiel von Bottrop-Ebel 76”, betreut von den Folkwangschule-Professoren Otto Steinert und Lutz Niethammer.

Die Serie zeigt Bilder, die Wolf 1976 gemacht hatte, als er für einige Monate in Ebel lebte. Sie ist ein Blick auf das Leben in Ebel aus der Nahsicht: Arbeit und Privates gehen ‘Hand in Hand’. Getragen von einem soziologisch-dokumentarischen Impetus, wählt sie zugleich ihre künstlerischen Mittel sorgfältig.

© Michael Wolf / Fotoarchiv Ruhr Museum, Essen

Wolf war mit der Kamera auch unter Tage: das analoge Filmkorn von damals korrespondiert mit dem Staub der Kohle. Diverse Ausstellungsfotos im Museum Quadrat gibt es in unterschiedlichen Größen und Ausarbeitungen: als Ausbelichtungen von digitalisierten Negativen und als Vintage-Prints der historischen Bildserie, aufgezogen im typischen “Steinert-Format”.

Während die Modern Prints durch einen Reichtum an Grautönen und Durchzeichnung bestechen, sind die Vintages wesentlich kontrastreicher und kraftvoller. Welcher Stil „richtiger“ ist, ist nur schwer zu beantworten. Aber auf jeden Fall sind die Modern Prints von Michael abgenommen und authorisiert. Ein direkter Vergleich von Digitalprints und Analogabzügen ist also möglich. Er wird aber beeinträchtigt durch Raumwechsel und unterschiedliche Helligkeitsverhältnisse – die Vintages als unwiederherstellbare „Originale“ hängen verdunkelt.

© Michael Wolf / Fotoarchiv Ruhr Museum, Essen

Museumsdirektor Dr. Heinz Liesbrock berichtet, dass Wolf Jahrzehnte darauf gewartet hat, die Bilder im Quadrat Bottrop ausstellen zu dürfen, aber von sich aus nie aufs Museum zugehen wollte. Bis dann das Museum handelte, weil die Bilder ”eminent historisch” geworden seien und ”eine andere Geschwindigkeit, andere Lebensformen als heute” zeigen.

Sehr informativ ist der Begleittext zum Katalog von 2012 von Dr. Sigrid Schneider, der ehemaligen Leiterin des Fotoarchivs im Ruhrmuseum Essen. “Ich bin extrem neugierig auf Menschen”, so Wolf.

Im Fotoarchiv des Ruhrmuseums in Essen lagern 283 Abzüge in Schwarzweiß und zwölf in Farbe. Wie damals üblich präsentiert einzeln und in Paaren auf Karton kaschiert und gegliedert in Gruppen mit Zwischentiteln wie Jugendliche, Rentner, Arbeitende Bevölkerung, Freizeit, Fest und Vereine. Die wenigen Farbfotos des Kapitels Interieurs lassen uns Betrachter in diverse Wohn- und Schlafzimmer blicken und sind angesichts von Steinerts Vorliebe für Schwarzweiß ungewöhnlich.

© Michael Wolf / Fotoarchiv Ruhr Museum, Essen

Mich haben fast alle seiner Bilder begeistert: bewegend das Foto zweier alter Frauen, wo die eine die andere beim Essen hilft. Und über dem Bett ein Bild von Jesus mit Lamm. Einige Bilder zeigen hart arbeitende Frauen, Frauen die miteinander tanzen oder einander mit ´nem Likörchen zuprosten. Überhaupt scheinen Alt und Jung beiderlei Geschlechts gerne den Staub in der Kehle mit Gerstensaft oder einem Doppelkorn hinuntergespült zu haben.

Wolf zeigt uns auch den Fuhrpark der langhaarigen ‘Gammler’-Jugend, die Kreidler Florett oder die Favoriten der Eltern – den ‘Badewannen’-Ford. Apropos Badewanne: während die Frau eines Bergarbeiters frischen Filterkaffee brüht in der Küche, wäscht sich der gleichzeitig auch dort im Zinnzuber – vis-à-vis der fürsorglichen Gattin. Und Integration wurde bereits 1976 gelebt: der Besuch beim betenden türkischen Zechenkumpel und seiner Familie ist ein Vorzeigebeispiel friedlicher Nachbarschaft.

© Michael Wolf / Fotoarchiv Ruhr Museum, Essen

Beeindruckend auch diese Fotos: von Familienfeiern, von Jubiläen, vom Karneval, von Bergwerkslehrlingen bei der Frühstückspause, vom Schweineschlachten im Hof, vom Schwatz auf der Straße, vom Busausflug mit Schnapsausschank, vom Knutschen in der Kellerdisco, vom ersten ‘Rausch’, der ersten Zigarette, der Einschulung – Wolf zeigt das echte Leben im Pott vor vier Jahrzehnten. Dass der Katalog darüber hinaus noch zahlreiche weitere ‘Schätzchen’ bereithält, darf gerne als Kaufoption interpretiert werden.

© Michael Wolf / Fotoarchiv Ruhr Museum, Essen

Fotograf Wolf (*1954 in München) wuchs in Kalifornien auf, studierte in Berkeley und an der Folkwangschule in Essen. 1994 ging er für das Magazin stern als Fotoreporter nach Hongkong. Wolf lebte zehn Jahre in China. Seit einigen Jahren lebt er mit seiner Familie in Paris. Er arbeitet als freier Fotograf.

2005 erhielt MW einen World Press Photo Award in der Kategorie Contemporary Issues Stories. Nach seiner Reihe von U-Bahn- und Hochhaus-Bildern aus Tokio und Hongkong veröffentlichte er 2011 seine von Google Street View abfotografierten, stark vergrößerten Bildausschnitte von Zufallsfunden.

Für seine Serie von zufälligen Ereignissen auf Google-Street-View-Bildern erhielt er 2011 beim World Press Photo Award eine ehrenvolle Erwähnung.

Wolf ist ein sanfter, nie penetrant auftretender Voyeur. Hätte es 1976 schon Google Street View-Aufnahmen im Web gegeben, was hätte er neben seinen edlen Ebel-Fotos nicht noch entdeckt?

Übrigens, wer sich ein Detail das Katalogtitelmotivs aus nächster Nähe betrachtet, dem widerfährt eine Art Google-Street-View-Dèjá-vu. Rechts neben der Leiter geht eine Frau: Wer jetzt aufs Kopftuch zoomt, der glaubt stattdessen das Haupt eines Startroopers aus der Krieg der Sterne-Filmreihe zu erkennen. Der erste Teil von Star Wars kam 1977 in die Kinos.

Selbstverständlich hat sich in den 43 Jahren nach dem Wolf-Besuch viel verändert: es gibt in Ebel Lärmschutzwände und Neubauten, die Luftqualität hat sich verbessert, das Klärwerk ist stillgelegt, die Zeche Prosper ist nicht mehr, das Leben ohne Kohle hat längst begonnen.

So, und jetzt wird gemosert, trotz Begeisterung ob der Wolf-Motive – Museen und Galerien:

Hört endlich auf mit den fotografischen Rückschauen. Zeigt lieber Ausstellungen mit aktuellen Revierthemen. Das Ruhrgebiet zählt mehr als fünf Millionen Menschen: spannende Fotoserien liegen ganz bestimmt ‘brach’ und sind es wert, gezeigt zu werden.

Text: Hartmut Bühler

 

Kooperationspartner der Ausstellung ist das Fotoarchiv Ruhr Museum, Essen.

bis 19. Mai
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20, 46236 Bottrop

Dienstag bis Samstag
11 – 17 Uhr
Sonn- und Feiertage
10 – 17 Uhr
montags geschlossen

Der Eintritt in die Sammlungen (Josef Albers, Ur- und Ortsgeschichte) ist gratis.
Der Wolf-Katalog im Schuber kostet 40 €uro.

Ausstellungen im April

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Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 14.4.2019
“Archäologie einer Zeit” Fotografien von Rudi Meisel und Roman Bezjak
Palais für aktuelle Kunst
Am Hafen 46
25348 Glückstadt
pak-glueckstadt.de – aktuell

noch bis 20.4.2019
Schicht im Schacht – Leben ohne Kohle mit Fotografien von Thomas Pflaum, Natalie Richter und Vladimir Wegener
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.wipage.de – Ausstellung

noch bis 21.4.2019
„Vonovia Award für Fotografie“ – Fotografien u.a. von Nanna Heitmann
Kommunale Galerie Berlin
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin
www.kommunalegalerie-berlin.de – Ausstellungen

noch bis 28.4.2019
„Durch Deutschland“ – Fotografien von Andreas Teichmann
Kunsthaus Langenberg
Wiemerstr. 3
42555 Velbert
www.alldiekunst.com – Austellungen

noch bis 19.5.2019
“Bottrop-Ebel 76“ – Fotografien von Michael Wolf
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
www.bottrop.de – Ausstellungen

noch bis 24.5.2019
„We love Photography!“ u.a. mit Arbeiten von Joachim Brohm
Deutsche Börse Photography Foundation
Mergenthaler Allee 61
65760 Eschborn
noch bis 30.6.2019
deutscheboersephotographyfoundation.org

„Was von der Zeche bleibt. Bilder nach der Kohle“ – Fotografien von Bernd Langmack
Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
www.lwl.org – Zeche Hannover Sonderausstellung

noch bis 7.7.2019
„Two Rivers“ Fotografien von Joachim Brohm und Alec Soth
NRW FORUM
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 5.5.2019
„Diamonds against Stones“ Fotografien von Marge Monko
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 10.6.2019
„Fotografinnen an der Front“ von Lee Miller bis Anja Niedringhaus
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.kunstpalast.de – Ausstellung

noch bis 30.6.2019
„Was vom Krieg bleibt …“ Fotografien von Anja Niedringhaus
Käthe Kollwitz Museum
Neumarkt 18-24
50667 Köln
www.kollwitz.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 21.4.2019
„CRAZY – Leben mit psychischen Erkrankungen“
f³ – freiraum für fotografie
Waldemarstr. 17
10179 Berlin
fhochdrei.org

3.4.-25.4.2019
„eye_land: heimat, flucht, fotografie“ – Fotografien von Kindern und Jugendlichen bis zu 25 Jahren
Bundespresseamt, Besucherzentrum
Reichtstagufer 14
10117 Berlin
www.eye-land.org

27.4.-30.6.2019
„Ort & Erinnerung“ – Fotografien von Laurenz Berges
Kunsthaus Nürnberg
Königstr. 93
90402 Nürnberg
www.kunstkulturquartier.de/kunsthaus – Ausstellungen

6.4.-10.6.2019
„gute aussichten“ – junge deutsche Fotografie
Landesmuseum Koblenz
Haus der Fotografie
56077 Koblenz
tor-zum-welterbe.de/kulturzentrum-festung-ehrenbreitstein

Peters Tipps April und Mai – Es geht weiter

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Mein zentraler Tipp ist natürlich: Bewerbt euch online bei Pixelprojekt_Ruhrgebiet um eine Neuaufnahme in diesem Jahr. Bewerbungsschluss ist der 30. April um 24.00 Uhr. Die Jury, die wir in diesem Jahr neu besetzt haben, tagt Ende Mai und die Ausstellung der Neuaufnahmen wird dann am 11. Juli um 18.30 Uhr stattfinden.

In diesem Jahr machen wir wieder einen Katalog. Nach den schwierigen Jahren 2016-2018 ist es aktuell glücklicherweise wieder möglich.

www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de

Dies ist natürlich vornehmlich ein Thema für alle Fotograf*innen, die im Ruhrgebiet fotografiert haben. Denen, die in der Großregion Saarland (das ist Saarland, Rheinland-Pfalz, Luxemburg, Wallonien und Lorrain / Lothringen) fotografiert haben, lege ich unser Schwesterprojekt PixxelCult ans Herz.

Nach ähnlichem Strickmuster baut Thomas Rössler hier mit einigen anderen Fotofreunden und einer grenzüberschreitenden Jury (u.a. aus dem Centre National de l´Audiovisuell Luxemburg) ein ähnliches Projekt auf. Auch ich bin Teil der Jury und konnte bei der diesjährigen Auswahl auch viele bekannte Fotografennamen aus dem Ruhrgebiet finden. Gerade die Region als Industrieregion weist halt viele Parallelen auf.

www.pixxelcult.de

Denen, die im April in Berlin sein sollten, lege ich die Ausstellung eye_land: heimat, flucht, fotografie ans Herz, die im Besucherzentrum des Bundespresseamtes in der Zeit vom 3. – 25. April zu sehen ist. „Wie siehst du Deutschland? Wovon träumst du? Was ärgert dich? Waren die zentralen Fragen, die wir an Kinder und Jugendliche bundesweit gestellt hatten (eye_land ist ein Projekt des KJF, das u.a. für die Vergabe des deutschen Jugendfotopreises verantwortlich ist und das ich mit Unterstützung von Katharina Klapdor in dessen Auftrag durchgeführt habe).

Die Ergebnisse geben einen tiefen Einblick in die Welt der Jugendlichen und insbesondere der Jugendlichen, die in Deutschland ein sicheres neues Zuhause gefunden haben, aber auch in das Engagement vieler Fotograf*innen, Pädagog*innen und anderer Personen und Institutionen. Direkt im Anschluss zeigen wir die Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen vom 2. Mai – 29. Juni 2019. Eröffnung ist am 2. Mai um 18:30 Uhr. Ihr seid herzlich eingeladen.

www.eye-land.org

Als Tipp möchte ich auch unbedingt noch die Ausstellung von Michael Wolf im Bottroper Museum Quadrat benennen. Diese läuft noch bis zum 19. Mai und zeigt Ikonen der Ruhrgebietsfotografie. Hier besonders sehenswert die Vintages von Wolf. Ebel war schließlich seine Examensarbeit.

Interessant wie damals (anlog) in der Folkwangschule geprinted wurde. Extrem harte Kontraste. Schließlich war das Leben ja auch hart. Parallel sieht man hier hier auch die Modern Prints von digitalisierten Negativen und in einer ganz anderen Anmutung.

Siehe hierzu auch den Bericht von
Hartmut Bühler.

Ein weiterer Tipp ist sicherlich das Festival Photoszene Köln, das am 3. Mai um 19 Uhr im Museum Ludwig eröffnet wird und bis zum 12. Mai stattfindet. Mehr als 60 Museen, Galerien, Institutionen, Kunsträume und Off-Orte zeigen junge und etablierte Positionen im gesamten Stadtgebiet.

Neben den Ausstellungen gibt es Vorträge, Führungen, Sound-Performances, ein Symposium zur Materialität der Fotografie, Projektionen (Streaming-Pictures mit Fotos der Hochschulen) und natürlich die Photographers-Night.

Ein ausführliches Programm gibt es unter:
festival.photoszene.de

Und dann wirft natürlich die World Press Preis Ausstellung im Dortmunder depot seinen Schatten voraus. Der Preis wird seit 1955 jährlich für besondere Arbeiten im Bereich des Bildjournalismus vergeben und seit Jahren nun schon im Dortmunder depot dank des Dortmunder Strom-, Gas- und Wasserversorgers DEW 21 gezeigt.

Seit dem 12.4. stehen die Gewinner fest. Diesjähriger Hauptpreisträger ist John Moore, der ein weinendes Flüchtlingskind an der Grenze zur USA fotografierte. „Die Szene zeigt eine junge Frau aus Honduras, die in den USA Asyl beantragen wollte. Sie war gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter an der Grenze aufgegriffen worden. Während das Mädchen weinte, wurde die Mutter durchsucht. Tausende Kinder waren im Sommer 2018 von der Grenzpolizei von ihren Eltern getrennt und interniert worden. Nach heftigen, auch internationalen Protesten hatte US-Präsident Donald Trump die Praxis der Familientrennung von Flüchtlingen wieder aufgegeben. Das Mädchen auf dem Foto war nach Angaben der US-Behörden nicht von seiner Mutter getrennt worden.“ (Der Standard).

Eröffnung ist am 24. Mai im Dortmunder depot um 19 Uhr.

Weitere Informationen unter:
www.worldpressphoto.org

Text: Peter Liedtke
Er ist Fotograf sowie Initiator und Organisator von Pixelprojekt_Ruhrgebiet.

Mehr als Selfies und Selbstdarstellung: Die Fotoszene auf Instagram

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Die Fotografieszene im Ruhrgebiet trifft sich nicht mehr nur auf Ausstellungen und Vernissagen, sondern auch im digitalen Raum. Deswegen wollen auch wir ab sofort regelmäßig einen Blick auf die Online-Fotocommunity werfen.

Zu einem der größten Treffpunkte, auch für professionelle Fotografie, zählt mittlerweile die Foto-App Instagram. Die Plattform ging 2010 an den Start und gehört seit 2012 zu Facebook, kann sich aber im Gegensatz zur „großen Schwester“ nicht über Userschwund beklagen. Im April 2019 nutzten 1 Milliarde Menschen weltweit aktiv die mobile Foto-App, die sich auch in unserer Region großer Beliebtheit erfreut: 630.000 Einträge finden sich aktuell (Stand: 6. Mai) unter dem Hashtag #Ruhrgebiet. Dass dieser Hashtag viel mehr kann als Zechen und Touristenmotive, dafür sorgt ein etablierter Kreis von Ruhrgebietsfotografen und -bloggern, zu dem auch @fotostuss und @lichtkunst.ruhr gehören. Mit über 2600 (Fotostuss) bzw. über 9000 (LichtkunstRuhr) Followern sind die Fotografen auch über die Region hinaus bekannt.

Hinter Fotostuss verbergen sich vier Fotografen aus Hamm, die sich nicht nur auf das Ruhrgebiet fokussieren, sondern auch Eindrücke ihrer Reisen posten. LichtkunstRuhr wird hauptsächlich vom Bottroper Thorsten Pfister betrieben, der – der Name verrät es – die Industriekultur im Ruhrgebiet beleuchtet. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Gemeinsam mit seinem Team strahlt er alte Bauwerke an und setzt diese für sein Portal in Szene.

„Es muss nicht Eiffelturm oder Tower Bridge sein“

Beide Accounts wachsen stetig und können sich über steigende Userzahlen freuen. Wir wollten von beiden Teams wissen: Wieso denn eigentlich Ruhrgebiet und wieso die Darstellung auf Instagram?

Für die Fotostuss-Fotografen, deren Großväter und Väter bereits „unter Tage malocht“ haben, ist die erste Frage schnell beantwortet: „Leider gibt es nach wie vor noch immer Menschen, die denken, das Ruhrgebiet ist grau, trist und dreckig. Mit unseren Fotos möchten wir auf der einen Seite zeigen, wie schön das Ruhrgebiet sein kann und auf der anderen Seite die neuen Hotspots hervorheben.“ Sie fügen hinzu: „Ein Förderturm in grüner Umgebung kann echt was bieten. Es muss nicht immer der Eiffelturm, das Brandenburger Tor oder die Tower Bridge sein!“

Thorsten von Lichtkunst Ruhr bezeichnet sich selbst als „industrieverrückt“. „Ich bin seit 1997 mit der Kamera unterwegs und verfolge die Veränderungen zum, meiner Meinung nach, Positiven“, erklärt er. Auch er möchte die schönen Seiten der Region darstellen: „Wenn woanders das Licht ausgeht, dann brennt es im Ruhrgebiet noch. Ich bin viel in Deutschland unterwegs, aber ich predige immer, wie schön, vielfältig und offen es hier ist.“

Das Stahlwerk Phönix-West in Dortmund – beleuchtet von Lichtkunst.Ruhr. Foto: Thorsten Pfister

Doch wieso ausgerechnet Instagram? LichtkunstRuhr startete auf Facebook und ist nun auf beiden Seiten vertreten. „Der Nachteil ist aber, dass es sehr schnelllebig ist“. Trotzdem ist Instagram seine erste Wahl, wenn es um Fotos geht – auch, um eine jüngere Zielgruppe zu erreichen: „Man merkt, auf Facebook ist mittlerweile mehr die ältere Generation. Die Kombination aus beiden Plattformen, Instagram und Facebook, ist daher für mich die beste.“

Fotostuss lobt besonders das Netzwerk: „Wir sind vor knapp drei Jahren auf Instagram gestartet und haben schnell erkannt, wie gut dieses Netzwerk für Fotografie funktioniert.“ Für die „Fotogemeinschaft aus Hamm“, wie sie sich selbst nennen, zählt aber nicht nur die Verbreitung. Sie nutzen Instagram auch als Inspiration: „Selbst die Urlaubsplanung hängt häufig von den Suchergebnissen auf Instagram ab. Da sich hier viele Fotografen tummeln, ist der Austausch hervorragend und hilft bei der Erweiterung des Horizontes.“

Von #landschaftsparkduisburg und #pixelprojekt

Und für diejenigen, die jetzt Insta-Blut geleckt haben, haben wir LichtkunstRuhr und Fotostuss auch einen Startertipp entlocken können. Beim Lieblingsmotiv sind sich nämlich beide einig: der Landschaftspark Duisburg-Nord. „Er verbindet alles vom Ruhrgebiet. Erst Natur, dann Industrie, dann Veränderung und am Ende die perfekte und erfolgreiche Nachnutzung“, schwärmt Thorsten Pfister. Auch die Fotostuss-Fotografen schwärmen: „In dem ehemaligen Stahlwerk können sich Fotografen am Tag und in der Nacht austoben und die unzähligen Motive ablichten. Auch für Anfänger ein hervorragender Einstieg!“

Das Lieblingsmotiv des Fotostuss-Teams: Der Landschaftspark Duisburg-Nord. Foto: Fotostuss

Übrigens: Auch unter #pixelprojekt finden sich einige Einsendungen. Wir freuen uns, wenn der Hashtag mit neuem Leben gefüllt wird! Taggt uns doch so unter Euren Einträgen, vielleicht seid Ihr dann unsere nächste Inspiration für unseren Einblick in die Instagram-Welt!

Ausstellungen im Juni

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Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

13.6. – 16.7.2019
„Mein Revier ist das Revier“ – Fotografien von Manfred Vollmer
Galerie Die.Kunst
Bochumer Landstr. 216
45276 Essen
diekunst.org

14.6. – 24.11.2019
„Wolfgang Schulz und die Fotoszene um 1980. Fotografie neu ordnen“ – Fotografien u.a. von André Gelpke und Petra Wittmar
Museum für Kunst und Gewerbe
Steintorplatz
20099 Hamburg
www.mkg-hamburg.de – Ausstellung

15.6. – 14.8.2019
„Life in Cities“ – Fotografien von Michael Wolf
Urania Berlin
An der Urania 17
10767 Berlin
www.urania.de/life-cities

noch bis 30.6.2019
„Was von der Zeche bleibt. Bilder nach der Kohle“ – Fotografien von Bernd Langmack
Zeche Hannover
Günnigfelder Straße 251
44793 Bochum
www.lwl.org/industriemuseum – Sonderausstellung

noch bis 7.7.2019
„Two Rivers“ Fotografien von Joachim Brohm und Alec Soth
NRW FORUM
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

noch bis 25.8.2019
„Zuhause – Vonovia Award für Fotografie“ – Fotografien u.a. von Nanna Heitmann, Heiko Tiemann, Wolfgang Zurborn
Kunstmuseum Bochum
Kortumstr. 147
44777 Bochum
www.kunstmuseumbochum.de – Ausstellung

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 10.6.2019
„World Press Photo 19“ Ausstellung der weltbesten Pressefotografien
Depot Dortmund
Immermannstraße 29
44147 Dortmund
www.depotdortmund.de – Ausstellung

22.6. – 14.7.2019
„encounters“ – Docks Collective
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
44147 Dortmund
www.kh-do.de – Ausstellung

noch bis 29.6.2019
„eyeland: heimat, flucht, fotografie“ und „Mein Deutschland – Wie sehen Kinder und Jugendliche Deutschland“
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.wipage.de – Ausstellug

noch bis 25.8.2019
„Rund um Zollverein“ Fotografien von Ulrich Weichert
Zeche Zollverein Areal A
Fritz-Schupp-Allee 14
45309 Essen
www.zollverein.de – Ausstellung

noch bis 8.9.2019
„Bühnenwelten“ Reihe Bauhaus am Folkwang
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de – Ausstellung

noch bis 15.9.2019
„HOLLYWOOD ICONS“ Fotografien aus der John Kobal Foundation
LUDWIGGALERIE
Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de – Ausstellung

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

4.6. – 4.7.2019
„Düsseldorfer Antiquariate in Bedrängnis“ Fotografien von Hartmut Bühler
Gerhart-Hauptmann-Haus
Bismarckstr. 90
40210 Düsseldorf
g-h-h.de – Ausstellung

noch bis 10.6.2019
„Fotografinnen an der Front“ von Lee Miller bis Anja Niedringhaus
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.kunstpalast.de – Ausstellung

noch bis 30.6.2019
„Was vom Krieg bleibt …“ Fotografien von Anja Niedringhaus
Käthe Kollwitz Museum
Neumarkt 18-24
50667 Köln
www.kollwitz.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

7.6. – 4.8.2019
„Zweites Leben – Du weißt meinen Namen, aber nicht meine Geschichte“ Fotografien von Geflüchteten
Kommunale Galerie
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin
www.kommunalegalerie-berlin.de – Ausstellung

noch bis 10.6.2019
„Industriearchitektur der Moderne“ – Fotografien von Albert Renger-Patzsch und Dieter Blase
Weltkulturerbe Rammelsberg
Bergtal 19
38640 Goslar
www.rammelsberg.de – Ausstellung

23.6. -17.11.2019
„gute aussichten“ – junge deutsche Fotografie
Landesmuseum Koblenz
Haus der Fotografie
56077 Koblenz
tor-zum-welterbe.de – Ausstellung

noch bis 30.6.2019
„Ort & Erinnerung“ – Fotografien von Laurenz Berges
Kunsthaus Nürnberg
Königstr. 93
90402 Nürnberg
www.kunstkulturquartier.de – Ausstellung


verhüllen – schauen – zeigen

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Diese Mädchenaugen schauen aufmerksam in die Welt und auf die Betrachterin, den Betrachter. Keine Spur von Ängstlichkeit oder Zurückhaltung – obwohl die Maske wie zum Schutz das übrige Gesicht verbirgt. Liegt da nicht im Gegenteil Herausforderung in dem Blick?

Wir sehen die Augen von Finja – fotografiert von ihrer Partnerin Seedra im Rahmen eines Fotoprojektes an der Jugendkunstschule Teltow nahe Berlin. Das Foto ist Teil einer Serie innerhalb der bundesweiten Jugendfotoaktion “eye_land”, die noch bis 29. Juni im Wissenschaftspark Gelsenkirchen zu sehen ist.

Finja kommentiert das Foto: “Wir sind so vielseitig wie Gewürze” und dieses Material und weitere verwenden die jungen Frauen mit dem Ziel, sich zu verhüllen, sich hinter dem Material zu verbergen. Denn für einige ist das Fotografiertwerden und Sichzeigen schwierig: Sie leben mit ihren Familien in einer Flüchtlingsunterkunft.

Ausstellungsfoto Projekt “eye_land”. Foto: MK

Die Verhüllung gelingt vordergründig: Die Gesichter sind von Blumen, Blättern, Glitzer und Papierschnipseln bedeckt. Die offenen Blicke zeigen jedoch junge, neugierige, auch fordernde und der Welt zugewandte Persönlichkeiten. Entgegen der Absicht “erkennt” man den Menschen hinter der Maske.

Die Augen und das verwandte Material wurden sorgfältig komponiert. Es ist mehr als Dekoration. Wir spüren die Freude an der kreativen Idee und beim Gestalten zusammen mit der Partnerin.

Die Augen leuchten.

Fotos: Seedra, Svenja, Tuja, Wida und Yalda

Mehr zur Jugendfotoaktion unter
eye_land.org

Montags bis freitags von 6 bis 19 Uhr, und samstags von 7.30 bis 17 Uhr
Der Eintritt ist frei.

Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14, 45886 Gelsenkirchen
wipage.de

Fotografie-Ausstellung zum Bauhaus-Jubiläum im Osthaus Museum Hagen

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Hagen (idr). Das Bauhaus hat der Fotografie einen eigenständigen Kunststatus zugeschrieben. Entscheidende Impulse für die Neue Sachlichkeit in der Fotografie kamen dabei auch aus Westfalen. Dem widmet sich jetzt eine Wanderausstellung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, die am 21. Juni in Hagen startet.

Die Schau “Neues Sehen – Neue Sachlichkeit. Fotografische Positionen in Westfalen vom Bauhaus bis heute” zeigt in drei Zeitabschnitten, wie die Fotografie Teil der Kunst der Moderne wurde. Beginnend bei den Fotografen des Bauhauses und Albrecht Renger-Patzsch bis zu zeitgenössischen Künstlern verdeutlicht die Ausstellung Traditionslinien und Brüche.

Die Schau startet im Osthaus Museum Hagen und ist bis November 2020 an sieben weiteren Standorten in Westfalen-Lippe zu sehen. Sie ist Teil des NRW-Programms zum Bauhaus-Jubiläum.

Osthaus Museum Hagen – Ausstellung

Till Brönners “Melting Pott”: Instawalk im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst

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Kamera statt Trompete: Für sein Fotoprojekt „Melting Pott“ hat sich Jazz-Star Till Brönner ein Jahr lang auf Reise durch das Ruhrgebiet begeben. Rund 200 Aufnahmen aus dieser Zeit sind nun im MKM in Duisburg ausgestellt.

Zum Start von Till Brönners „Melting Pott“-Ausstellung hat sich das MKM etwas ganz besonderes für die digitale Fotocommunity auf Instagram ausgedacht: Knapp 20 Instagrammer und Blogger hatten am 1. Juli die Möglichkeit, bei einem Instawalk einen exklusiven Blick auf die Werke zu werfen – zwei Tage vor der eigentlichen Eröffnung.

Ein Instawalk ist ein geführter Rundgang zu einem bestimmten Ort, einem Event oder – wie in diesem Falle – durch eine Ausstellung. Die User laden ihre Aufnahmen dann auf Instagram hoch und lassen ihre Follower so daran teilhaben. Die einzige Vorgabe: Alle Teilnehmenden verwenden die gleichen Hashtags. Dadurch entsteht eine Sammlung, die sich zwar einem festgelegten Thema widmet, dieses aber aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zeigt.

Von A40 bis Zeche Zollverein

Kuratorin Eva Müller-Remmert führte die Instagrammer durch die Ausstellung.

Kuratorin Eva Müller-Remmert führte die Instawalk-Gruppe durch die acht Räume, die insgesamt fast 200 Fotografien zeigen. Der rote Faden der Ausstellung: Viele kleine Porträts, die großformatigen Darstellungen von Architektur, Infrastruktur und Landschaften gegenüberstehen. So sind Motive von Autobahnen genauso vertreten wie die Fankurve von Borussia Dortmund oder die markante Rolltreppe auf Zollverein. Doch Müller-Remmert stellte direkt zu Beginn klar: „Diese Ausstellung ist keine Ruhrgebietsdokumentation.“ Till Brönner fotografierte ein Jahr lang ganz unbedarft, was ihm vor die Linse kam. Genau in dieser Variation sieht sie die Stärken Brönners: „Ob Porträts oder Landschaften – er schafft es einfach, Stimmungen einzufangen.“ Und so wechseln sich bedrückend wirkende Straßenecken in schwarzweiß mit farbvollen Naturaufnahmen ab. Neue Eindrücke vom Ruhrgebiet findet man zwar nicht, dafür überwiegend starke Aufnahmen von altbekannten Motiven.

Auch die klassischen Ruhrpottbuden haben ihren Platz in “Melting Pott”.

Nach dem Rundgang stand dann der Fotograf persönlich den Instagrammern Rede und Antwort: Till Brönner gesellte sich zu der Gruppe und beantwortete geduldig und ausführlich Fragen, die von Lieblingsmotiven bis zur Entstehung einzelner Aufnahmen reichten.

Mit diesen neuen Erkenntnissen hatten die Teilnehmer noch einmal die Gelegenheit, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden und ihre Instagramkanäle zu füttern. Einer von ihnen, Sascha von Potteinander, lobte den Schritt des Museums, Instagrammern die Türen zu „Melting Pott“ zu öffnen: „So langsam wird man als Instagrammer ernst genommen und die Blickrichtung auf uns ändert sich. Da tragen solche Veranstaltung wie heute wesentlich dazu bei, vor allem, wenn auch prominente Künstler mit uns in den Dialog treten.“ Er fügte hinzu: „Wir sind keine Presse, kein bestimmtes Fachpublikum – hier sind heute einfach Leute, wie sie auch auf den Fotos abgelichtet sind. Und das ist cool.“

„Ein Foto muss eine Emotion in sich tragen“

Brönner stand den Instagrammern nach dem Rundgang Rede und Antwort.

Till Brönner ist selber mit zwei Accounts auf Instagram vertreten. Auf einem Kanal zeigt er seinen Alltag als Musiker, der andere ist ausschließlich seiner Arbeit als Fotograf gewidmet. Doch er steht der Plattform auch kritisch gegenüber: „Es fällt mir schwer, Instagram als Kunstform zu empfinden. Es ist alles sehr schnelllebig.“ Dass Instagram einen gewissenen Stellenwert in der Fotocommunity hat, sieht Brönner jedoch auch: „Instagram ist längst keine Teenie-Plattform mehr, sondern eine ernstzunehmende Plattform für Messages und vor allem auch Bilder.“ Und deswegen schätzt er auch das Interesse der Instagrammer: „Bei einem Instawalk kann man sich dem eigentlichen Thema deutlicher widmen, als bei einer Gruppe von Fotoexperten, die Fachfragen stellen, die der Mensch da draußen vielleicht gar nicht wissen will.“ Wichtiger für Brönner ist das Bild an sich und sein Beweggrund: „Ein Foto muss eine Emotion in sich tragen und den Grund für seine Existenz zeigen – sonst brauchen wir darüber weder zu bloggen noch zu diskutieren.“

“Melting Pott” von Till Brönner ist bis zum 6. Oktober im Museum Küppersmühle zu sehen.
Wer sich einen Eindruck vom Instawalk verschaffen möchte, findet die Posts der Instagrammer unter den Hashtags #meltingpott und #museumkueppersmuehle.

Text und Fotos: Sandra Jureck

Ausstellungen im Juli

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Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 16.7.2019
“Mein Revier ist das Revier” – Fotografien von Manfred Vollmer
Galerie Die.Kunst
Bochumer Landstr. 216
45276 Essen

noch bis 3.8.2019
“Neue Landschaften” – Fotografien von Bettina Steinacker
Galerie Clowns & Pferde
Frankfurter Str. 33/Ecke Kölner Str.
45145 Essen-Frohnhausen
www.clownsundpferde.de

noch bis 14.8.2019
“Life in Cities” – Fotografien von Michael Wolf
Urania Berlin
An der Urania 17
10767 Berlin
www.urania.de/life-cities

noch bis 21.8.2019
“nur fotografie – zwanzig künstler verbunden mit dem ruhrgebiet” – Fotografien u.a. von Joachim Brohm, Susanne Brügger, Susan Feind, Ralf Grossek, Brigitte Kraemer und Walter Schernstein
Galerie Frank Schlag & Cie
Teichstr. 9
45127 Essen
www.german-modern-art.com/

noch bis 25.8.2019
“Zuhause – Vonovia Award für Fotografie” – Fotografien u.a. von Nanna Heitmann, Heiko Tiemann, Wolfgang Zurborn
Kunstmuseum Bochum
Kortumstr. 147
44777 Bochum
www.kunstmuseumbochum.de – Ausstellung

noch bis 29.8.2019
“kein Thema” – Fotografien u.a. von Walter Schernstein
Galerie Rheinhausen Lehmbruck Museum
Händelstr. 6
47226 Duisburg
duisburg.de/stadtbib – Ausstellung

noch bis 15.9.2019
“Entgrenzte Bilder” – Fotografien von Sarah Straßmann
Kunstverein Konstanz
Gerichtsgasse 9
78462 Konstanz
www.kunstverein-konstanz.de – Ausstellung

noch bis 20.9.2019
“Virtual Reality” – Fotografien von Jasmine Shah
Kulturamt Bielefeld
Kavalleriestr. 17
33602 Bilefeld
kulturoeffner.de- Ausstellung

noch bis 28.9.2019
“Pixelprojekt_Ruhrgebiet – Neuaufnahmen 2018/2019” – Fotografien von 18 Pixelprojektfotograf*innen
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.wipage.de – Ausstellung

noch bis 24.11.2019
“Wolfgang Schulz und die Fotoszene um 1980. Fotografie neu ordnen” – Fotografien u.a. von André Gelpke und Petra Wittmar
Museum für Kunst und Gewerbe
Steintorplatz
20099 Hamburg
www.mkg-hamburg.de – Ausstellung

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 14.7.2019
“encounters” – Docks Collective
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
44147 Dortmund
www.kh-do.de – Ausstellung

noch bis 25.8.2019
“Rund um Zollverein” Fotografien von Ulrich Weichert
Zeche Zollverein Areal A
Fritz-Schupp-Allee 14
45309 Essen
zollverein.de – Ausstellung

noch bis 8.9.2019
“Bühnenwelten” Reihe Bauhaus am Folkwang
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de – Ausstellung

noch bis 15.9.2019
“HOLLYWOOD ICONS” Fotografien aus der John Kobal Foundation
LUDWIGGALERIE
Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de – Ausstellung

noch bis 27.10.2019
“Melting Pott” Fotografien von Till Brönner
MKM Museum Küppersmühle
Philosophenweg 55
47051 Duisburg
www.museum-kueppersmuehle.de

noch bis 25.2.2020
“Mensch und Tier im Revier” Fotografien und anderes
Ruhr Museum
Gelsenkirchener Str. 181
45309 Essen
www.ruhrmuseum.de – Ausstellung

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

Noch bis 4.7.2019
“Düsseldorfer Antiquariate in Bedrängnis” Fotografien von Hartmut Bühler
Gerhart-Hauptmann-Haus
Bismarckstr. 90
40210 Düsseldorf
g-h-h.de – Ausstellung

noch bis 11.8.2019
“Mythos im Wandel – 250 Jahre Steinkohlebergbau in Europa” – Konzeptuelle Fotografie
Kunstspeicher Schultenhof
Burgstr. 9
49497 Mettingen
www.muensterland.de – Ausstellung

19.7. – 10.11.2019
“Martin Parr – Retrospektive”
NRW – Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de/ausstellungen/martin-parr

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 4.8.2019
“Zweites Leben – Du weißt meinen Namen, aber nicht meine Geschichte” Fotografien von Geflüchteten
Kommunale Galerie
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin
www.kommunalegalerie-berlin.de – Ausstellung

noch bis 18.8.2019
“Protest” Gruppenausstellung von Bruno Barbey bis Karl Völker
Packhof
Brandenburgisches Landesmuseum
Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Straße 11
15230 Frankfurt (Oder)
www.blmk.de – Ausstellung

noch bis 25.8.2019
“Zeitschrift SIBYLLE”
Willy Brandt Haus
Stresemannstr. 28
10963 Berlin
fkwbh.de/ausstellung/sibylle

noch bis 3.10.2019
“gute aussichten” – junge deutsche Fotografie
Deichtorhallen
Haus der Fotografie
20095 Hamburg
tor-zum-welterbe.de – Ausstellung

#1 vom 19. Juli 2019 – Gorbatschow und Welterbe

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“Letzten Endes ist der Grundstein jeder Gesellschaft der arbeitende Mensch“ Hoeschianer hatten ihn eingeladen, und er kam: Vor 30 Jahren, am 15. Juni 1989, besuchte Michael Gorbatschow in Dortmund die Westfalenhütte und sprach zu 9.000 Stahlarbeitern des Ruhrgebiets sowie zu Politikern wie Johannes Rau, Helmut Schmidt und Willy Brandt.

Auch der bei diesem Anlass vom Betriebsrat geäußerte Wunsch, ihn mit dem Friedensnobelpreis auszuzeichnen, ging im Jahr darauf in Erfüllung. Eine Tafel im Werk erinnert an das Geschehen. Heute ist die Westfalenhhütte kein komplettes Hüttenwerk mehr, sondern nur noch Kaltwalz- und Weiterverarbeitungsstandort mit knapp vierstelliger Mitarbeiterzahl, allerdings mit Tendenz nach oben: Mit dem Bau der Feuerbeschichtungsanlage 10 direkt neben der 2001 in Betrieb genommenen FBA 8 wird die Kapazität für feuerverzinkte Autobleche bis 2021 auf 1,0 Mio t/Jahr verdoppelt.

Welterbe-Zuwachs

Nicht nur Zollverein: Mit dem ab dem 13. Jahrhundert entwickelten Augsburger Wassermanagement-System und der seit 800 Jahren vom Erzbergbau geprägten Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří sind in diesem Jahr gleich zwei deutsche Kulturlandschaften in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden, in denen technischer Fortschritt entscheidend war für gesellschaftliche Entwicklung und „Wohlergehen und Reichtum“, wie Thomas Weitzel, Leiter des Kulturreferats Augsburg, es ausdrückt.

Besonderheit bei der Ernennung einer Region ist, dass nicht ein einzelnes Bauwerk, sondern eine ganze Reihe zusammengehöriger Objekte geschützt wird – im Falle des Erzgebirges sogar grenzübergreifend: 17 auf deutscher, fünf auf tschechischer Seite. Hintergründe zur Ernennung von Regionen zum Welterbe gibt es im UNESCO Handbook for Conservation and Management.

Mit einer Ernennung ist aber noch kein Erhalt garantiert. Im Vordergrund steht die Möglichkeit zur regionalen wirtschaftlichen Entwicklung. So gehört die architektonisch einzigartige Manganerzgrube Dr. Geier bei Bingen zwar zum Welterbe Oberes Mittelrheintal. Dennoch wurde die prunkvoll im neobarocken Stil ausgeführte Anlage vor allem von 2012 bis 2014 in essentiellen Teilen zerstört.

Auch kann der Welterbestatus bei unverhältnismäßigen Eingriffen wieder aberkannt werden. Das ist im Erzgebirge relevant, weil der nach der Wende zum Erliegen gekommene Bergbau wieder aufgenommen werden soll: Derzeit wird in einem neuen Erkundungsschacht bei Pöhla Wolframerz abgebaut und in einer Pilotanlage in Mittenweide analysiert, mit dem Ziel, ab 2022 ein Bergwerk auf Wolfram und Flussspat zu betreiben.

Die im Dezember 2016 begonnenen Arbeiten stehen in einer ganzen Reihe von Vorhaben in Europa, vor allem Metallvorkommen neu oder erneut aufzuschließen, um sich von Importen aus China unabhängiger zu machen. Bei der Bewerbung des Erzgebirges zum Welterbe sei dies bereits bedacht worden.

Ebenfalls in diesem Jahr wurden bis in 8. Jahrhundert vor Christus zurückreichende Stätten der Eisenverhüttung in Burkina Faso sowie der Steinkohlenbergwerk Ombilin auf Sumatra zum Welterbe ernannt. Mit Ombilin deckte die niederländischen Kolonialmacht ab 1892 zeiweise 90% des Energiebedarfs Niederländisch-Ostindiens.

Heute sind in der Region über ein Dutzend Bergwerke aktiv. Insgesamt könnte in Asien und Afrika das Kohlezeitalter erst beginnen: Jeweils mehr als ein Dutzend Länder sind derzeit dabei, in die Kohleverstromung einzusteigen oder sie mehr als zu verdoppeln.

Viele Regionen werden überhaupt erstmals ans Stromnetz angeschlossen oder rund um die Uhr über Elektrizität verfügen. Alleine Indien baut mehr als doppelt so viel Leistung in Kohleblöcken hinzu, wie in Deutschland insgesamt installiert ist. Europa spielt bei Finanzierung, Bau, Betrieb und auch technischer Ausrüstung der neuen Anlagen keine Rolle.

Und sonst?

Luxus, Moral und Absolution – Interview mit dem Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich über „Kunst für den Markt und Kunst für Kuratoren“, alles nicht sehr rosig // Harald Szeemann’s Revolutionary Curating – bevor “kuratieren” ein Trendbegriff war // Good Intentions – Sebastiao Salgado, Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2019, Verriss, siebensseitger // Was ist eigentlich dokumentarisch? – Buchbesprechung

Text: Haiko Hebig

Titelfoto: Michael Gorbatschow 1989 auf der Westfalenhütte
Veranstaltung dazu am 21.07.2019 im Hoesch-Museum Dortmund
Foto: Karl-Heinz Jürgens/ThyssenKrupp Steel

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