Quantcast
Channel: Ruhrspeak
Viewing all 106 articles
Browse latest View live

Ausstellungen im September 2015

$
0
0

Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

ab 03.09. – 25.10.2015
Daniela Risch – „Chapters“
Dresdner Stipendium für Fotografie
Technische Sammlungen
Junghansstr. 1-3
01277 Dresden
www.tsd.de

noch bis 13.09.2015
GREEN CITY – Geformte Landschaft / Vernetzte Natur
Das Ruhrgebiet in der Kunst
u. a. mit Dominik Asbach, Joachim Brohm, Susan Feind, Rudolf Holtappel
Sebastian Mölleken, Andreas Ren, Wolfgang van Triel, Manfred Vollmer
Ludwigsgalerie Schloss Oberhausen
Konrad- Adenauer- Allee 46, 46049 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de

ab 16.09. – 22.12.2015
André Gelpke
Galerie Kicken Berlin
Linienstr. 161a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

ab 18.09.-22.11.2015
Wolfgang Zurborn – Catch
Neue Galerie im Höhmannshaus
Maximilianstr. 48
86150 Augsburg
www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de

noch bis 20.09.2015
Knut Wolfgang Maron – „Ein Leben“
Kloster Obermarchtal
89611 Obermarchtal

noch bis 30.09.2015
Manfred Vollmer – „Mein Revier ist das Revier“
Fotomuseum Hirsmüller
Markgrafenschloss
79312 Emmendingen

noch bis 01.11.2015
Rudi Meisel – „Two Germanys“
C/O Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
www.co-berlin.org

noch bis 21.11.2015
Knut Wolfgang – Neue Bilder über Landschaften
Galerie zone E
Kahrstr. 54
45128 Essen
www.zone-e.info

noch bis Februar 2016
Bernd Langmack – „Abriss in Bruckhausen – Ein Stadtteil wird vernichtet.“
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets
Clemensstraße 17-19
44789 Bochum

 

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

ab 11.09.-14.10.2015
Doug Aitken „migration (empire)“
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

noch bis 13.09.2015
Miriam Böhm, Jan Paul Evers, Christiane Feser, Stefan Heyne, Gottfried Jäger
– „Das autonome Bild“
Kortumstr. 147
44787 Bochum
www.kunstmuseumbochum.de

noch bis 13.09.2015
Fotografie aus China
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

noch bis 15.09.2015
Duisburger Künstlerbund
Galerie Rheinhausen
Händelstraße 6
47226 Duisburg
www.duisburger-kuenstlerbund.de

ab 19.09.-31.10.2015
Künstlergruppe AnDer – Flucht, Vertreibung, Entwurzelung, Ankommen
Raffelbergpark und Vorplatz vor dem Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim
www.anderart.de

ab 27.09.2015-10.01.2016
Walker Evans – „Tiefenschärfe. Die Retrospektive“
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
www.bottrop.de/mq

noch bis 04.10.2015
Schwitzkästen – Auswegslosigkeiten und andere Zwangslagen
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
44147 Dortmund
www.kh-do.de

noch bis 24.10.2015
architekturbild 2015 „Nachbarschaft“
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.architekturbild-ev.de

 

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 11.10.2015
„Serendipidity – Vom Glück des Findens“
u.a. mit Jörg Sasse
Kunsthalle Bielefeld
Artur-Ladebeck-Str.5
33602 Bielefeld
www.kunsthalle-bielefeld.de

noch bis 18.10.2015
Erika Kiffl „Von Ai Weiwei bis Gerhard Richter“
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.smpk.de

 

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 04.09.2015
Die Darmstädter Tage der Fotografie zeigen:
Georges Rousse „Neue Arbeiten“
Designhaus Darmstadt
Eugen-Bracht-Weg 6
64287 Darmstadt
www.hessendesign.de

noch bis 13.09.2015
Schneiders-Lauterwasser-fotoform
– Fokus Fotografie der 50er Jahre
Rotes Haus Galerie Bodenseekreis
Schlossplatz 13
88709 Meersburg
www.meersburg.de

noch bis 20.09.2015
„Wir müssen den Schleier von unseren Augen reißen“ –
Fotografie und Zeichnung der russischen Avantgarde aus der Sammlung der Sepherot Foundation
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus
Am Amtsreich 15
03046 Cottbus
www.museum-dkw.de

noch bis 01.11.2015
Augen Auf! – 100 Jahre Leica Fotografie
C/O Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
www.co-berlin.org


Projektaufruf: Fünf Aufträge werden ausgelobt und ergänzt durch Workshops für Hobbyfotografen

$
0
0

„Ach du lieber Nachbar!“ heißt das neue Projekt, mit dem das Fotoprojekt bild.sprachen die Lebens-, Arbeits-und Freizeitwelt im Kreativ.Quartier Gelsenkirchen-Ückendorf dokumentieren will. Dazu lobt bild.sprachen fünf Aufträge für Fotografen oder Fotografengruppen aus und lädt Hobby-Fotografen zu zwei Workshops.

Ausschreibung Fotoaufträge

„Wir möchten mit dieser Fotodokumentation die Geschichten von Nachbarn im Kreativ.Quartier Ückendorf erzählen lassen, die sonst eher hinter verschlossenen Türen ablaufen“, sagt bild.sprachen-Projektmanagerin Melanie Kemner.
Denn nicht nur Gebäude und Freiflächen, Straßen, Einkaufmöglichkeiten, Schulen, Sozialeinrichtungen oder auch Galerien prägen ein Quartier. „Vielmehr sind es die Menschen und ihre individuellen Geschichten, die ihrem Stadtteil ein Gesicht verleihen“, so Kemner weiter. Dazu vergibt das Projektbüro bild.sprachen fünf Aufträge, die jeweils pauschal mit 1.000 Euro dotiert sind.

Interessenten können sich bis zum 20. September 2015 mit kurzer Vita sowie einer Auswahl dokumentarischer beziehungsweise journalistischer Bildserien per Mail an Melanie Kemner, melanie.kemner@bildsprachen.de, bewerben.

Fotografie-Workshops „Porträts“

Aber nicht nur Profis sollen zu dieser Dokumentation bei steuern. Im Rahmen von zwei zweitägigen Porträt-Workshops, 19./20. September und 3./4. Oktober 2015, 10 bis 15 Uhr, haben Hobbyfotografen die Möglichkeit, das Projekt durch eigene Fotos zu ergänzen. Unter Anleitungwerden in kleinen Gruppen Porträts von Bewohnern der Siedlung Flöz Dickebank in Gelsenkirchen Ückendorf angefertigt.

Verbindliche Anmeldungen nimmt Melanie Kemner per E-Mail unter melanie.kemner@bildsprachen.de entgegen. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Euro pro Person. Die Workshops sind auf eine Teilnehmeranzahl von zehn Personen begrenzt.

Mehr Informationen gibt es auf www.bildsprachen.de

Das Projekt „Ach du lieber Nachbar“ ist ein Beitrag zur Entwicklung des Kreativ.Quartier Ückendorf und wird gefördert und möglich gemacht durch: Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen und den Kulturcent des Musiktheaters im Revier.

Quadrat Bottrop zeigt große Walker Evans-Retrospektive

$
0
0

Bottrop (idr). Das Josef Albers Museum Quadrat Bottrop präsentiert die erste europäische Retrospektive des amerikanischen Fotografen Walker Evans. Vom 27. September bis 10. Januar werden unter dem Titel „Tiefenschärfe“ rund 200 Bilder des Dokumentarfotografen gezeigt, der die Entwicklung dieses Mediums im 20. Jahrhundert mit am stärksten geprägt hat.

Die Werke stammen aus öffentlichen und privaten Sammlungen in den USA und Europa und zeichnen Evans’ gesamte Laufbahn nach: von der frühen Straßenfotografie um 1930 über seine ikonischen Bilder der Großen Depression bis zu den späten Farbaufnahmen. Dabei werden auch weniger bekannte Bildserien vorgestellt.

Die Schau wird organisiert vom Josef Albers Museum Quadrat in Zusammenarbeit mit dem High Museum of Art, Atlanta, und der Vancouver Art Gallery.

Infos: www.quadrat-bottrop.de

„Odyssee Europa – Flucht und Zuflucht seit 1945“– Fotoausstellung in den Räumen der Mercator-Stiftung in Essen

$
0
0

Allein in diesem Jahr werden 800.000 bis eine Million Flüchtlinge nach Deutschland kommen und um Asyl bitten. Neben Toleranz und Sympathiebekundungen schlagen den Asylsuchenden Widerstände, Hass und Gewalt entgegen. Die Stiftung Mercator bezieht Stellung und zeigt in ihrem Räumen anteilnehmende Fotos zum Thema. Eine Ausstellung im laufenden Bürobetrieb? Hartmut S. Bühler hat sich für ruhrspeak vor Ort umgesehen.

Die Stiftung Mercator präsentiert in Zusammenarbeit mit Magnum Photos und der Reportageschule Reutlingen 50 Farb- und Schwarzweiß-Fotografien, deren Motive mit Deutschland im März 1945 beginnen und bis zur Situation heutiger Kriegsflüchtlinge in Syrien, im Irak oder in der Ukraine reichen.

Erinnern wir uns: Fast jeder Deutsche kennt dazu wohl wenigstens eine Episode aus der eigenen Familiengeschichte. Nicht nur deshalb geht uns alle die „Odyssee Europa“ an.

2011 -1946 – 2012: Motive aus der Ausstellung

Bild: ITALY. Lampedusa. July 2011. Friday 08 july 2011: a boat coming from Libya has been spotted and caught by the coast guards (Costiera Guardia) 35 miles away from Lampedusa.

ITALY. Lampedusa. July 2011. Friday 08 july 2011: a boat coming from Libya has been spotted and caught by the coast guards (Costiera Guardia) 35 miles away from Lampedusa. Foto: Patrick Zachmann/Magnum Photos

GERMANY. Bonn. The foot of a displaced person. 1946.

GERMANY. Bonn. The foot of a displaced person. 1946. Foto: Werner Bischof/Magnum Photos

Bild: TURKEY. March 2, 2012. Along the Turkish-Syrian border in Hatay Province. Under the cover of night a network of Syrian smugglers transport a family fleeing the violence inside Syria on a rowboat across the Orentes River, which marks a stretch of the border between northern Syria and southern Turkey.

TURKEY. March 2, 2012. Along the Turkish-Syrian border in Hatay Province. Under the cover of night a network of Syrian smugglers transport a family fleeing the violence inside Syria on a rowboat across the Orentes River, which marks a stretch of the border between northern Syria and southern Turkey. Foto: Moises Saman/Magnum Photos

Die Ausstellungsräume

So wichtig diese Ausstellung auch ist: die Räume der Stiftung Mercator sind nicht eben eine optimale Location. Denn darin arbeiten Stiftungsangestellte, Publikum ist dabei eher störend, ein Besuch der Ausstellung nur während der Bürozeiten und nach Voranmeldung möglich. Die Exponate geraten in dieser Umgebung eher zu Dekoration als zu Kunstwerken mit starker Präsenz.

"Odyssee Europa - Flucht und Zuflucht seit 1945" - Fotoausstellung in den Räumen der Stiftung Mercator GmbH in Essen, Huyssenallee 46

"Odyssee Europa - Flucht und Zuflucht seit 1945" - Fotoausstellung in den Räumen der Stiftung Mercator GmbH in Essen, Huyssenallee 46

"Odyssee Europa - Flucht und Zuflucht seit 1945" - Fotoausstellung in den Räumen der Stiftung Mercator GmbH in Essen, Huyssenallee 46

Ausstellungsidee als Vermarktungskonzept?

Übrigens: Die „Odysse Europa“ kann auf Wunsch für jeweils sechs Wochen „gemietet“ werden. Die Veranstalter bieten auf ihrer Website odyssee-europa.net/#fourth das komplette Ausstellungpaket an incl. Fotos, ausziehbaren Aufstellern für die Bildtexte und Verpackung in robusten Transportkisten. Der Veranstalter trägt die Kosten für Versicherung, die Ausleihgebühr in Höhe von 6.000 Euro und weitere Kosten wie Reisespesen.

Hoppla, da drängt sich dem Autor der Eindruck auf, dass es sich trotz der Relevanz des Themas „Flucht und Flüchtlinge“ auch um eine Vermarktungsidee des Magnum-Photoarchivs handelt. Wobei wahrscheinlich der zahlende Aussteller in der jeweiligen Lokalzeitung für Eigen-PR sorgen wird – mit stärkerer Wirkung als eine gewöhnlichen Zeitungs-Annonce erzielen würde.

Das ist zwar legitim, doch es bleibt „ein Geschmäckle“. Ob Magnum-Fotografen dieses Photo-Leasing begrüßen? Aber vielleicht kommt der Erlös ja Betroffenen zugute.

Stefan Junger von der Reportageschule Reutlingen nimmt Stellung: „Zur Vermarktungsfrage: Das kann man vielleicht so sehen. Die Initiative zu dieser Ausstellung ging jedoch von der Reportageschule aus und das war nicht unser Ansatzpunkt. Gute Journalisten haben ein Gespür für ein gutes bzw. relevantes Thema. Sie können sich sicherlich vorstellen, dass Vorüberlegungen bereits über eineinhalb Jahre zurückliegen. Dass das Thema jetzt, wo wir die Ausstellung zeigen, so brennend aktuell ist, spricht auf jeden Fall für einen guten ´Riecher´.“

Von Magnum gab es trotz zweier Bitten um Stellungnahme keine Antwort.

Magnum-Fotografen im O-Ton:

Nachfolgend eine Auswahl an Zitaten von Magnum-Fotografen zu ihrer Arbeit. Quelle der Fotografenzitate sind die Bildtafeln von „Odyssee Europa“:

Abbas Atar (* 1944 Iran): „Beim Fotografieren sehe ich schwarzweiß. Ich befinde mich dabei in einem Zustand der Gnade: im vollen Bewusstsein für Licht und Bewegung nehme ich ein Ereignis in seinen politischen, sozialen, religiösen oder auch in seinen ästhetischen Dimensionen wahr.“

Michael Christopher Brown (* 1977 US-Staat Washington) gehört zur neuen Generation von Magnum-Fotografen und arbeitet viel mit dem iPhone. Erstmals nutzte er die Handykamera während der Aufstände in Syrien. „Obwohl ich derjenige bin, der den Auslöser drückt, gibt mir das Telefon eher das Gefühl ein Bürger zu sein als ein Kameramann.“

Moises Saman (* 1974 Peru): obwohl er immer wieder in Krisenregionen und Kampfgebiete fährt, mag er die Bezeichnung „Kriegsfotograf“ nicht. Er sei nicht an Kämpfen interessiert, sondern an den Nebenschauplätzen. Sie zeigten das Gesicht des Krieges viel deutlicher. „Trotzdem hoffe ich, dass meine Bilder auch Aufmerksamkeit erregen.“

René Burri (1933-2014, Schweiz) über seine Arbeitsweise 1961 im Notaufnahmelager Marienfelde:“… ich konnte mich im Lager frei bewegen und mit meiner Leica bin ich auch nicht so aufgefallen.“ Die Fähigkeit, sich als Beobachter gleichsam unsichtbar zu machen, ermöglichte ihm Aufnahmen von hoher Glaubwürdigkeit.

Patrick Zachmann (* 1955 Frankreich) sagt, er sei Fotograf geworden, weil er kein Gedächtnis habe. Seine Erinnerung beginne mit 22, als er anfing, zu fotografieren. „Wenn ich ein Projekt starte, kenne ich nur den Anfang, aber ich weiß nie, wo es mich hinführt.“ „Mein Wunsch, Fotograf zu sein, kommt aus einer Motivation heraus, die Welt zu verändern und mich selbst in der Welt zu verstehen.“

Odyssee Europa – Flucht und Zuflucht seit 1945
noch bis zum 11. November 2015
montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr
(ausgenommen Feiertage).

Mercator-Stiftung
Essen, Huyssenallee 46
Terminabsprache:
odyssee.europa(at)stiftung-mercator.de oder 0201/24522-0

odyssee-europa.net

Der Ausstellungskatalog kostet 25,00 Euro. Vor Ort konnte er nicht gekauft werden.

Text und Ausstellungsfotos: Hartmut S. Bühler, Fotograf

 

„Odyssee Europa“ machen möglich: Magnum Photos (Paris, London, Tokio) und Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl, Reutlingen. Mit Unterstützung von Wiedeking Stiftung (gegründet von Ex-Porsche Chef Wendelin Wiedeking) und Stiftung Mercator (gegründet von der Handelsfamilie Schmidt-Ruthenbeck aus Duisburg).

Übrigens:
Zum Thema passt das Statement von Jorge Ramos, Moderator des US-Fernsehsenders Univision (jüngst bekannter geworden durch seinen Zwist mit US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump): „Für die USA und Deutschland gilt aus meiner Sicht: Die Größe eines Landes bemisst sich nicht daran, wie es mit den Mächtigen umgeht. Die Größe eines Landes bemisst sich daran, wie es mit den Machtlosen umgeht.“

Ausstellungen im Oktober

$
0
0

Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

01.10.2015 – 10.01.2016
„Aufbrüche – Bilder aus Deutschland“
(u.a. mit Leonard Freed, Rudolf Holtappel, Rudi Meisel)
Sammlung Fricke
Galerie der Stadt Fellbach
Marktplatz 4
70734 Fellbach
www.fellbach.de

03.10.2015 – 31.01.2016
Duisburger Künstler und junge Talente – „Wahlverwandschaften“
(u.a. mit Annette Jonak, Joachim Poths, Walter Schernstein, Britta Lauer)
Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40
47051 Duisburg
www.lehmbruckmuseum.de

noch bis 24.10.15
Gregor Neuerer – „Pollen“
Kehrer Berlin
Potsdamer Str. 100
10785 Berlin
www.kehrerberlin.com

noch bis 25.10.2015
Daniela Risch – „Chapters“
Dresdner Stipendium für Fotografie
Technische Sammlungen
Junghansstr. 1-3
01277 Dresden
www.tsd.de

noch bis 22.12.2015
André Gelpke
Galerie Kicken Berlin
Linienstr. 161a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

noch bis 22.11.2015
Wolfgang Zurborn – Catch
Neue Galerie im Höhmannshaus
Maximilianstr. 48
86150 Augsburg
www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de

noch bis 01.11.2015
Rudi Meisel – „Landsleute“
C/O Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
www.co-berlin.org

noch bis 21.11.2015
Knut Wolfgang – Neue Bilder über Landschaften
Galerie zone E
Kahrstr. 54
45128 Essen
www.zone-e.info

noch bis Februar 2016
Bernd Langmack – „Abriss in Bruckhausen – Ein Stadtteil wird vernichtet.“
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets
Clemensstraße 17-19
44789 Bochum

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 04.10.2015
Folkwang Finale
Ausstellung der Abschlussarbeiten des Studiengangs
Fotografie an der Folkwang Universität der Künste
SANAA (Zollverein)
Gelsenkirchener Str. 209
45309 Essen
finale.folkwang-uni.de

noch bis 14.10.2015
Doug Aitken „migration (empire)“
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

16.10.2015 – 24.01.2016
Otto Steinert – Absolute Gestaltung
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

noch bis 31.10.2015
Künstlergruppe AnDer – Flucht, Vertreibung, Entwurzelung, Ankommen
Raffelbergpark und Vorplatz vor dem Theater an der Ruhr
Akazienallee 61
45478 Mülheim
www.anderart.de

noch bis 10.01.2016
Walker Evans – „Tiefenschärfe. Die Retrospektive“
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
www.bottrop.de/mq

noch bis 04.10.2015
Schwitzkästen – Auswegslosigkeiten und andere Zwangslagen
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
44147 Dortmund
www.kh-do.de

noch bis 24.10.2015
architekturbild 2015 „Nachbarschaft“
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.architekturbild-ev.de

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 11.10.2015
„Serendipidity – Vom Glück des Findens“
u.a. mit Jörg Sasse
Kunsthalle Bielefeld
Artur-Ladebeck-Str.5
33602 Bielefeld
www.kunsthalle-bielefeld.de

noch bis 18.10.2015
Erika Kiffl „Von Ai Weiwei bis Gerhard Richter“
Museum Kunstpalast
Ehrenhof 4-5
40479 Düsseldorf
www.smpk.de

22.10.2015 – 03.01.2016
Beate Rose, Nadine Preiß, Damian Zimmermann – „Paare“
LVR Landesmuseum Bonn
Colmantstr. 14-16
53115 Bonn
www.landesmuseum-bonn.lvr.de

noch bis 30.10.2015
Anja Schlamann – „Encanto – Oper Köln“
Kunsträume der Michael Horbach Stiftung
Wormser Str. 23
50677 Köln
www.michael-horbach-stiftung.de

noch bis 17.01.16
EGO UPDATE – Die Zukunft der digitalen Identität
NRW Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 17.10.2015
„Hier bin ich“ – Reportageklasse von Ann-Christine Janson
Photozentrum am Wassertor
Orangerie der Kiezspinne
FAS e.V. Schulze-Boysen-Str. 38
10119 Berlin
www.kiezspinne-fas.org

03.10. – 08.11.2015
Abschlussklasse Marc Volk – „Point of View“
Neue Schule für Fotografie
Brunnenstr. 188-190
10119 Berlin
www.neue-schule-berlin.com

09.10.2015 – 24.01.2016
Sebastião Salgado – „Genesis“
Kunstfoyer
Versicherungskammer Kulturstiftung
Maximilianstr. 53
80538 München
www.versicherungskammer-kulturstiftung.de

10.10.2015 – 24.10.2015
Ostkreuzschule Abschlussausstellung 9. Jahrgang
HO I Berlin
Holzmarkstr. 66
10179 Berlin
www.ostkreuzschule.de

noch bis 25.10.2015
Conflict, Time, Photography
im Kupferstichkabinett Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Taschenberg 2
01067 Dresden
www.skd.museum

noch bis 01.11.2015
Augen Auf! – 100 Jahre Leica Fotografie
C/O Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
www.co-berlin.org

noch bis 15.11.2015
Aenne Biermann Preis
Museum für Angewandte Kunst Gera
Greizer Str. 37
07545 Gera
www.gera.de

Tiefenschärfe – die erste Retrospektive in Europa über Walker Evans im Josef Albers Museum Quadrat Bottrop

$
0
0

Über Walker Evans Einfluss zur Entwicklung der Fotografie als Kunst zu schreiben ist eine Herausforderung. Zumal er als „graue Eminenz“ unter den wichtigsten Lichtbildnern der Fotografiehistorie ganz weit oben rangiert. Auch Diane Arbus, Robert Adams, William Eggleston, Robert Frank und Stephen Shore berufen sich auf ihn.

Evans selbst schalt beispielsweise den malerischen Stil von Edward Steichen und Alfred Stieglitz als „Artiness“, lehnte die inszenierte Fotografie im Atelier ab, fotografierte heimlich in der U-Bahn „Gesichter in nackter Ruhe“ mit der Kamera unterm Mantel und per Drahtauslöser. In seiner frühesten Bildsprache stützt er sich auf László Moholy-Nagy, Alexander Rodtschenko und El Lissitzky. Wegweisend waren ihm Eugène Atget, August Sander und Paul Strand.

Bild: Walker Evans, Roadside Stand near Birmingham, Alabama 1936

Walker Evans, Roadside Stand near Birmingham, Alabama 1936

In puncto Rezension „Tiefenschärfe. Die Retrospektive“ mache ich es mir mit dem am 03. November 1903 in St. Louis/Missouri geborenen ehemaligen Literaturstudenten einfach. Baudelaire, Flaubert, Proust und T. S. Eliot zählten zu seinen Favoriten; Evans wollte ursprünglich Schriftsteller werden. Ich nutze hier drei seiner zahlreichen Zitate über und zur Fotografie und erspare mir somit eine weitere Evans-Eloge.

„Zum tausendsten Mal muss es gesagt werden, dass Bilder für sich selbst sprechen, ohne Worte, visuell – oder sie scheitern.“ 1958

„Schau genau hin, unverwandt, nur so bildest du dein Auge, und auch noch Anderes. Starre, sei neugierig, höre zu und lausche. Du willst es unbedingt verstehen, jetzt. Uns bleibt nicht viel Zeit.“ 1938

„Dann wird die Straße dein Museum; das Museum selbst ist schlecht für dich. Man möchte nicht, dass das eigene Werk der Kunst entspringt, man möchte, dass es im Leben beginnt, und das ist jetzt auf der Strasse. Im Museum fühle ich mich nicht wohl. Ich möchte da nicht mehr hingehen, möchte nichts mehr ´beigebracht´ bekommen, möchte keine ‚vollkommene‘ Kunst sehen“. … 1971

Portraits, Reklameschilder und Typografie

Stop, verehrter Leser, bitte beherzigen Sie bloß nicht Evans Meinung „das Museum selbst ist schlecht für dich…“. Im Gegenteil, fahren Sie nach Bottrop und lassen Sie sich inspirieren von der Tiefenschärfe des Evans’schen Schaffens. Alle wichtigen Werkgruppen sind komplett vertreten, darunter die frühe Straßenfotografie um 1930, die ikonischen Arbeiten für die Farm Security Administration (1935-36), Cuba (1933), Many are Called (1938-41), die Zeit beim Magazin Fortune wie auch die Porträts mit der Polaroid SX 70-Kamera. Evans Interesse neben dem Portrait galt darüber hinaus Reklameschildern, der Typografie und Werbegrafik. Seine Motive dieser Wahrzeichen der Moderne haben offensichtlich die spätere Pop Art beeinflusst. Vielleicht ist sein bekanntestes Buch „American Photographs“ von 1938 ein Beleg dafür, dass Fotografie nach Evans Worten „die literarischste aller grafischen Künste“ darstellt.

Bild: Walker Evans, Alabama Cotton Tenant Farmer Wife, 1936

Walker Evans, Alabama Cotton Tenant Farmer Wife, 1936

Ein seherisches Erlebnis ist es, das Portrait der „Alabama Cotton Tenant Farmer Wife“ von 1936 aus nächster Nähe zu betrachten. Man mag sich ins Antlitz dieser „Appalachen-Madonna“ versenken, begeistert sich ob „der trügerischen Einfachheit dieses Portraits“, das durch die Kunst der Reduktion zu seiner zeitlos durchdringenden Kraft und Wirkung findet. Evans machte vier Aufnahmen im Bestreben, die dem Gesicht eingeschriebene Komplexität zu erfassen (Silbergelatineabzug 20,3 x 25,4 cm Privatsammlung).

Umfassenste Rückschau nach der MoMa-Ausstellung 1971

Bemerkenswert, warum es so lange dauern musste, bis dass ausgerechnet das „kleine“ Josef Albers Museum Quadrat Bottrop in der „Provinz“ des Ruhrgebiets die erste Retrospektive auf dem europäischen Kontinent des wohl einflussreichsten Dokumentarfotografen im 20. Jahrhunderts ausrichtet. Diese Tatsache löst Verwunderung aus.

„Tiefenschärfe. Die Retrospektive“ ist nach der MoMa-Ausstellung 1971 und der Ausstellung im Metropolitan Museum im Jahr 2000 die umfassendste Rückschau des Werks von Evans (gestorben 1975 in New Haven) in Europa. Unter Vermittlung des Albers Museums unter Direktor und Kurator Heinz Liesbrock wandert die Werkschau in 2016 von Bottrop nach Atlanta und Vancouver. Übrigens: Liesbrock war 1978 Assistent des Fotografie-Professors Heinrich Riebesehl.

Betrüblich für Evans-gelisten, die nach Bottrop pilgern: die kleinen bis winzigen Bildlegenden zu den mehr als 200 Fotografien in „Vintage und lifetime-Qualität“. Warum diese Zumutung, ließ sich keine lesefreundlichere Bildlegende finden?

Prächtig: die Monografie zum Werk von Evans, herausgegeben von John T. Hill und Heinz Liesbrock. 260 Abbildungen, 408 Seiten, Preis im Museum € 58,00; Prestel-Verlag. Die Retrospektive wird gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Terra Foundation for American Art und The Josef and Anni Albers Foundation.

32 Zitate von Walker Evans: johnpaulcaponigro.com/blog

 

noch bis 10.Januar
Museum Quadrat
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop

bottrop.de/mq

Text: Hartmut S. Bühler, Fotograf, Düsseldorf

 

Bild: Schaukasten mit Ausstellungsplakat vor dem Museum Quadrat in Bottrop. Foto: Hartmut S. Bühler

Schaukasten mit Ausstellungsplakat vor dem Museum Quadrat in Bottrop. Foto: Hartmut S. Bühler

Otto Steinert – Absolute Gestaltung im Museum Folkwang

$
0
0

Am 12. Juli 2015 wäre Otto Steinert 100 Jahre alt geworden. In Würdigung dieses sehr einflussgebenden Fotolehrers, Fotografen, Bildautors, „Fotolobbyisten“, Kurators und Historikers präsentiert das Museum Folkwang eine Ausstellung mit rund 80 Werken aus dem umfangreichen Steinert-Nachlass, der für die Fotografische Sammlung erworben werden konnte.

Als Professor an der Essener Folkwangschule prägte Steinert ab 1959 eine Generation von Studenten und festigte den bis heute hervorragenden Ruf der fotografischen Ausbildung. Nach seinem Tod 1978 ging die von ihm aufgebaute Studiensammlung an das Museum Folkwang über – sie bildet bis heute den Grundstock der Fotografischen Sammlung (mehr als 60.000 Fotografien, vor allem Vintage-Prints).

Bild: Otto Steinert Bildnis hell – dunkel, 1950 / Portait Bright – Dark Bromsilbergelatine, Fotomontage, Vintage Print / Silver bromide gelatin, photo montage, vintage print © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

Otto Steinert Bildnis hell – dunkel, 1950 / Portait Bright – Dark Bromsilbergelatine, Fotomontage, Vintage Print © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

„Subjektive Fotografie“ war der Titel einer Ausstellung, die 1951 in Saarbrücken veranstaltet wurde und Werke der 1949 gegründeten Gruppe fotoform präsentierte. 1950 hatte fotoform einen ersten Aufsehen erregenden Auftritt auf der Photokina-Messe. 1951 erfolgte die erste große Ausstellung als Ereignis der internationalen Fotografie und Kunst, unter der Bezeichnung “Subjektive Fotografie“ in Saarbrücken.

1952 zerbrach die Gruppe, durch den Eintritt von Steinert, Peter Keetman und Schneider in die GdL (Gesellschaft deutscher Lichtbildner), die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg bestand. Ab da trat die Bezeichnung „Subjektive Fotografie“ in den Vordergrund, fotoform bestand bis 1958. Spiritus Rector dieser Unternehmungen war Otto Steinert, weitere Mitstreiter waren Peter Keetman, Toni Schneiders, Siegfried Lauterwasser und Heinz Hajek-Halke. Die Gruppe favorisierte das „persönliche Gestaltungsmoment“, was das auch immer heißen mochte. Auf jeden Fall galten Technik und Abbildcharakter der Fotografie als negative Werte. Steinert sprach auch gerne von „absoluter Fotografie“, was nun etwas ganz anderes meint als „subjektive Fotografie.“ (aus C. H. Beck Wissen Verlag – Wolfgang Kemp: „Geschichte der Fotografie – Von Daguerre bis Gursky“, 2. Auflage 2014, Kapitel Subjektive Fotografie, Seite 81).

Bild: Otto Steinert Luminogramm 1, 1952 Bromsilbergelatine, Vintage Print / Silver bromide gelatin, Vintage Print © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

Otto Steinert, Luminogramm 1, 1952.Bromsilbergelatine, Vintage Print. © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

Auffällig ist, dass Steinert in seiner Nachkriegsfotografie alles Lebendige und Spontane ausklammert. Ihn interessierte nicht der Erinnerungswert eines Fotos, sondern nur dessen formale Qualität. Steinert fing nicht Momente der Wirklichkeit ein, sondern inszenierte sie als Kontrast von Schwarz und Weiß. An die Stelle der Abbildung von Wirklichkeit setzte Steinert „die Autonomie einer eigenen Bildwirklichkeit“.

Typisch ist die intensive Abstimmung von Schwarz, Grau und Weiß aller Abzüge, für die er, wie seine Schüler berichten, im Einzelfall bis zu acht Stunden brauchte, um am Ende neun von zehn Versuchen wegzuwerfen. Gefürchtet waren seine Beurteilungen. Autoritär, unerbittlich, pedantisch, „schulmeisterlich“, mitunter cholerisch war der auch als charismatisch beschriebene Steinert gegenüber seinen Schülern. Weniges hielt vor seinen Augen stand. „Kontrastreiche Abzüge, radikale Ausschnitte, abstrakte Strukturen, surreal wirkende Situationen, Negativabzüge oder Solarisationen wurden zu den beliebtesten Ausdrucksformen von Steinert und seinen Schülern.“ (Dr. Marianne Bieger-Thielemann, Fotohistorikerin).

Bild: Ein-Fuß-Gänger, 1950 Bromsilbergelatine, Langzeitbelichtung, Leica 9 cm Silver bromide gelatin, Leica 9 cm © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

Ein-Fuß-Gänger, 1950, Bromsilbergelatine, Langzeitbelichtung, Leica 9 cm. © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

Ein typischer Eingriff der Stilrichtung subjektiver Fotografie war die „Entmaterialisierung“ des Bildganzen oder einzelner Objekte. Exemplarisch hierfür ist Steinerts Motiv “Ein-Fuß-Gänger“, erstellt 1950 in Paris aus extremer Vogelperspektive. Vom Fußgänger übrig bleibt allein nur ein scharf abgebildeter Fuß. Für seine wichtigsten Arbeiten entwickelte Steinert eine normierte Präsentationsweise im Format 55 x 65 cm. Fortan fertigen er und eine ganze Generation Schülerinnen und -schüler die Ausstellungsabzüge auf die gleiche Weise: hochglanzgetrocknet und aufgezogen auf Bristolkarton (benannt nach der engl. Stadt, ein aus drei oder mehr Lagen zusammengeklebter Karton; Deckschichten werden aus holzfreien Stoffen hergestellt; Einlage ist im Allgemeinen holzhaltig; weist hohe Biegesteifigkeit auf und ist nut- und rillfähig). Diese besondere Materialität und auch die funktionale Verwendung als Tafeln in Ausstellung und Unterricht hat sich diese Museumspräsentation zu eigen gemacht.

 

Bild: Fotograf unbekannt Otto Steinert,  ca. 1956

Fotograf unbekannt: Otto Steinert,  ca. 1956

Vor 60 Jahren veröffentlichte OS im Begleitbuch zur Ausstellung „Subjektive Fotografie 2“ seinen zentralen Text „Über die Gestaltungsmöglichkeiten der Fotografie“. Darin unterscheidet er fünf fotografische Gestaltungselemente: Die Wahl des Motivs und Ausschnitts, die fotografische Perspektive, die foto-optische Abbildung (durch die Wahl des definierten Bildraums), die fotografischen Tonwerte und Länge der Belichtungszeit. Darüber hinaus formuliert er vier Stufen des fotografischen Schaffens, die von der Abbildung hin zur Gestaltung führen und in einer darstellenden fotografischen Gestaltung ihre künstlerischen Vollendung finden.

Dieser Versuch einer Systematik sollte den künstlerisch ambitionierten Fotografen eine Auswahl an Kriterien an die Hand geben und ihnen helfen, sich von der „Vermassung der Fotografie“ zu distanzieren, die Steinert schon damals als Problem seiner Zeit kritisierte. OS hatte wichtige Positionen in der Fotoszene inne. So wurde er 1951 Mitglied der DGPh Deutschen Gesellschaft für Photographie, deren Erweitertem Vorstand von 1954-78 angehörte. In die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner trat er 1957 ein. Dort war er von 1964-74 Vorsitzender. 1976 verließ er die GDL.

„Die Photographie ist als das bisher breitenwirksamste Mittel berufen, das visuelle Bewusstsein unserer Zeit maßgeblich zu formen. Als die allgemeinverständlichste und in der Handhabung zugänglichste Bildtechnik ist sie besonders geeignet, die Verständigung unter den Völkern zu fördern.“ (Katalog der Ausstellung „subjektive fotografie“, Hg. Otto Steinert).

Steinert, 1915 geboren in Saarbrücken, von Beruf Arzt und ohne Ausbildung als Fotograf, hat sich nie als Künstler verstanden. Er nannte sich „Lichtbildner“. In diesem altmodischen Wort steckt die Verneigung vor Begriff und Begründern der „Photographie“, zugleich aber der Schlüssel zu Steinerts Arbeitsweise. Steinert trat am 01.06.1936 der NSDAP bei, ab 1937 diente er der Wehrmacht als Fahnenjunker im Sanitätskorps und war während des Zweiten Weltkriegs Arzt bei der Wehrmacht.

Bild: tto Steinert Ohne Titel (Mädchenporträt), 1936 Untitled (Girl Portrait) © Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

Otto Steinert, Ohne Titel Mädchenporträt), 1936.
© Nachlass Otto Steinert, Museum Folkwang, Essen

Zu den Kritikern von OS zählt beispielsweise der Kunstschriftsteller Jan Thorn-Prikker (*1949), der dessen Fotografieauffassung als „Ästhetik des totalen Geschichtsverlustes“ und den Fotografen als „Bilder-Verdränger“ beurteilt und dessen nicht geklärte Rolle im Dritten Reich als zentralen Ansatzpunkt seines Fotografieverständnisses proklamiert. „Otto Steinert war Militärarzt gewesen. Er hatte die schlimme Zeit im Krieg miterlebt. Er konnte die Wirklichkeit nicht länger sehen, weil er sie nicht sehen wollte.“ (Jan Thorn-Prikker in: European Photography1991, S. 8). Gerüchte darüber, dass OS während des Krieges der SS angehört habe, konnten weder bestätigt noch entkräftet werden.

Ergänzt wird die Ausstellung „Otto Steinert – Absolute Gestaltung“ durch Werke des abstrakten Expressionismus der Malerei dieser Jahre. Bedauerlich und unverständlich: es gibt keine Broschüre, keinen Katalog zur Jubiläumsausstellung. Dies obwohl Steinert Essen „zu einem der wichtigsten Ausbildungsorte für Fotografie in Europa machte“ (Florian Ebner, Leiter der Fotografischen Sammlung im Museum Folkwang und Nachfolger von Ute Eskildsen).

Fündig wird der Suchende stattdessen in der im Museum Folkwang integrierten Buchhandlung Walther König. Dort sind noch ganz wenige großformatige Kataloge erhältlich: „Otto Steinert – zwölf Fotografien im Lichtdruck“ im Schuber. Es handelt sich dabei um Restexemplare der insgesamt 200 numerierten Exemplare für den Kunstring Folkwang Essen, herausgegeben von Ute Eskildsen. Preis: einhundert Euro.

Ausstellung „Otto Steinert – Absolute Gestaltung“
bis 28. Februar 2016

www.museum-folkwang.de

Text: Hartmut S. Bühler, Fotograf, Düsseldorf

Weitere Informationen:

27. und 28. November 2015
Arbeit am Bild Otto Steinert und die Felder des Fotografischen
Internationales Symposium zum 100. Geburtstag von Otto Steinert
Veranstaltung des Museums Folkwang in Essen

Ausstellungen im Dezember

$
0
0

Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 13.12.2016
„Revier“ – Fotografien von Mathias Jung
Haus Spiess
Franziskanerplatz 11
41812 Erkelenz
www.popula.de

noch bis 10.01.2016
„Aufbrüche – Bilder aus Deutschland“
(u.a. mit Leonard Freed, Rudolf Holtappel, Rudi Meisel)
Sammlung Fricke
Galerie der Stadt Fellbach
Marktplatz 4
70734 Fellbach
www.fellbach.de

noch bis 17.01.2016
„ECHOES-Residencies revisited“
(u.a. mit Etta Gerdes und Jens Sundheim)
Künstlerhaus Dortmund
Sunderweg 1
44147 Dortmund
www.kh-do.de

noch bis 31.01.2016
„Wahlverwandtschaften“ – Duisburger Künstler und junge Talente
(u.a. mit Annette Jonak, Joachim Poths, Walter Schernstein, Britta Lauer, Wolfgang van Triel)
Lehmbruck Museum
Friedrich-Wilhelm-Straße 40
47051 Duisburg
www.lehmbruckmuseum.de

noch bis Februar 2016
„Abriss in Bruckhausen – Ein Stadtteil wird vernichtet“ Fotografien von Bernd Langmack
Haus der Geschichte des Ruhrgebiets
Clemensstraße 17-19
44789 Bochum

noch bis 07.02.2016
Jahresschau Gelsenkirchener Künstler
(u.a. mit Pedro Malinowski)
Kunstmuseum Gelsenkirchen
Horster Str. 5-7
45897 Gelsenkirchen
www.kunstmuseum-gelsenkirchen.de

noch bis 21.02.2016
„Augen auf! 100 Jahre Leica Fotografie“
(u.a. mit Bernd Arnold und Rudi Meisel)
OstLicht. Galerie für Fotografie
Alsberggasse 27
A.1100 Wien
www.ostlicht.at

noch bis 03.04.2016
„Die Entdeckung der Dinge“
(u.a. mit Anton Stankowski)
Wilhelm Wagenfeld Haus
Am Wall 209
28195 Bremen
www.wilhelm-wagenfeld-stiftung.de

20.12.2015 – 03.04.2016
„Auf der Schwelle – Leben im Frauenhaus“ – Fotografien von Brigitte Kraemer
MARTA Herford
Goebenstr. 2-10
32052 Herford
http://marta-herford.de

23.01.- 17.01.2016
„Ein Leben“ Fotografien von Knut Wolfgang Maron
Schaelpic Photokunstbar
Schanzenstr. 27
51063 Köln
http://www.schaelpic.de

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 24.01.2016
„Otto Steinert – Absolute Gestaltung“
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

noch bis 10.01.2016
„Tiefenschärfe. Die Retrospektive“ Fotografien von Walker Evans
Josef Albers Museum Quadrat Bottrop
Im Stadtgarten 20
46236 Bottrop
www.bottrop.de/mq

noch bis 20.02.2016
„youngstars – Fotoarbeiten von Studierenden zum Thema Image“
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheid Str. 14
45886 Gelsenkirchen
www.bildsprachen.de

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 03.01.2016
„Paare“ – Fotoarbeiten von Beate Rose, Nadine Preiß, Damian Zimmermann
LVR Landesmuseum Bonn
Colmantstr. 14-16
53115 Bonn
www.landesmuseum-bonn.lvr.de

noch bis 17.01.2016
„EGO UPDATE – Die Zukunft der digitalen Identität“
NRW Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 17.01.2016
„Das regionale Gedächtnis – Teil 2“
Museum für Photographie
Helmstedter Str. 1
38102 Braunschweig
www.photomuseum.de

noch bis 24.01.2016

„Genesis“ Fotografien von Sebastião Salgado
Kunstfoyer
Versicherungskammer Kulturstiftung
Maximilianstr. 53
80538 München
www.versicherungskammer-kulturstiftung.de

noch bis 24.01.2016

„geliebtes Afghanistan“ – Fotografien von Anja Niedringhaus
Willy-Brandt-Haus
Stresemannstr. 28
10963 Berlin
www.fkwbh.de

noch bis 31.01.2016
„Retrospektive & Talents“ Fotografien von Anton Corbijn
C / O Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
www.co-berlin.org

noch bis 31.01.2016
„Europäischer Architekturphotopreis 2015“
VHS Photogalerie
Rotebühlplatz 28
70173 Stuttgart
http://vhs-stuttgart.de

noch bis 14.02.2016
„gute Aussichten – junge deutsche Fotografie 2015/2016“
technische Sammlungen Dresden
Junghansstr. 1-3
01277 Dresden
www.guteaussichten.de


Frohe Weihnachten!

$
0
0

Am Ende jeden Jahres wird viel Post mit vielen Wünschen verschickt. Das sind oft lustige, ironische, tiefsinnige, besinnliche, fulminante, spritzige und fantastische Ideen, Bilder und Motive! Wir haben Pixelprojekt_Ruhrgebiet-Fotografen gebeten, uns ihre Grüße zum Fest oder zum Jahreswechsel zuzusenden!

Die ruhr.speak-Redaktion wünscht fröhliche Weihnachten und einen guten Start ins Jahr 2016!

Jürgen Landes, www.landesfoto.de

 

Norbert Enker, www.norbert-enker.de

Norbert Enker, www.norbert-enker.de

 

Dominik Asbach, www.asbach-foto.de

Dominik Asbach, www.asbach-foto.de

 

Jürgen Leiendecker, www.keintrix.de

Jürgen Leiendecker, www.keintrix.de

 

Rainer Schlautmann, www.rainerschlautmann.com

Rainer Schlautmann, www.rainerschlautmann.com

 

Carsten Klein, www.photodesignbycarstenklein.com

Carsten Klein, www.photodesignbycarstenklein.com

 

Ekkehart Reinsch, www.reinsch-fotodesign.de

Ekkehart Reinsch, www.reinsch-fotodesign.de

 

Georg Schreiber, www.georg-schreiber.de

Georg Schreiber, www.georg-schreiber.de

 

Cornelia Wimmer

Cornelia Wimmer

 

Ute Jäger, www.ute-jaeger.org

Ute Jäger, www.ute-jaeger.org

 

K. Roland Berger

K. Roland Berger

 

Johannes Backes, www.johannesbackes.com

Johannes Backes, www.johannesbackes.com

 

2016_HAPPYNEWYEAR_Werner Schmiedel

Werner Schmiedel

 

 

Kulturlandschaft Montan Europe – Fotografie als identitätsprägendes und -stiftendes Medium

$
0
0

Die Fotografie im und über das Ruhrgebiet hat eine lange Tradition. Bei genauerem Hinsehen setzen sich aber auch international immer mehr Fotografen mit der Montan Kultur Europas auseinander. Parallel entstehen auch außerhalb des Ruhrgebietes Initiativen, die diese Serien sammeln, ordnen und über das Internet weltweit sichtbar machen.

Von nahezu allen Gegenden dieser Erde, aber auch vom Mond, Mars und der Venus haben wir ein Bild, unabhängig davon, ob wir jemals an diesem Ort waren. Das Bild, das sich in unseren Köpfen festgesetzt hat, kommt häufig aus Filmen, die wir gesehen haben und mehr noch aus Fotografien, die sich gar nachhaltiger in unseren Köpfen festsetzen als persönliches Sehen.
Damit eine Landschaft eindeutig zuordenbar ist, muss sie markant und unverwechselbar sein. So hat die Loire ihre Schlösser, Ägypten seine Pyramiden, Köln seinen Dom, Paris den Eifelturm und das Ruhrgebiet Fördertürme und Hochofenanlagen. So weit, so gut, so einfach!

Damit sich in unseren Köpfen aber ein Bild einer Region bildet, braucht es wesentlich mehr. Es braucht das Wissen und die Stories sowohl von gestern als auch von heute, sowie die Perspektive des Kommenden. Je spannender umso besser und je besser dargestellt umso einprägsamer. Und es braucht Facetten, die das Hauptmerkmal verstärken, um im besten Fall aus einem Mineral einen begehrten Diamanten zu machen.

Bild: Einwohner von Ynysybwl, Wales, wandern mit ihren Hunden über das Gelände des früheren Lady Windsor Bergwerks, das 1988 geschlossen wurde. Davon ist nichts mehr übrig. Foto: Kaveh Rostamkhani

Einwohner von Ynysybwl, Wales, wandern mit ihren Hunden über das Gelände des früheren Lady Windsor Bergwerks, das 1988 geschlossen wurde. Davon ist nichts mehr übrig. Foto: Kaveh Rostamkhani

Natur -Romantik -Industrie

Als ich in den 1980er Jahren nach der Landschaft von Industriebrachen fotografisch suchte, war der übliche Begriff von Natur noch aus der Romantik geprägt – Wälder, Seen und Berge, aber auch Heide und das Meer. Das eine Industriebrache Landschaft sein könnte, wie wir sie kultiviert inzwischen an vielen Orten im Emscher-Landschaftspark vorfinden, war zunächst unvorstellbar. Die ästhetische Kraft und Einmaligkeit, die wir auf ehemals industriell geprägten Flächen vorfinden können, musste noch entdeckt und vermittelt werden, um dann schließlich auch Akzeptanz oder gar Stolz erlangen zu können.

Stadtökologen hatten hier schon lange Begriffe wie „Neue Natur“ oder „Natur der dritten Art“ gebraucht und auf den Wert dieser Landschaft hingewiesen. Später hieß diese Natur dann „Industrienatur“. Aber allein das Wissen um einen besonderen Wert kann nicht überzeugen, denn es vermag keine Herzen zu bewegen. Wir schützen und fördern, was wir lieben. Und Liebe geht zwar durch den Magen, aber sie entsteht vor Allem auf den ersten Blick. Und der erste Blick, den wir von vielen Dingen haben, ist der Blick der Fotografin oder des Fotografen, deren Bilder wir oftmals noch vor der ersten eigenen Wahrnehmung sehen. Die Werbung weiß das und nutzt es und gibt dem Ganzen auch gleich eine positive Wertung. Die Wissenschaft, die die Ratio über alles Ästhetische stellt, hat da schon wesentlich größere Schwierigkeiten und geht häufig eher auf Distanz zur Kunst, statt sie zu nutzen oder gar als Quelle von Erkenntnis und Inspiration zu akzeptieren.

Gibt es eine Kulturlandschaft Montan?

Ist also die Frage danach ob es eine Kulturlandschaft Montan gibt nicht also eher eine Frage der Ästhetik? Hier frage ich nicht nach schön oder hässlich sondern nach markant, eindeutig und unverwechselbar. Die Kulturlandschaft Montan ist geprägt durch die montanindustrielle Geschichte, durch Bergwerke und Hochofenanlagen, durch Halden und Bergsenkungsgebiete, durch Kanäle und Bahntrassen und häufig auch durch radikalen und städtebaulich ungeplanten Flächengebrauch und –verbrauch. Aber auch durch einen bestimmten Menschentypen – den Industriearbeiter, den Bergmann und Hüttenarbeiter. Den einfachen Menschen, die noch einer ehrlichen Arbeit nachgehen oder nachgegangen waren, miteinander in Gemeinschaft lebend, unabhängig von Religion, Hautfarbe und Herkunft. Und ihrer Familien. Den Frauen, die das Heim zur Oase verwandelten und den Kindern, denen es einmal durch mehr Bildung besser gehen sollte.

Bild: Dariusz Kantor aus der Serie: Von Kohle gezeichnet - Frauenarbeit im Steinkohlebergbau in Oberschlesien, 2002-2004

Dariusz Kantor aus der Serie: Von Kohle gezeichnet – Frauenarbeit im Steinkohlebergbau in Oberschlesien, 2002-2004

Diese Landschaften finden wir in ganz Europa aber auch in Übersee. In Frankreich und Belgien, in England und Polen und von Schweden bis zur Ukraine aber auch in Japan und Mexiko und von Australien bis Taiwan, Südafrika und in die USA. Vieles haben diese Kulturlandschaften gemeinsam, anderes ist unterschiedlich sowie die Geologie, das Klima, die Geschichte oder die politische Lage unterschiedlich sind.

Fotografie im Ruhrgebiet

Bernd und Hilla Becher gehörten wohl zu den ersten und radikalsten, die den Formen der montanindustriellen Bauten, der Fördertürme, Wassertürme, Hochöfen, Kohlebunker aber auch komplexer Industrieanlagen seit den 1970er Jahren weltweit ein Bild gaben und Sammlungen dieser unterschiedlichsten Formen als Typologien entwickelten. Damit waren sie zwar nicht die ersten, die einer Kulturlandschaft Montan nachspürten, aber die ersten, die einem Phänomen dieser Landschaft im internationalen Kontext und in absoluter Konsequenz nachgingen.

Albert Renger Patzsch und Heinrich Hauser, Chargesheimer und Anton Stankowski, Willy van Heekern, Rudolf Holtappel, Hans Rudolf Uthoff, Horst Lang, Walter Vogel, Jürgen Kassel, Klaus Rose und Helmut Kloth hießen Fotografen, die schon vor 1970 einzelne Aspekte der Kulturlandschaft Ruhrgebiet fotografierten und oftmals eher zufällig zu den ersten Chronisten der Region Ruhrgebiet wurden. Fotografen wie Wolfgang Staiger, Rudi Meisel, Andre Gelpke, Joachim Brohm, Brigitte Kraemer, Manfred Vollmer und Joachim Schumacher kamen später dazu. Und wenn man eine Liste all der Fotografen, die sich ernsthaft mit einzelnen Aspekten des Ruhrgebietes auseinandergesetzt haben, aufstellen möchte, kommt man schnell auf einige Hundert Fotografen. Viele davon und ihre Arbeiten sind inzwischen im Pixelprojekt_Ruhrgebiet sichtbar gemacht.

Allen Fotografen fehlt jedoch der Blick fürs Ganze. Kaum einer hat die Region Ruhrgebiet zum Thema sondern lediglich einzelne Aspekte. Im optimalen Fall schaffen einzelne Fotografen eine persönliche Sicht auf die Gesamtregion. Daraus allein aber so etwas wie Wahrheit oder Erkenntnis ableiten zu wollen, erscheint jedoch als absurd. Und doch prägen diese Fotoarbeiten die Region Ruhrgebiet und formen sie aus, laden sie auf mit Geschichten und Bildern und lassen letztlich erst so die Kulturlandschaft Ruhrgebiet entstehen. Ein Wechselspiel von dem was ist und dem was wir in den Köpfen durch Bilder produzieren! Mit Pixelprojekt_Ruhrgebiet als digitale Sammlung fotografischer Positionen ist es gelungen, all diesen Serien eine Klammer zu geben und ein regionales Gedächtnis der Region Ruhrgebiet über Fotografie sichtbar und durchs Internet gar weltweit sichtbar zu machen.

Ist es aber auch denkbar der Kulturlandschaft Montan Europe ein Bild zu geben?

Anfang des Jahres haben die beiden saarländischen Fotografen Thomas Roessler und Andre Mailänder gemeinsam mit mir und Kollegen aus dem umliegenden Raum bis Lothringen und Luxemburg einen Ableger des Pixelprojekt_Ruhrgebiet gegründet mit dem Namen „PixxelCult“. Hier soll versucht werden der Montan Kulturlandschaft Saar-Lor-Lux ein Bild zu geben in ähnlicher Struktur zu unserem Projekt im Ruhrgebiet. Nach dem Projekt „Vis a´ Vis“ des Ruhrmuseum Essen mit Arbeiten zu Lothringen und dem Ruhrgebiet aus dem 1980er und frühen 1990er Jahren nun ein nachhaltiger Ansatz diese Montanlandschaften miteinander zu vergleichen. Und auch im Norden ist aktuell das Museum für Photographie Braunschweig mit einer regionalen digitalen fotografischen Sammlung für Braunschweig und Niedersachsen unterwegs. Industriegeschichte wird auch hier Bedeutung haben. Vor Jahren hat bereits in der belgischen Stadt Genk in Flandern das Projekt Coalface begonnen, die flandrische Montanlandschaft durch regelmäßige Fotoausstellungen sichtbar zu machen und aufzuwerten.

Bild: Sabine Niggemann aus der Serie Charleroi, 2013

Sabine Niggemann aus der Serie Charleroi, 2013

Und sobald man recherchiert entdeckt man so wunderbare Arbeiten wie die von Dariusz Kantor zu Frauenarbeit in polnischen Kohlerevieren, wie von Sabine Niggemann zur heutigen montangeprägten Stadtlandschaft im belgischen Charlerois, wie die von Michael Kerstgens zu Bergarbeiterstreiks in Wales 1984 oder zur heutigen Bergbauregion Wales mit seinen ehemaligen Bergarbeitern von Kaveh Rostamkhan, die Arbeit Coal is B(l)ack von Danny Veys zur aktuellen Situation in der Bergbauregion Donbass in der Ukraine, die Arbeit von Naoya Hatakeyama zu Kegelhalden im französischen Nord-Pas-de-Calais oder die von Tomas Roessler zu Altlasten auf Montanflächen im Saarland.

Auf wie viele Arbeiten wird man stoßen, wenn man genauer recherchiert, wenn man Kooperationspartner findet und wenn man Strukturen schafft, die diese Arbeiten sichtbar machen. Nachdem wir mit Pixelprojekt_Ruhrgebiet und einer ersten Ausstellung 2004 gestartet waren, hatten wir allein in den ersten 24 Stunden 20 Neuanmeldungen von Fotografen, die ihre Arbeit ins Projekt aufgenommen haben wollten.

Vergleichen – unterscheiden – entdecken

Bei der Suche nach Fotoserien zur Montanlandschaft Europe ginge es dann um wesentlich mehr als um das Sammeln von Bildern zum Thema Industriekultur. Es geht um Vergleichen und Unterscheiden genauso wie darum, Gemeinsamkeiten zu entdecken. Und es geht um Erkenntnisse sowie um ein voneinander Lernen. Die Montanregionen Europas haben nämlich nicht nur eine ähnliche Geschichte sondern nicht zuletzt auch gemeinsame Strukturprobleme.

Und es geht um Zukunft. Welche Wege gehen andere Regionen, um sich neu zu erfinden oder auch um den Strukturwandel zu meistern. Wir im Ruhrgebiet haben hier enorme Erfahrungen und sind bereits an vielen Stellen diese Transformation fast meisterhaft angegangen. Seit der IBA Emscher Park, die sich ja auch als Labor für die Gestaltung alter Industrielandschaften verstand, sind Begriffe wie Industriekultur und Industrienatur positiv besetzt.

Aber auch wir können viel von den anderen Montanregionen lernen. Dazu müssen wir von den anderen Regionen und ihren Geschichten erfahren. Und mit wir meine ich weite Bevölkerungsschichten und nicht nur die kleine aber wachsende Schar von Industriearchäologen und Raumplanern.

Fotografie bietet sich als nonverbales Kommunikationsmedium für breite Bevölkerungsschichten und für ein zusammenwachsendes Europa aber auch darüber hinaus geradezu an. In einem Pixelproject Montan Europe könnte die europäische Montan-Kulturlandschaft nicht nur sichtbar sondern auch breit und anders diskutierbar gemacht werden.

Text: Peter Liedtke

Ausstellungen Juli 2016

$
0
0

Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 17.9.2016
„Pixelprojekt_Ruhrgebiet – Neuaufnahmen 2015/16“
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de

noch bis 16.7.2016
„Revier“ – Fotografien von Matthias Jung
Galerie Junge Kunst
Karl-Marx-Str. 90
54290 Trier
www.junge-kunst-trier.de 

noch bis 30.7.2016
Fotografien u.a. mit Daniel Müller Jansen
„The grass ist greener“
Spinnereistr. 7
04179 Leipzig
www.thegrassisgreener.de

noch bis 27.8.2016
Joachim Schumacher
L.A. Galerie Lothar Albrecht
Domstr. 6
60311 Frankfurt
www.lagalerie.de

noch bis 2.9.2016
„In Deutschland reloaded (II)“ Fotografien u.a. von Rudi Meisel
Kicken Berlin
Linienstr. 161a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 17.7.2016
„Das autonome Bild“ – Fotografien u.a. Miriam Böhm, Christiane Feser, Gottfried Jäger
Kunstmuseum Bochum
Kortumstr. 147
44777 Bochum
www.kunstmuseumbochum.de

noch bis 30.7.2016
„Adaption“ – Thomas Florschuetz
Galerie m Bochum
Schlussstrich 1.a
44795 Bochum
www.m-bochum.de

noch bis 31.7.2016
„Gestaltetet Welt“ – Peter Keetmann
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

noch bis 28.8.2016
Erich Grisar Ruhrgebietsfotografien 1928-1933
Ruhr Museum
UNESCO-Welterbe Zollverein
Gelsenkirchener Str. 181
45309 Essen
www.ruhrmuseum.de 

noch bis 30.12.2016
„Wunder der Natur“ Fotografien von u.a. Manfred Kage, Heidi und Hans-Jürgen Koch, Klaus Nigge, Solvin Zankl
Gasometer Oberhausen
Arenastraße 11
46047 Oberhausen
www.gasometer.de

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 23.7.2016
„homebase“ u.a. mit Laurenz Berges, Jörg Sasse, Taryn Simon
KAI 10 Arthena Foundation
Kaistr. 10
40221 Düsseldorf
www.kaistrasse10.de

 

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 10.7.2016
Hans-Peter Feldmann
c/o Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
www.co-berlin.org 

noch bis 14.7.2016
„75 Jahre Zintstoff“ – Günter Zint
V like vintage
Milchstraße 28
20148 Hamburg
www.v-like-vintage.com

noch bis 14.8.2016
„Relikte des Kalten Krieges“ – Martin Roemers
Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2
10117 Berlin
www.dhm.de

noch bis 2.0.2016
„In Deutschland: reloaded II“
Kicken Berlin
Lindenstraße 161 a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

noch bis 11.9.2016
„Wolfsburg Unlimited“ Fotografien u.a. von Peter Bialobrzeski, Eva Leitolf, Charles Wilp
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg
www.kunstmuseum-wolfsburg.de

noch bis 25.9.2016
„#francke“ Fotografien von Andreas Herzau
Franckesche Stiftungen
Franckeplatz 1
06110 Halle
www.francke-halle.de

noch bis 9.10.2016
„Unterwegs im Auftrag des Stern“  – Hans-Jürgen Burkard
Historisches Museum Saar
Schlossplatz 15
66119 Saarbrücken
www.historisches-museum.org

Sommer, Sonne, Bilder

$
0
0

Schlagartig war der Sommer für mich da. Das lag vor allem daran, dass ich mich auf den Weg ins südfranzösische Arles, zur „Mutter“ aller Fotofestivals begeben habe, und jetzt aktuell bereits rückblicken könnte. Das werde ich auch in einem Sonderbeitrag tun.

Bevor ich nun zu meinen Tipps komme, hier noch drei Dinge die mich besonders bewegt hatten. Zum einen die Ausstellung der Neuaufnahmen in das Pixelprojekt_Ruhrgebiet 2015/16. Wunderbar und wichtig die Arbeit von Heiko Tiemann „Zufügung“ über FörderschülerInnen in Duisburg. Wunderbar und wichtig die historische Arbeit von Chargesheimer, wunderbar und wichtig die Arbeiten von Anette Jonak, Bernd Langmack und Kurt Heuvens zu Duisburg- Bruckhausen, wunderbar und wichtig die Arbeit von Tania Reinicke und Ekkehart Bussenius zum Brutalismus (in der Architektur) am Beispiel vom Marler Stern und der Ruhruni Bochum. Der Ursprung der Bezeichnung liegt unter anderem im französischen Begriff béton brut (‚roher Beton‘), der auf ein wesentliches Definitionsmerkmal des Stils verweist, nämlich die Materialsichtigkeit des Baus und leitet sich nicht von brutal oder grob ab, wunderbar und wichtig auch die Arbeiten von … Eigentlich ist jede der neu aufgenommenen Arbeiten wunderbar und wichtig!

Also erster Tipp: Die Ausstellung der Neuaufnahmen in das Pixelprojekt_Ruhrgebiet 2015/16 bis zum 17.9. im Wissenschaftspark Gelsenkirchen besuchen!

Seit Mai bewegt mich auch mein Instagram Projekt instaworldruhr.
Instagram war für mich als digital Migrant bis vor etwa einem halben Jahr nahezu völlig unbekannt. Erst durch meine junge Kollegin Melanie Kemner und in Verlängerung durch den Werber Simon Schlenke erfuhr ich von der kommunikativen Bedeutung dieses Formates. Verbunden damit ist die kommerzielle Bedeutung für einige wenige Fotokollegen, die nicht zuletzt wegen ihrer teilweise in die Hunderttausende gehenden Follower mit gut dotierten Aufträgen totgeworfen werden. Im Kontext der Kunst ist das Format jedoch relativ neu. Gerne möchte ich herausbekommen, was eine breitere und jüngere und auch digitalere Szene als spannend, interessant und bewegend betrachtet. Wo sind die Orte und Betrachtungen die neu sind. Übertragen auf die Region Ruhrgebiet: was macht hier die neue Heimat zwischen Industriekultur, Urbanität, High Tech globalen Erfahrungen und der Piefigkeit verstaubter Stadtteile aus. Ist Instagram dafür ein geeignetes Format, in dem jeder, der die Funktion der Handyfotografie und die Veröffentlichungsmöglichkeit z.B. Bei Instagram kennt, alles zeigen kann, ein Schritt zu einer demokratischeren Medienwelt? Oder braucht es nicht auch Redakteure und Kuratoren, die aus einem digitalen bildlichen Overkill einen tatsächlichen und gesellschaftlich wichtigen Beitrag erstellen? Ich habe mir zumindest eine Jury zur Bewertung einer in Art und Qualität äußerst heterogenen Bildwelt gesucht und werde anschließend die Bilder zu einer vertonten Bilderschau kuratorisch zusammenfügen. Ob es funktioniert, werden wir dann im Herbst bei der nächsten Nacht der Fotografie sehen,

Aber bis dahin, mein zweiter Tipp: mitmachen bei #instaworldruhr. www.instaworld.ruhr und bereits jetzt den Herbst vormerken.

Als drittes bewegt hat mich die Pressemitteilung des Ruhrmuseums zum Ankauf von 3 Arbeiten/Konvoluten von drei Ruhrgebietsfotografen – Joachim Schumacher (Pixelprojekt_Ruhrgebiet), Diether Münzberg und Klaus Sannemann. Ermöglicht wurde dies durch die Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Schön, dass diese Arbeiten museal und für die Zukunft gesichert sind. Immer mehr Fotografen aber auch Filmer stehen vor dem Problem des wohin mit ihrem Lebenswerk! Lange waren die Archive die „Rentenversicherung“ der älteren Fotografen. Ich erinnere mich, dass ich bis zu 50% meiner jährlichen Einnahmen aus Archivverkäufen erzielte. Aber heute? Viele Fotografen versuchen daher nun, nicht nur ihr Werk zu sichern, sondern auch zu verkaufen. Man möge bedenken, die Menge der noch vorhandenen analogen Negative (oder auch analogen Positive) ist beschränkt. Und die Anzahl der umfassenden und relevanten Autoren-Fotowerke ist äußerst beschränkt.
Daher war ich (zwar von der kommunikativen Offenheit positiv überrascht) von dem Geldbetrag aber, der zu den Fotografen floss, äußerst unangenehm berührt! 27.000 Euro für 3 Konvolute mit 111.118 Bildern und Negativen? Wo ist hier das Verhältnis zwischen dem Wert für die künstlerische teilweise Lebensarbeit der Fotografen zu den Kosten für Archivierung und Aufarbeitung der Werke? Ich erinnere mich, dass wir (und auch die anderen Künstler) einmal Ausstellungshonorare gefordert hatten. Fotografen wollen nicht vorrangig gesammelt oder ausgestellt werden. Sie wollen, wie jeder, von ihrer Arbeit angemessen leben. Hier hat die Gesellschaft eine Verantwortung. Auch die, die das Geld geben, dass einfach immer zu knapp ist! Aber wo soll es hingehen, wenn für alles Geld da ist, vom Pförtner bis zum Wissenschaftler, vom Strom bis zum Museumsbau, aber nicht für die Erschaffer des Sammlungsgutes?

Wo ist hier mein Tipp? Vielleicht härter verhandeln und auch mal nein sagen, zu schlechten Angeboten. Wer Dinge verschenkt, wird niemals Geld dafür bekommen!

Nun die Tipps und News!

Pixelprojektfotograf Guntram Walter hat ein neues Buch gemacht: GE-Ein Stadtspaziergang, Edition dpe, 140 Seiten

Pixelprojektfotografin Sabine Bungert hat gemeinsam mit Stefan Dolfen eine VG Bild-Kunst Förderung für das Projekt „Diaolou – Die Wohntürme von Kaiping“ erhalten. Pixelprojektfotograf Rudi Meisel aus dem selben Topf eine Förderung für das Projekt „New York Essay“.

Wettbewerb des Nürnberger Menschenrechtszentrums “ Menschenrechte. Meine Rechte. Deine Rechte. Ausgelöst!“ bis 30. 9. www.fotowettbewerb.menschenrechte.org

photokina 20.-25.9. Köln. Parallel dazu: Photoszene-Festival Köln, 16.-25.9.

und last but not least: viele der Hauptausstellungen beim Recontres d’Arles laufen noch bis zum 25.9.

und als allerallerletztes: Genießt den Sommer – wo immer ihr auch seid!

Ausstellungen im August

$
0
0

Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland
25.8.-18.12.2016
„Arbeitskämpfe“ Fotografien von Michael Kerstgens
Zinkfabrik Altenberg
Hansastr. 20
46049 Oberhausen
www.zinkfabrik-altenberg.de

26.8.-9.10.2016
„Arrival Cities – Hongkong &Istanbul“ – Fotografien von Sabine Bungert und Stefan Dolfen
Städtische Galerie Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 24
58636 Iserlohn
www.staedtische-galerie-iserlohn.de

2.9.-1.10.2016
„Dampfzeit – Als die Loks noch rauchten“ – Fotografien von Thomas Pflaum und Gerd Lübbering
Zeche Nachtigall
Nachtigallstr. 35
58452 Witten
www.zeche-nachtigall.de

noch bis 17.9.2016
„Pixelprojekt_Ruhrgebiet – Neuaufnahmen 2015/16“
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de

noch bis 27.8.2016
Joachim Schumacher
L.A. Galerie Lothar Albrecht
Domstr. 6
60311 Frankfurt
www.lagalerie.de

noch bis 2.9.2016
„In Deutschland reloaded (II)“ Fotografien u.a. von Rudi Meisel
Kicken Berlin
Linienstr. 161a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

noch bis 4.9.2016
„Die 80er im Ruhrgebiet“ – Fotografien von Reinhard Krause
Trinkhalle
Herner Str. 8
44787 Bochum

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 28.8.2016
Erich Grisar Ruhrgebietsfotografien 1928-1933
Ruhr Museum
UNESCO-Welterbe Zollverein
Gelsenkirchener Str. 181
45309 Essen
www.ruhrmuseum.de 

bis 18.9.2016
„Inszenierte Eleganz – Mode- und Reportagefotografie von 1930 bis 1980“ Fotografien von Regina Relang
LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de

noch bis 30.12.2016
„Wunder der Natur“ Fotografien von u.a. Manfred Kage, Heidi und Hans-Jürgen Koch, Klaus Nigge, Solvin Zankl
Gasometer Oberhausen
Arenastraße 11
46047 Oberhausen
www.gasometer.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

bis 16.10.2016
„Urban Decorations – Die dekorierte Stadt“ – Fotografien von Max Regenberg
Photographische Sammlung SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
50670 Köln
www.photographie-sk-kultur.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 14.8.2016
„Relikte des Kalten Krieges“ – Martin Roemers
Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2
10117 Berlin
www.dhm.de

1.9.2016 – 5.6.2017
„Neue Alte“ – Fotografien von Ute Mahler
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Willy-Brandt-Allee 14
53113 Bonn
www.dhg.de

noch bis 2.9.2016
„In Deutschland: reloaded II“
Kicken Berlin
Lindenstraße 161 a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

noch bis 11.9.2016
„Wolfsburg Unlimited“ Fotografien u.a. von Peter Bialobrzeski, Eva Leitolf, Charles Wilp
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg
www.kunstmuseum-wolfsburg.de

noch bis 25.9.2016
„#francke“ Fotografien von Andreas Herzau
Franckesche Stiftungen
Franckeplatz 1
06110 Halle
www.francke-halle.de

noch bis 9.10.2016
„Unterwegs im Auftrag des Stern“  – Hans-Jürgen Burkard
Historisches Museum Saar
Schlossplatz 15
66119 Saarbrücken
www.historisches-museum.org

Spätsommer

$
0
0

Gerade war es erst Sommer (oder ist er dieses Jahr ausgefallen?) und schon rückt der Herbst und Winter näher. Und damit natürlich auch unsere nächste Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.

Am 13. Oktober um 18:30 Uhr eröffnen wir hier die Ausstellung des türkisch-deutschen Pixelprojekt-Fotografen Fatih Kurceren „Die 40 Tage des Musa Dagh“ und „Exodus / Nagorny Karabach“.

Es geht um die Folgen des Völkermordes an den Armeniern und deren bis heute andauernde Flucht. Für den 2. Teil seiner Arbeit hatte Fatih ein Arbeitsstipendium der VG Bild-Kunst erhalten. Wir freuen uns diese Arbeit erstmals öffentlich zeigen zu dürfen.

Die Präsentation des Projektes instaworldruhr habe ich nun in den November verschoben. Statt openair umsonst und draußen projizieren wir indoor umsonst und drinnen. Wer die ersten von der Jury ausgewählten Arbeiten bereits jetzt sehen möchte kann dies unter: www.instagram.com tun. Es wird noch eine schwere Aufgabe daraus einen Ton-Bild Lauf zu kreieren. Bewerbungen sind weiterhin möglich: siehe instaworld.ruhr

Aber auch Großereignisse wie die photokina in Köln vom 20. bis 25. September in den Messehallen Deutz rücken näher.

War einstmals mit Phototechnik viel Geld zu verdienen, schrumpft der Markt immer weiter. Damit verbunden verschwinden auch die vielen „nice to have“ Formate rechts und links von und inmitten der Verkaufs- und Showräume auf der Messe sowie die Bilderschauen und Fotopreise vieler Firmen. Einzig Leica macht noch eine Ausnahme und zeigt mit dem DGPh Projekt „Upcoming Masters“ Arbeiten von 10 ausgewählten Hochschulen. Aus dem Ruhrgebiet ist neben der FH Dortmund die Hochschule der bildenden Künste Essen vertreten. Ich gratuliere und bin gespannt. Doch auch die Bildinteressierten kommen wieder auf ihre Kosten und das bei den Veranstaltungen der internationalen Photoszene Köln vom 16. – 25. September mit mehr als 100 Ausstellungen an verschiedensten Orten in der Stadt. Die Kick-Off Veranstaltung ist außerdem bereits am 19. August (dem Geburtstag der Fotografie (wie viele Kerzen müssen wir eigentlich in diesem Jahr anstecken? 177?)) Ab 20 Uhr wird in der Michael Horbach Stiftung angestoßen. Wer von Michael Horbach noch nichts gehört hat, dem sei ausdrücklich ein aktuelles Interview im Kölner Generalanzeiger ans Herz gelegt. Denn Michael Horbach, der auch schon Mal Portfoliowalker auf einer der bild.sprachen Plattformen war, ist nicht nur ein großen Förderer der Fotografie, sondern auch ein Reicher, der sich für die Reichensteuer einsetzt (hört – hört) und das Wort von sozialer Verantwortung in seinem Tun wieder und wieder zeigt. www.general-anzeiger-bonn.de

Einer der Höhepunkte des Festivals ist sicherlich die photographers night am 22.9. ab 20 Uhr im MAK (Museum für angewandte Kunst). Das Thema des Jahres ist: „Ikonen der Flucht – Die neue Macht der Photographie“.

Dass die Stadt Köln keinen Cent zu der Veranstaltung dazu gibt, finde ich schlichtweg beschämend, zumal die Stadt gleichzeitig für die Sanierung ihrer Oper statt 288 Mio. Euro mindestens 460 Mio. Euro in die Hand nimmt. Da kann dann keiner sagen er hätte kein Geld, um solche Dinge wie die photographers night zu fördern. Bei 10.000,- Euro Förderung (was für den Macher der Veranstaltung ein Traum wäre) könnte Köln allein aus den Mehrkosten 34.400 Jahre lang die alle 2 Jahre stattfindende Veranstaltung fördern. Mir wird schwindelig, wenn ich die Zahlen, die sich ja nach Bankenrettung und Berliner Flughafen in nicht mehr ganz privathaushalterisch greifbaren Größen bewegen, einmal runterbreche.

Aber auch Berlin wirft seine Schatten voraus. Vom 1. – 31. Oktober findet in Berlin der EMOP – der European Month of Photography mit 130 Ausstellungsprojekten von 120 Institutionen statt.

Der EMOP startet bei C/O Berlin mit Ausstellungen, Talks, Workshops, Lectures und Screenings.

Der Monat der Photographie findet an 8 Orten in Europa u.a. auch in Paris statt. Ausstellungen sind dort noch bis zum 28.8. zu sehen.

Und auch die Paris Photo, die wohl wichtigste Fotokunst-Messe weltweit, rückt näher und findet vom 12. – 15. November statt.

Wer nicht so weit fahren möchte, kann noch mal in meinen Ausstellungstipps nachlesen. Besonders an Herz legen möchte ich euch die Ausstellung von Pixelprojekt Fotograf Reinhard Krause in der „Trinkhalle“ Bochum „Die 80er Jahre im Ruhrgebiet“. Obwohl ja die White Cubes ein Optimum an Ausstellungsqualität liefern, ist dieser Ausstellungsort für diese Ausstellung ein Traum. In der ehemaligen Trinkhalle kann man übrigens nicht nur Bilder sehen, sondern auch außergewöhnliches Flaschenbier verköstigen. Es lohnt also doppelt.

Anlässlich des NRW-Tag 2016 präsentiert das NRW-Forum vom 22.8. – 11.9. auf 50 großformatigen Plakatflächen die besten Fotografien der Serie „heimat.nrw“ von Hort Wackerbarth (der mit dem roten Sofa) im öffentlichen Raum der Stadt Düsseldorf. (NRW ist aber eigentlich nicht nur die Landeshauptstadt). Vom 17.9.- 30.10 sind dann insgesamt über 200 Foto und Videoarbeiten im NRW Forum zu sehen. http://heimat.nrw

Und vom 4.9. – 18.12. zeigt das jüdische Museum Dorsten die Ausstellung „Jüdische Porträts – Fotografien von Herlinde Koelbl. www.jmw-dorsten.de

Hinweisen möchte ich ferner auf das Fotoprojekt der RuhrTriennale in welchem Daniel Josefsohn und Mark Röder (auch mal gerade 35 Jahre jung) mit ausgesuchten Jungfotografen in sogenannten Meisterkursen Bilder zum Ruhrgebiet geschaffen haben.

Dass man in jeweils einer Woche Intensivkurs nicht wirklich in die Tiefe gehen kann, ist zumindest auch Julian Röder bewusst. Die Bilder sind nun auf Bildschirmscreens (einer für das Projekt doch eher sehr fragwürdigen Präsentationsform nah an klassischen Werbescreens) an den Hauptspielorten der Triennale zu sehen. Schön, dass die Triennale die Fotografie nicht nur als werbendes Medium entdeckt hat. Schade aber auch, dass sie nicht mehr daraus gemacht hat. Gerade in diesem Jahr, wo es ja auch sehr stark um die Themen des Fremden und der Flucht geht, hätte die Triennale ja z.B. auch mit der Pixelprojektfotografin Brigitte Kraemer kooperieren können. Brigitte arbeitet seit mehr als einem Jahr (gefördert lediglich mit kleinem Geld der VG Bild-Kunst) an dem Thema Flüchtlinge und hat eine Arbeit geschaffen, die in die Tiefe geht, aber auch nach Öffentlichkeit schreit. Ihre Arbeit führte dazu, dass Sie nun aktuell mit einigen anderen sich um die Fotografie verdient gemachten Fotografen, Pixelprojektfotografen und Foto-Persönlichkeiten von Bundespräsident Gauck ins Schloss Bellevue zu einer Soiree zu Ehren der Fotografie nach Berlin eingeladen wurde. (Meines Wissens ist es das erste Mal, dass die Fotografie und ihre Macher so viel Ehre erfahren.) Schade, dass die RuhrTriennale zwar im Ruhrgebiet ansässig ist und die Mitarbeiter hier auch ihr Geld verdienen, aber scheinbar die Nase so weit oben tragen, dass die Qualität vor Ort unentdeckt bleibt. Wie wäre es zukünftig mit zwei Stipendien für Fotografen, die jeweils ein halbes Jahr die Region erforschen. Pixelprojekt_Ruhrgebiet würde sich sicher als Kooperationspartner anbieten.
Eine kleine und traurige Notiz am Rande. Das o.g. Projekt war wohl die letzte Arbeit von Daniel Josefsohn, der nach langer und schwerer Krankheit vor wenigen Tagen verstorben ist.

Nun noch einige konkretere Tipps:
Das Land NRW hat auf die wirtschaftliche Situation von Künstlerinnen und Künstlern reagiert und ein Programm (das IKF) der individuellen Förderung eben dieser aufgelegt. Das Programm soll als Pilotprojekt im Ruhrgebiet starten und dann auf ganz NRW übertragen werden. Für Künstler soll sich der bürokratische Aufwand bei Antrag und auch Abrechnung in Grenzen halten. Das wäre auch wirklich im Land der Kontrolleure einmal wünschenswert. Die könnten sich dann ja auch auf die wirklichen Geldgräber (siehe oben – Bankenrettung, Berliner Flughafen, Oper Köln usw.) konzentrieren.
www.kuenstlerfoerderung.de

Video-Wettbewerb Querbeet
Was macht für dich (ist wohl also eher für den Nachwuchs gedacht) Kultur in NRW aus. 1. Preis 3.000.- 2. Preis 1.000,- 3.-15. Preis je eine Gopro-Kamera.
Infos unter: www.kulturrat-nrw.de

Diskussionsabend im Rahmen der Ausstellung WARonWall
Die Heinrich Böll Stiftung unterstützt eine Diskussion der Gesellschaft für humanistische Fotografie zwischen Kai Wiedenhöfer, Paolo Pellegrin (angefragt) u.a. zu der Frage: Wie beeinflusst zeitgenössische Fotografie unsere Wahrnehmung von Konflikten. Ort: West Side Gallery Berlin 6.9. 2016 19-21 Uhr www.fotografie-konflikt.de

Und dann hat mich noch ein ganz besonderes Projekt erreicht und begeistert: „Daheim“                                                                                          „Daheim“ ist eine Videotelefonie-Plattform, die Spracherwerb und interkulturellen Austausch für Flüchtlinge im Sinne einer Willkommenskultur organisieren möchte. Gesucht werden engagierte Muttersprachler (deutsch), die in diesem Projekt sicher nicht nur Sprache geben, sondern sicherlich auch vieles erhalten werden.
Ich bin stolz, dass „Daheim“ Pixelprojekt_Ruhrgebiet um Unterstützung gebeten hat.

Und zu guter Letzt noch zwei neu Buchpublikationen von Pixelprojekt-Fotografen.
Kurt Hörbst – S10. Kurt hat 10 Jahre das Straßenbauprojekt S10 mit seiner Großbildkamera begleitet. Nun konnte das Buch dank Crowdfunding (6.175,- Euro) in der Fotohof Edition erscheinen. 36,- Euro bei Fotohof (Austria).

Brigitte Kraemer – Reportagen und Fotografien von 1985 bis heute. Anlässlich der Ausstellung von Brigitte in der Ludwig Galerie Schloß Oberhausen ist im Kerber Verlag das 128 seitige Buch erschienen. Im Buch sind vornehmlich ihre Arbeiten aus den Projekten: Mann und Auto, Die Bude und Im guten Glauben. 35,- euro und im Pixelprojekt Bookshop erhältlich.

 

Peter Liedtke ist Fotograf sowie Initiator und Organisator von Pixelprojekt_Ruhrgebiet und bild.sprachen. Er gibt für ruhr.speak regelmäßig persönliche Tipps zur Fotowelt (an der Schnittstelle zur Urbanität) im Ruhrgebiet, aber auch anderswo.

Ausstellungen im September

$
0
0

Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland
25.8.-18.12.2016
„Arbeitskämpfe“ Fotografien von Michael Kerstgens
Zinkfabrik Altenberg
Hansastr. 20
46049 Oberhausen
www.zinkfabrik-altenberg.de

26.8.-9.10.2016
„Arrival Cities – Hongkong &Istanbul“ – Fotografien von Sabine Bungert und Stefan Dolfen
Städtische Galerie Iserlohn
Theodor-Heuss-Ring 24
58636 Iserlohn
www.staedtische-galerie-iserlohn.de

2.9.-1.10.2016
„Dampfzeit – Als die Loks noch rauchten“ – Fotografien von Thomas Pflaum und Gerd Lübbering
Zeche Nachtigall
Nachtigallstr. 35
58452 Witten
www.zeche-nachtigall.de

noch bis 17.9.2016
„Pixelprojekt_Ruhrgebiet – Neuaufnahmen 2015/16“
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.pixelprojekt-ruhrgebiet.de

noch bis 2.9.2016
„In Deutschland reloaded (II)“ Fotografien u.a. von Rudi Meisel
Kicken Berlin
Linienstr. 161a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

noch bis 4.9.2016
„Die 80er im Ruhrgebiet“ – Fotografien von Reinhard Krause
Trinkhalle
Herner Str. 8
44787 Bochum

9.9.-30.10.2016
„Hütte, Zaun und Horizont“ – Fotografien von u.a. Joachim Brohm und Andreas Weinand
Kommunale Galerie Berlin
Hohenzollerndamm 176
10713 Berlin
www.kommunalegalerie-berlin.de

9.9.2016-22.1.2017
bilderstrom – Der Rhein und die Fotografie 2016-1853 / Fotografien u.a. von Bernd Arnold, Joachim Schumacher und Wolfgang Zurborn
LVR Landesmuseum Bonn
Colmantstr. 14-16
53115 Bonn
www.landesmuseum-bonn.lvr.de

16.9.-16.12.2016
„About“ – Fotografien von Joachim Brohm
Kicken Berlin
Linienstr. 161a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

16.9.-2.10.2016
„Bewegung im Blick – Die Kölner Fotografenszene der 70er und 80er Jahre“ – Fotografien u.a. von Bernd Arnold und Wolfgang Zurborn
Atelierzentrum Ehrenfeld
Hospeltstraße 69
50825 Köln
www.artrmx.com

20.9.-25.9.2016

„Rheine Träume die dritte!“ – Fotografien von u.a. Katja Illner und Guntram Walter
Carlswerk Köln
Drahtlager
Schanzenstraße 6–20,
51063 Köln
www.rheinetraeume.freelens.com

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

bis 18.9.2016
„Inszenierte Eleganz – Mode- und Reportagefotografie von 1930 bis 1980“ Fotografien von Regina Relang
LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
46049 Oberhausen
www.ludwiggalerie.de

noch bis 30.12.2016
„Wunder der Natur“ Fotografien von u.a. Manfred Kage, Heidi und Hans-Jürgen Koch, Klaus Nigge, Solvin Zankl
Gasometer Oberhausen
Arenastraße 11
46047 Oberhausen
www.gasometer.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

17.9.-30.10.2016
„Wackerbarth: heimat.nrw“ – Fotografien von Horst Wackerbarth
NRW Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

bis 16.10.2016
„Urban Decorations – Die dekorierte Stadt“ – Fotografien von Max Regenberg
Photographische Sammlung SK Stiftung Kultur
Im Mediapark 7
50670 Köln
www.photographie-sk-kultur.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

1.9.2016 – 5.6.2017
„Neue Alte“ – Fotografien von Ute Mahler
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Willy-Brandt-Allee 14
53113 Bonn
www.dhg.de

noch bis 2.9.2016
„In Deutschland: reloaded II“
Kicken Berlin
Lindenstraße 161 a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

noch bis 11.9.2016
„Wolfsburg Unlimited“ Fotografien u.a. von Peter Bialobrzeski, Eva Leitolf, Charles Wilp
Kunstmuseum Wolfsburg
Hollerplatz 1
38440 Wolfsburg
www.kunstmuseum-wolfsburg.de

noch bis 25.9.2016
„#francke“ Fotografien von Andreas Herzau
Franckesche Stiftungen
Franckeplatz 1
06110 Halle
www.francke-halle.de

noch bis 25.9.2016
Poppy – Trails of Afghan Heroin / Installation von Robert Knoth und Antoinette de Jong
c/o Berlin
Hardenbergstr. 22-24
10623 Berlin
http://www.co-berlin.org

noch bis 9.10.2016
„Unterwegs im Auftrag des Stern“  – Hans-Jürgen Burkard
Historisches Museum Saar
Schlossplatz 15
66119 Saarbrücken
www.historisches-museum.org


Horst Wackerbarths Blick auf Ruhrgebietler, Rheinländer, Sauerländer und Westfalen

$
0
0

Heimat als emotionales Thema ist hierzulande angesichts der aktuellen Zuwanderungszahlen lebendiger denn je. Hunderttausende kamen nach Deutschland, zehntausende nach Nordrhein-Westfalen. Und das bevölkerungsreichste Bundesland feiert 2016 seinen 70. Geburtstag. NRW hat etwa 18 Millionen Einwohner und wird für weitere wenigstens 240.000 Menschen zur neuen Heimat werden.

Mit Heimat befasst sich der Düsseldorfer Horst Wackerbarth (66) im Grunde seit 1979. Seitdem hat er mehr als 900 Menschen in über 50 Ländern der Erde auf seinem Roten Sofa fotografiert. Seit einem Jahr portraitiert er nun „Ruhrgebietler, Rheinländer, Sauerländer und Westfalen“. Bis heute sind das mehr als 100 Persönlichkeiten, und das Projekt geht weiter.

Bild: Gruppenfoto mit Adem Carim alias »A’damn«, Rapper / Georg Ostrowski, Thyssen Krupp Steel / Götz George alias »Schimanski«, Fausto Traversari, Servicekraft / Mercator-Insel, Duisburg 2010 © Horst Wackerbarth

Adem Carim alias »A’damn«, Rapper / Georg Ostrowski, Thyssen Krupp Steel / Götz George alias »Schimanski«, Fausto Traversari, Servicekraft / Mercator-Insel, Duisburg 2010 © Horst Wackerbarth

Mehr als 300 Bilder und Videos sind bis 30. Oktober im NRW-Forum in Düsseldorf und im Foyer des Landtagsgebäudes zu sehen. Aufgeteilt in zwölf Red Couch-Projekte, Portraits der Serie „Heimat.NRW“ und bisher noch nie gezeigte frühe Arbeiten. Nach Düsseldorf wandert die Ausstellung in verschiedene Städte des Ruhrgebiets. ruhrspeak wird die Ausstellungsorte frühzeitig bekannt geben. Unterstützt wird „Heimat.NRW“ von Evonik Industries, der RAG-Stiftung und nicht zuletzt der NRW-Stiftung Natur-Heimat-Kultur. Mehr als 80 Werke hat diese vom Fotografen gekauft.

Wackerbarth, geboren in Fritzlar bei Kassel, hat den Heimatbegriff lange Zeit aus seinem Leben „ausgeklammert“ und kam doch nie vollständig davon los. Seine Fluchten ins Ausland – acht Jahre lebte er in den USA – liegt auch begründet in der Ablehnung der Elterngeneration mit häufig brauner Vergangenheit und einem fragwürdigen Heimatverständnis.

Wackerbarths Herangehensweise an die Heimat ist einzigartig: sein mobiles Rotes Sofa wirkt wie ein Thron, ist Kommunikationsplattform im besten Sinne des Wortes. Es unterstreicht die Individualität seiner Protagonisten und rückt sie in den Fokus. Zusätzlich stellt er während eines mehrminütigen Video zwölf universelle Fragen an die Portraitierten. So reichen denn seine Portraits weit hinaus über Klischees à la „Heimat ist da, wo meine Familie ist“ oder „Heimat ist dort, wo ich meine Füße auf die Couch legen kann“.

Bild: Familie Paskaran, Hamm–Uentrop, 2016 © Horst Wackerbarth

Familie Paskaran, Hamm–Uentrop, 2016 © Horst Wackerbarth

Wackerbarth ist ein Jäger und Sammler von Menschen und Schicksalen. Der ehemals rastlose Weltreisende und jetzige Entdecker des Ruhrgebiets und Nordrhein-Westfalens über seine Galerie der Menschheit oder vielleicht besser Menschlichkeit: „Dank der Globalisierung kann durch den Mikrokosmos Nordrhein-Westfalen die ganze Welt gesehen werden“.

Wackerbarth vertieft sich in „seine Region“ und huldigt ihr mit einer digitalen Hasselblad. Die Videos entstehen mit einer Canon. Auf die 8×10 Inch-Fachkamera früherer Zeiten verzichtet Wackerbarth aus Kostengründen.

Referenzen ans Ruhrgebiet sind die Motive „Auf Kohle geboren“ (Aufnahmeort: Prosper-Haniel in Bottrop), „Heimat und Fremde“ (in der Maschinenhalle Pattberg, Moers), „Parallel-Universum“ (Krankenschwester Elli im Stadion von Borussia Dortmund), „Gelsenkirchen-Schalke“ (Glückauf-Kampfbahn Gelsenkirchen), Generation Opel (Aufnahmeort Bochum-Laer, Opel Werk 1, Tor 4), A52 Kreuz Essen-Ost, „Kleingarten-Idylle“ im Kleingartenverein „In der Bräuke“ in Bottrop-Kirchhellen oder LineS9 bei Essen-Kupferdreh. Weitere Motive sind die Portraits „Internationale Beziehungen 1 – 3 im Chemiepark Marl“.

Portraits „Internationale Beziehungen 1 – 3 im Chemiepark Marl © Horst Wackerbarth

Portraits „Internationale Beziehungen 1 – 3 im Chemiepark Marl © Horst Wackerbarth. Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

Für die permanente Weiterentwicklung seines Konzeptes steht exemplarisch das Motiv „Monotheistische Religionen“. Mit seiner magischen Kommunikationsplattform schafft es Wackerbarth, drei Vertreter unterschiedlicher Religionen aufs Sofa zu bewegen. Pfarrer Frank Hufschmidt, Imam Yusuf Incegeles und Rabbiner Yaacov Zinvirt gemeinsam auf der Roten Couch im Landschaftspark Nord in Duisburg. Zinvirt: „Wir drei haben viele Gemeinsamkeiten und ein großen, gemeinsamen Nenner: Es gibt nur einen Gott.“

Bild: Gruppenbild mit Rabbiner Yaacov Zinvirt, Israel, Jüdische Gemeinde Oberhausen - Imam Yusuf Incegeles, Türkei, DITIB Merkez Moschee -Pfarrer Frank Hufschmidt, Deutschland, Ev. Gemeinde Meiderich / Landschaftspark Nord, Duisburg 2009 © Horst Wackerbarth

Rabbiner Yaacov Zinvirt, Israel, Jüdische Gemeinde Oberhausen – Imam Yusuf Incegeles, Türkei, DITIB Merkez Moschee -Pfarrer Frank Hufschmidt, Deutschland, Ev. Gemeinde Meiderich / Landschaftspark Nord, Duisburg 2009 © Horst Wackerbarth

Wackerbarth bewegt Menschen. Sein Rotes Sofa bedeutet für ihn Segen und Fluch zugleich: „Dadurch werden meine anderen Arbeiten nicht genügend gewürdigt.“ Die Alleinstellung der Red Couch ließ ihn zum Initiator werden von Copyright + Mediation, einer Schlichtungsstelle für Urheberrecht, die mit der „Weltorganisation für geistiges Eigentum in Genf“ zusammenarbeitet. Nachahmer seiner und des US-Fotografen Kevin Allan Clarke 1979 geborenen Rote Couch-Idee ließen ihn diverse Prozesse führen – den letzten 2014 gegen die Stadtwerke Bonn. Deren Werbekampagne warb mit einer „Blauen Couch“. Juristisch kam es zu dann zu einem Vergleich.

Dr. Raymund Stecker, bis 2013 Direktor des Wilhelm-Lehmbruck-Museums in Duisburg: „Die Photographien von Wackerbarth gehören in ein Museum für internationale Skulptur, denn die Rote Couch ist nach der Beuys’schen Definition eine Soziale Plastik und jede Foto-/Videoproduktion mit der Roten Couch ist immer auch eine Intervention in gesellschaftliche Prozesse. …“.

Bild: Größere Anzahl großformatiger Polaroids von Horst Wackerbarth, die aufgereiht an der Ausstellungswand lehnen. Hartmut Bühler

Großformatige Polaroids von Horst Wackerbarth. Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

Für die Ausstellung wurden „Transfer Artprints A1A“ verwendet, entwickelt vom Düsseldorfer Fachlabor HSL. Sie sollen 200 Jahre „halten“.

Wer nicht zur Ausstellung nach Düsseldorf reisen kann: Jede Menge Bilder sind zu sehen auf der Homepage des Künstlers, der des NRW-Forums und stets aktualisiert unter heimat.nrw

Text und Ausstellungsfotos: Hartmut Bühler, Fotograf (DGPh), Düsseldorf

Lange Nacht der Fotografie zeigt 400 Bilder aus dem Internet

$
0
0

Das wird eine lange Nacht: Rund 400 Bilder aus dem Ruhrgebiet zeigt das Projekt bild.sprachen am 18. November im Wissenschaftspark Gelsenkirchen. In einer Großprojektion werden die Fotos in der 300 Meter langen Stahl-Glas-Arkade gezeigt.

(idr) Bereits zum dritten Mal lädt bild.sprachen zur „Langen Nacht der Fotografie“ nach Gelsenkirchen. Für die Zusammenstellung der Fotos wurde diesmal die Plattform instagram genutzt. Seit Juni konnten Fotografinnen und Fotografen ihre neuen Bilder auf der Plattform mit dem Hashtag #instaworldruhr kennzeichnen. Eine Jury wählte die besten Arbeiten aus.

bild.sprachen ist ein Projekt des Förderverein Pixelprojekt_Ruhrgebiet e.V. Realisiert werden konnte das Projekt durch Förderung des Regionalverband Ruhr (RVR), der Stadt Gelsenkirchen, des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen und der Sparkasse Gelsenkirchen.

Infos unter www.bildsprachen.de

Fotografien von Michael Kerstgens im LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen

$
0
0

Beim Besuch der Ausstellung denke ich sofort an die Sozialdramen des britischen Kinoregisseurs Ken Loach (sein Vater arbeitete im Kohlebergwerk). Und wie Parallelmontagen im Film sehe ich links Fotos vom Aufruhrgebiet Ruhrgebiet, rechts Bilder des britischen Bergarbeiterstreiks. Immer mit den Augen des Fotografen Michael Kerstgens aus Oberhausen. Die Fotos wirken surreal, sie sind aus einer anderen Zeit. Sie stammen aus der analogen Ära und sind auf Film gebannt.

Aufruhrgebiet – Arbeitskämpfe (Labour Disputs): Fotografien von Michael Kerstgens im LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen

Blick in die Ausstellung „Aufruhrgebiet – Arbeitskämpfe (Labour Disputs): Fotografien von Michael Kerstgens im LVR-Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg, Oberhausen“. Foto: Hartmut Bühler

Der britische Bergarbeiterstreik

Im März 1984 begann der britische Bergarbeiterstreik, der fast genau ein Jahr dauern sollte. Auf dem Höhepunkt des Ausstands beschloss Michael Kerstgens (geboren in Llanelli, South Wales), damals noch Student der Fotografie, den Widerstand zu fotografieren. Misstrauen und Angst gegenüber der oft streikfeindlichen Presse verhinderten, dass der engagierte Fotografiestudent in Wales streikende Arbeiter und ihre Aktivitäten fotografieren durfte. Deshalb beschloss Kerstgens ins Zentrum des Streiks nach Yorkshire zu fahren. Dort bekam er Kontakt zu den Aktivisten Marsha und Stuart „Spud“ Marshall, der ihm die Möglichkeit gab, das Streikgeschehen und die Folgen jenseits der Demonstrationen mit der Kamera direkt zu begleiten.

Ein Vertreter der Gewerkschaft NUM zahlt geringe Beträge an streikende Bergleute aus, deren Familien in Notlage geraten sind. Cynheidre Collerie, Llanelli, South Wales 1984

Ein Vertreter der Gewerkschaft NUM zahlt geringe Beträge an streikende Bergleute aus, deren Familien in Notlage geraten sind. Cynheidre Collerie, Llanelli, South Wales 1984. Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

Aus dem „Vorwort“ zu Michael Kerstgens‘ COAL NOT DOLE: „1984… auf der Suche nach mir selbst und nach meinen Themen hatte ich gerade den Fotografen und Filmemacher Robert Frank für mich entdeckt. So kam ich auf die Idee, nach Süd Wales zu gehen, wo ich die ersten Jahre meiner Kindheit verbracht hatte. Einen Kontakt hatte ich auch noch. Mein Patenonkel war dort Direktor von Thyssen-Schachtbau Great Britain Ltd. … Ich hatte keine Ahnung.“

Denn Kerstgens Onkel stand auf Seiten der Arbeitgeber und somit auf der falschen. „Zu den streikenden Bergarbeitern fand ich ebenfalls kaum Kontakt … war ich ihnen als Deutscher suspekt. … Es war frustrierend. Ich beschloss, Wales zu verlassen und es in Yorkshire zu versuchen. … Es war Boxing-Day, der erste Weihnachtsfeiertag … im Gewerkschaftsbüro der National Union of Mineworkers NUM … öffnete sich die Tür und Spud Marshall stand vor mir, klein, gedrungen und tätowiert. ‚Call me Spud‘, sagte er.

Spud Marshall lud Kerstgens ein, bei ihm und seiner Familie zu wohnen. Die kleine Zechensiedlung in der Rimington Road in Wombwell lag vis-à-vis der bestreikten Zeche Darfield Main, dem Zentrum des erbitterten Arbeitskampfes. Nachdem Kerstgens nach geraumer Zeit und zahlreichen bierseligen Abenden in die Gemeinschaft aufgenommen wurde, bekam er Zugang auch zum engen Kreis um den legendären Arbeiterführer Arthur Scargill. Und Spuds Ehefrau Marsha erwies sich als begnadete Rednerin, die regelmäßig mit der politischen Aktivistin und Schauspielerin Vanessa Redgrave telefonierte.

Kerstgens: „Die Bergleute waren die Speerspitze des Streiks, aber die Frauen der WAPC waren das Herz der Streikbewegung. … An Radikalität kaum zu überbieten. … stieß ich auf ein Traditionsbewusstsein, auch ein radikal proletarisches Bewusstsein, wie ich es noch nie vorher erlebt hatte. Nicht zu vergleichen mit der sozialdemokratischen Folklore, die – wie ich schon damals empfand – die Bergarbeiterkultur im Ruhrgebiet mehr und mehr ersetzte.“

Coal not Dole

Coal not Dole. Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

Nach einem Jahr endete der Streik mit einer vollständigen Niederlage: jeder Bergarbeiter hatte sich mit durchschnittlich 10.000 Pfund verschuldet. Viele hungerten, waren völlig demoralisiert. 70.000 Menschen verloren ihren Arbeitsplatz, ganze Gemeinden verschwanden von der Landkarte. Von den 170 Zechen zu Streikbeginn gab es 2014 nur noch ganze drei.

Kerstgens: „Welche individuellen Schicksale hinter diesen Zahlen stecken, kann man sich kaum vorstellen. Die Niederlage war verheerend. Und die Folgen sind bis heute zu spüren.“ Beim Abschied erhielt Kerstgens von Spud und Marsha eine Grubenlampe, einen Pokal der Fire Fighting Competition 1983 und ein Bierglas mit der Widmung: „To Michael – Hands across the water, Hands across the sea“.

Arbeitskampf in Rheinhausen

„Die zweite große Serie der Fotografien zeigt Bilder des Kampfes um das Stahlwerk Rheinhausen. Am 26. November 1987 wurde bekannt, dass die Krupp-Stahl AG die Werksschließung des Stahlwerks Rheinhausen plante. Es begann ein langer Arbeitskampf mit zahlreichen zum Teil spektakulären Aktionen um den Erhalt des 1897 gegründeten Stahl- und Hüttenwerks.

42000 Menschen besuchten das Solidaritätskonzert AufRuhr, live übertragen im Fernsehen. Viele Künstler kamen, von Hannes Wader bis Herbert Grönemeyer, von den Toten Hosen bis zur Zeltinger Band. 20.02.1988

42000 Menschen besuchten das Solidaritätskonzert AufRuhr am 20. Februar 1988, live übertragen im Fernsehen. Viele Künstler kamen, von Hannes Wader bis Herbert Grönemeyer, von den Toten Hosen bis zur Zeltinger Band. Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

Kerstgens Bilder zeigen den starken Zusammenhalt unterschiedlicher Akteure und die Solidarisierung verschiedener gesellschaftlicher Gruppierungen. Sie legen Zeugnis davon ab, dass es hier nicht allein um Arbeitsplätze ging, sondern auch um eine menschenwürdige Bewältigung des bevorstehenden Strukturwandels und die Zukunft einer ganzen Region. Die Sorge, die Anspannung, den Ernst der Lage, all das sehen wir in den Gesichtern der Aktivisten von damals.

Anders als ein paar Jahre vorher in England war der Kampf nicht umsonst. Es wurde ein zwar schmerzhafter aber tragbarer Kompromiss erzielt, der vollständige Verlust von Hoffnung und Zukunft konnte für die meisten Betroffenen abgewendet werden (aus dem Pressetext von „Aufruhrgebiet“, Peperoni-Books. Darin enthalten sind auch Artikel über die Geschichte der Arbeiterbewegung und die Entwicklung der Stahlindustrie im Ruhrgebiet von Christoph Fasel, Theo Steegmann und Stefan Berger).“

Krupp-Hoesch, Hagen 1993

Krupp-Hoesch, Hagen 1993. Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

… Es hat viel mit gelebter Solidarität, dem Wunsch nach sozialer Gerechtigkeit, dem Gefühl einer mit der Industrialisierung verbundenen regionalen Identität und dem Gefühl einer industriellen und zunehmend postindustriellen Schicksalsgemeinschaft zu tun… (Prof. Dr. Stefan Berger, Direktor des Instituts für soziale Bewegungen, Vorsitzender des Vorstandes der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets; Bochum)

Ausstellungsinfos

Bis zum 18. Dezember 2016 im LVR-Industriemuseum, Galerie der Zinkfabrik Altenberg, Hansastraße 20, Oberhausen: Bilder des Kampfes der Bergarbeiter in England in den 1980er Jahren und Fotografien vom Kampf der Arbeiter um den Erhalt des Hüttenwerks in Rheinhausen.
Öffnungszeiten: Di – Fr 10 – 17 Uhr, Sa – So 11 – 18 Uhr
Eintritt: Im Ticket zur Dauerausstellung „Schwerindustrie“ enthalten (5 €, erm. 4 €, Kinder und Jugendliche frei)

Text und Ausstellungsfotos: Hartmut Bühler, Fotograf (DGPh), Düsseldorf
Originalfotos: Michael Kerstgens

Herlinde Koelbl im Jüdischen Museum Westfalen –„Mahner gegen das Vergessen“

$
0
0

Der Tod von Max Mannheimer (96) im September d. J. beweist, wie aktuell die Ausstellung „Jüdische Portraits“ in Dorsten ist. Mannheimer, ein Überlebender des Holocaust, war Ehrenbürger von Dachau und maßgeblich am Bau des NS-Dokumentationszentrums München beteiligt. Obwohl er in mehreren Konzentrationslager inhaftiert war und fast seine gesamte Familie verlor, hat er stets die Hand zur Versöhnung gereicht und sich gegen Rassismus und für eine menschenwürdige Zukunft eingesetzt. Bundeskanzlerin Merkel würdigte den Verstorbenen als „Mahner gegen das Vergessen“. Bundespräsident Gauck erinnerte daran, dass Mannheimer „durch die Hölle … ging und unermüdlich für Rechtsstaat und Demokratie eintrat. Niemals hat er Rache oder Vergeltung das Wort geredet…“.

Im Jüdischen Museum Westfalen, Dorsten. Portraits von Hans Sahl (Schriftsteller) und Georges Tabori (Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur; r.)

Im Jüdischen Museum Westfalen, Dorsten. Portraits von Hans Sahl (Schriftsteller) und Georges Tabori (Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur; r.) Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

Koelbl hat Mannheimer nicht fotografiert. Jedoch ist ihr 1989 erschienenes Buch „Jüdische Portraits“ mit 80 Persönlichkeiten „einer Generation, die als letzte in das intellektuelle und geistige Klima der deutsch-jüdischen Symbiose hineingeboren wurde, die die Zerschlagung dieser Kultur miterleben musste – und die sie überlebte“, längst ein Klassiker der „Portraitphotographie“. Darüber hinaus sind die von der Fotografin geführten Gespräche ergreifende wie erschütternde Zeitzeugnisse.

koelbl_2

Ausstellungsfoto: Hartmut Bühler

Koelbl hat für Jüdische Portraits auch zwei weltberühmte Kamerakollegen fotografiert und interviewt: Ilse Bing und Alfred Eisenstaedt. 1935 musste Alfred Eisenstaedt (*1898 Dirschau, Westpreußen † 1995 Oaks Bluffs, Massachusetts) in die USA emigrieren. Bald wurde er der Starreporter von Associated Press. Eine der beeindruckendsten wie beklemmendsten Fotosequenzen Eisenstaedts stellen Aufnahmen von Joseph Goebbels dar, die er 1933 bei einer Tagung des Völkerbundes in Genf aufgenommen hatte. Goebbels zeigte sich zunächst freundlich, verzog sein Gesicht allerdings zu einer hasserfüllten Miene, als er erfuhr, dass ausgerechnet der Fotograf, der ihn gerade ablichtete, jüdischer Abstammung sei. Letzteres Foto ging durch die Weltpresse. Eisenstaedt selbst ist sich erst viel später in seiner Autobiographie „Eisenstaedt über Eisenstaedt“ der Aussagekraft des Fotos bewusst geworden. Eisenstaedt hatte auch Hitler und Mussolini fotografiert (Quelle: Wikipedia).

Ilse Bing (*1899 Frankfurt am Main † 1998 New York) – die hervorragende Qualität ihrer Abzüge ließ den Fotografen und Kritiker Emmanuel Sougez sie als „Königin der Leica“ beschreiben. Neben ihrer Arbeit an Fotoreportagen experimentierte Ilse Bing während des Jahres 1934 im Fotolabor mit der Technik der Solarisation, unabhängig von den parallel entstehenden Werken Man Rays. Nach dem Einfall deutscher Truppen in Frankreich wurde Bing 1940 gemeinsam mit ihrem Mann, dem deutschen Pianisten und Musikwissenschaftler Konrad Wolff ins Internierungslager Camp de Gurs gebracht. Über Marseille gelang beiden die Flucht und Emigration in die USA. Sie ließen sich in New York nieder. In Paris hatte Bing ihre kreativste Schaffensphase, hier fühlte sie sich verwurzelt. 1947 unternahm sie eine Reise nach Deutschland und Frankreich. Sie fotografierte zu dieser Zeit mit einer Rolleiflex-Mittelformatkamera. 1957 wandte sie sich von der Schwarzweiß-Fotografie ab und konzentrierte sich auf die Arbeit mit Farbnegativen. 1959 gab sie die Fotografie auf (Quelle: Wikipedia).

Koelbl bezeichnet dieses Projekt als das, was sie in ihrer Laufbahn „am meisten berührte“. Tatsächlich ist es ihr gelungen, hinter die Fassade ihrer Portraitierten zu blicken. „Jüdische Portraits“ erschien im S. Fischer Verlag.

Marcel Reich-Ranicki (Literaturkritiker)

Marcel Reich-Ranicki (Literaturkritiker). Foto: Herlinde Koelbl

Ida Ehre (Schriftstellerin)

Ida Ehre (Schriftstellerin) Foto: Herlinde Koelbl

Hans Mayer (Literaturwissenschaftler und Schriftsteller)

Hans Mayer (Literaturwissenschaftler und Schriftsteller) Foto: Herlinde Koelbl

Ausstellungsinfos:
Bis 18. Dezember d. J.: 26 Jüdische Schwarzweiß-Portraits mit Interviewtafeln. Eine Wanderausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn; unterstützt von der Volksbank Dorsten. Geöffnet: Di-Fr 10.00-12.30 h und 14-17 h, Sa, So, Feiertage 14-17 h, Mo geschlossen

jmd-dorsten.de

Für die Ausstellungsfotos wurde Record-Rapid Papier von AGFA verwendet. Copyright: Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bonn. Originale: Copyright Herlinde Koelbl.
Text & Ausstellungsfotos: Hartmut Bühler, Fotograf (DGPh), Düsseldorf

Jüdische Portraits

Foto: Hartmut Bühler


Historie zur Jüdischen Gemeinde in Dorsten:

1599 Der Kölner Erzbischof Ernst von Bayern erlässt für das Vest Recklinghausen die erste „Judenordnung“. In den nächsten 200 Jahren halten sich in Dorsten und der Herrlichkeit Lembeck zeitweise einzelne Juden auf.

1808 Die ersten Juden lassen sich dauerhaft in Dorsten nieder und richten wenig später einen Betraum ein. Im Laufe der Zeit bildet sich in der Wiesenstraße das jüdische Zentrum der Stadt heraus.

1914 Acht jüdische Männer aus Dorsten nehmen am Ersten Weltkrieg teil; drei von ihnen fallen.

1933 In Dorsten, Lembeck und Wulfen leben etwas 90 Juden. Aus Angst verlassen einige Familien in den nächsten Jahren ihre Heimat und wandern aus.

1938 SA- und SS-Angehörige sowie Mitglieder von NS-Jugendorganisationen schänden den Friedhof im Judenbusch, verwüsten die Synagoge und verbrennen Einrichtungsgegenstände auf dem Marktplatz.

1942 Die letzten noch in Dorsten und Lembeck lebenden Juden werden in das KZ Riga deportiert. Dort verliert sich die Spur vieler für immer. Den Holocaust überleben von den Dorstener Juden nur Max und Ernst Metzger, die nach Amerika auswandern.

Ab 1982 Die Forschungsgruppe „Dorsten unterm Hakenkreuz“ arbeitet die Geschichte der jüdischen Gemeinde auf.

Ab 1990 Einzelne jüdische Familien aus der ehemaligen Sowjetunion finden in Dorsten eine neue Heimat.

1992 Das „Jüdische Museum Westfalen“ wird als Lehrhaus für Geschichte und Gegenwart des Judentums in der Region eröffnet.

Eine weitere bemerkenswerte Foto-Initiative ist das Projekt „Gegen das Vergessen“. Ein Team um Fotograf und Filmemacher Luigi Toscano begann mit der Umsetzung einer Foto-Installation im öffentlichen Raum Mannheims. Es setzte sich zum Ziel, im Nationalsozialismus Verfolgte und Inhaftierte jeglicher Herkunft und Nationalität aufzusuchen und fotografisch sowie filmisch zu porträtieren. Anlass ist die Befreiung der Konzentrationslager, die sich 2015 zum siebzigsten Mal jährte.

gegen-das-vergessen.gdv-2015.de/de/projekt

Ausstellungen im Oktober

$
0
0

Ausstellungstermine sind ein heikles Feld – nie vollständig, schnell überholt und Herausforderung für recherchierende Faktenfuchser. Wir versuchen es trotzdem mit einem monatlichen Überblick zu Ausstellungen im Ruhrgebiet und darüber hinaus. ruhr.speak liefert den Service, angucken müsst Ihr selbst!

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

18.11.2016 20:00 Uhr
Die Nacht der Fotografie – #instaworldruhr
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.instaworld.ruhr

noch bis 14.1.2016
“Die 40 Tage des Musa Dagh” und “Exodus / Nagorno Karabach” Fotografien von Fatih Kurceren
Wissenschaftspark Gelsenkirchen
Munscheidstr. 14
45886 Gelsenkirchen
www.instaworld.ruhr

10.11.-20.11.2016
„90 Jahre rheinisches Bildarchiv. Fotografien für Köln und die Welt“ Fotografien von Chargesheimer u.a.
Bayernwerft Kunsthaus Rhenania
Bayernstr. 28
50678 Köln
www.rheinisches-bildarchiv.de

noch bis 17.11.2016
„Leben im neuen Emschertal“ Fotografien u.a. von Ute Jäger
Landtag NRW
Platz des Landtags 1
40221 Düsseldorf
www.spd-fraktion-nrw.de

28.11.2016-15.1.2017
„Landsleute 1977-1987, Two Germanys“ Fotografien von Rudi Meisel
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus
Am Amtsteich 15
03046 Cottbus
www.museum-dkw.de

9.12.2016-19.2.2017
„Das rebellische Bild“ Situation 1980: Die Kreuzberger „Werkstatt für Photographie“ und die junge Folkwang-Szene Fotografie u.a. Joachim Brohm
Museum Folkwang
Museumsplatz 1
45128 Essen
www.museum-folkwang.de

noch bis 18.12.2016
„Arbeitskämpfe“ Fotografien von Michael Kerstgens
Zinkfabrik Altenberg
Hansastr. 20
46049 Oberhausen
www.zinkfabrik-altenberg.de

noch bis 16.12.2016
„In Deutschland reloaded (II)“ Fotografien u.a. von Rudi Meisel
Kicken Berlin
Linienstr. 161a
10115 Berlin
www.kicken-gallery.com

noch bis 22.1.2017
bilderstrom – Der Rhein und die Fotografie 2016-1853 / Fotografien u.a. von Bernd Arnold, Joachim Schumacher und Wolfgang Zurborn
LVR Landesmuseum Bonn
Colmantstr. 14-16
53115 Bonn
www.landesmuseum-bonn.lvr.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

noch bis 18.12.2016
„Jüdische Portraits“ Fotografien von Herlinde Koelbl
Jüdisches Museum Westfalen
Julius-Ambrunn-Straße 1
46282 Dorsten
www.jmw-dorsten.de

noch bis 30.12.2016
„Wunder der Natur“ Fotografien von u.a. Manfred Kage, Heidi und Hans-Jürgen Koch, Klaus Nigge, Solvin Zankl
Gasometer Oberhausen
Arenastraße 11
46047 Oberhausen
www.gasometer.de

29.10.2016-29.1.2017
„Der Blick in die Sachlichkeit. Zeche Zollverein im Spiegel der Fotografie“ – Fotografien von Albert Renner-Patzsch, Anton Reinholz und Dieter Blase
Rundeindicker, Zeche Zollverein
Gelsenkirchener Str. 181
45309 Essen
www.zollverein.de

noch bis 8.1.2017
„Hannah Höch – Revolutionärin der Kunst“
Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr
Synagogenplatz 1
45468 Mülheim an der Ruhr
www.kunstmuseum-mh.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

19.11.2016-15.1.2017
„gute aussichten 2016/2017“
NRW Forum
Ehrenhof 2
40479 Düsseldorf
www.nrw-forum.de

bis 22.1.2017
„You and Me“ – Fotografien von Katja Stuke und Oliver Sieber
Kunsthaus NRW
Kornelimünster, Abteigarten 6
62076 Aachen
www.boehmkobayashi.de

PixelprojektRuhrgebietNRWDeutschland

11.11.-19.11.2016
„Hambacher Forst – Eine forensische Bestandsaufnahme“ – Fotografien von Studenten
Rasselmania e.V.
Bischofskamp 18
31137 Hildesheim
www.andreasmagdanz.de

noch bis – 5.6.2017
„Neue Alte“ – Fotografien von Ute Mahler
Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Willy-Brandt-Allee 14
53113 Bonn
www.dhg.de

3.11.-30.12.2016
Kiosk – Eine Geschichte der Fotoreportage 1839-1973
Ullsteinhaus Berlin
Mariendorfer Damm 1-3
12099 Berlin
www.dpmu.de

Viewing all 106 articles
Browse latest View live