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Till Brönners “Melting Pott”: Instawalk im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst

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Kamera statt Trompete: Für sein Fotoprojekt „Melting Pott“ hat sich Jazz-Star Till Brönner ein Jahr lang auf Reise durch das Ruhrgebiet begeben. Rund 200 Aufnahmen aus dieser Zeit sind nun im MKM in Duisburg ausgestellt.

Zum Start von Till Brönners „Melting Pott“-Ausstellung hat sich das MKM etwas ganz besonderes für die digitale Fotocommunity auf Instagram ausgedacht: Knapp 20 Instagrammer und Blogger hatten am 1. Juli die Möglichkeit, bei einem Instawalk einen exklusiven Blick auf die Werke zu werfen – zwei Tage vor der eigentlichen Eröffnung.

Ein Instawalk ist ein geführter Rundgang zu einem bestimmten Ort, einem Event oder – wie in diesem Falle – durch eine Ausstellung. Die User laden ihre Aufnahmen dann auf Instagram hoch und lassen ihre Follower so daran teilhaben. Die einzige Vorgabe: Alle Teilnehmenden verwenden die gleichen Hashtags. Dadurch entsteht eine Sammlung, die sich zwar einem festgelegten Thema widmet, dieses aber aus ganz verschiedenen Blickwinkeln zeigt.

Von A40 bis Zeche Zollverein

Kuratorin Eva Müller-Remmert führte die Instagrammer durch die Ausstellung.

Kuratorin Eva Müller-Remmert führte die Instawalk-Gruppe durch die acht Räume, die insgesamt fast 200 Fotografien zeigen. Der rote Faden der Ausstellung: Viele kleine Porträts, die großformatigen Darstellungen von Architektur, Infrastruktur und Landschaften gegenüberstehen. So sind Motive von Autobahnen genauso vertreten wie die Fankurve von Borussia Dortmund oder die markante Rolltreppe auf Zollverein. Doch Müller-Remmert stellte direkt zu Beginn klar: „Diese Ausstellung ist keine Ruhrgebietsdokumentation.“ Till Brönner fotografierte ein Jahr lang ganz unbedarft, was ihm vor die Linse kam. Genau in dieser Variation sieht sie die Stärken Brönners: „Ob Porträts oder Landschaften – er schafft es einfach, Stimmungen einzufangen.“ Und so wechseln sich bedrückend wirkende Straßenecken in schwarzweiß mit farbvollen Naturaufnahmen ab. Neue Eindrücke vom Ruhrgebiet findet man zwar nicht, dafür überwiegend starke Aufnahmen von altbekannten Motiven.

Auch die klassischen Ruhrpottbuden haben ihren Platz in “Melting Pott”.

Nach dem Rundgang stand dann der Fotograf persönlich den Instagrammern Rede und Antwort: Till Brönner gesellte sich zu der Gruppe und beantwortete geduldig und ausführlich Fragen, die von Lieblingsmotiven bis zur Entstehung einzelner Aufnahmen reichten.

Mit diesen neuen Erkenntnissen hatten die Teilnehmer noch einmal die Gelegenheit, die Ausstellung auf eigene Faust zu erkunden und ihre Instagramkanäle zu füttern. Einer von ihnen, Sascha von Potteinander, lobte den Schritt des Museums, Instagrammern die Türen zu „Melting Pott“ zu öffnen: „So langsam wird man als Instagrammer ernst genommen und die Blickrichtung auf uns ändert sich. Da tragen solche Veranstaltung wie heute wesentlich dazu bei, vor allem, wenn auch prominente Künstler mit uns in den Dialog treten.“ Er fügte hinzu: „Wir sind keine Presse, kein bestimmtes Fachpublikum – hier sind heute einfach Leute, wie sie auch auf den Fotos abgelichtet sind. Und das ist cool.“

„Ein Foto muss eine Emotion in sich tragen“

Brönner stand den Instagrammern nach dem Rundgang Rede und Antwort.

Till Brönner ist selber mit zwei Accounts auf Instagram vertreten. Auf einem Kanal zeigt er seinen Alltag als Musiker, der andere ist ausschließlich seiner Arbeit als Fotograf gewidmet. Doch er steht der Plattform auch kritisch gegenüber: „Es fällt mir schwer, Instagram als Kunstform zu empfinden. Es ist alles sehr schnelllebig.“ Dass Instagram einen gewissenen Stellenwert in der Fotocommunity hat, sieht Brönner jedoch auch: „Instagram ist längst keine Teenie-Plattform mehr, sondern eine ernstzunehmende Plattform für Messages und vor allem auch Bilder.“ Und deswegen schätzt er auch das Interesse der Instagrammer: „Bei einem Instawalk kann man sich dem eigentlichen Thema deutlicher widmen, als bei einer Gruppe von Fotoexperten, die Fachfragen stellen, die der Mensch da draußen vielleicht gar nicht wissen will.“ Wichtiger für Brönner ist das Bild an sich und sein Beweggrund: „Ein Foto muss eine Emotion in sich tragen und den Grund für seine Existenz zeigen – sonst brauchen wir darüber weder zu bloggen noch zu diskutieren.“

“Melting Pott” von Till Brönner ist bis zum 6. Oktober im Museum Küppersmühle zu sehen.
Wer sich einen Eindruck vom Instawalk verschaffen möchte, findet die Posts der Instagrammer unter den Hashtags #meltingpott und #museumkueppersmuehle.

Text und Fotos: Sandra Jureck


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