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Spätsommer

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Gerade war es erst Sommer (oder ist er dieses Jahr ausgefallen?) und schon rückt der Herbst und Winter näher. Und damit natürlich auch unsere nächste Ausstellung im Wissenschaftspark Gelsenkirchen.

Am 13. Oktober um 18:30 Uhr eröffnen wir hier die Ausstellung des türkisch-deutschen Pixelprojekt-Fotografen Fatih Kurceren „Die 40 Tage des Musa Dagh“ und „Exodus / Nagorny Karabach“.

Es geht um die Folgen des Völkermordes an den Armeniern und deren bis heute andauernde Flucht. Für den 2. Teil seiner Arbeit hatte Fatih ein Arbeitsstipendium der VG Bild-Kunst erhalten. Wir freuen uns diese Arbeit erstmals öffentlich zeigen zu dürfen.

Die Präsentation des Projektes instaworldruhr habe ich nun in den November verschoben. Statt openair umsonst und draußen projizieren wir indoor umsonst und drinnen. Wer die ersten von der Jury ausgewählten Arbeiten bereits jetzt sehen möchte kann dies unter: www.instagram.com tun. Es wird noch eine schwere Aufgabe daraus einen Ton-Bild Lauf zu kreieren. Bewerbungen sind weiterhin möglich: siehe instaworld.ruhr

Aber auch Großereignisse wie die photokina in Köln vom 20. bis 25. September in den Messehallen Deutz rücken näher.

War einstmals mit Phototechnik viel Geld zu verdienen, schrumpft der Markt immer weiter. Damit verbunden verschwinden auch die vielen „nice to have“ Formate rechts und links von und inmitten der Verkaufs- und Showräume auf der Messe sowie die Bilderschauen und Fotopreise vieler Firmen. Einzig Leica macht noch eine Ausnahme und zeigt mit dem DGPh Projekt „Upcoming Masters“ Arbeiten von 10 ausgewählten Hochschulen. Aus dem Ruhrgebiet ist neben der FH Dortmund die Hochschule der bildenden Künste Essen vertreten. Ich gratuliere und bin gespannt. Doch auch die Bildinteressierten kommen wieder auf ihre Kosten und das bei den Veranstaltungen der internationalen Photoszene Köln vom 16. – 25. September mit mehr als 100 Ausstellungen an verschiedensten Orten in der Stadt. Die Kick-Off Veranstaltung ist außerdem bereits am 19. August (dem Geburtstag der Fotografie (wie viele Kerzen müssen wir eigentlich in diesem Jahr anstecken? 177?)) Ab 20 Uhr wird in der Michael Horbach Stiftung angestoßen. Wer von Michael Horbach noch nichts gehört hat, dem sei ausdrücklich ein aktuelles Interview im Kölner Generalanzeiger ans Herz gelegt. Denn Michael Horbach, der auch schon Mal Portfoliowalker auf einer der bild.sprachen Plattformen war, ist nicht nur ein großen Förderer der Fotografie, sondern auch ein Reicher, der sich für die Reichensteuer einsetzt (hört – hört) und das Wort von sozialer Verantwortung in seinem Tun wieder und wieder zeigt. www.general-anzeiger-bonn.de

Einer der Höhepunkte des Festivals ist sicherlich die photographers night am 22.9. ab 20 Uhr im MAK (Museum für angewandte Kunst). Das Thema des Jahres ist: „Ikonen der Flucht – Die neue Macht der Photographie“.

Dass die Stadt Köln keinen Cent zu der Veranstaltung dazu gibt, finde ich schlichtweg beschämend, zumal die Stadt gleichzeitig für die Sanierung ihrer Oper statt 288 Mio. Euro mindestens 460 Mio. Euro in die Hand nimmt. Da kann dann keiner sagen er hätte kein Geld, um solche Dinge wie die photographers night zu fördern. Bei 10.000,- Euro Förderung (was für den Macher der Veranstaltung ein Traum wäre) könnte Köln allein aus den Mehrkosten 34.400 Jahre lang die alle 2 Jahre stattfindende Veranstaltung fördern. Mir wird schwindelig, wenn ich die Zahlen, die sich ja nach Bankenrettung und Berliner Flughafen in nicht mehr ganz privathaushalterisch greifbaren Größen bewegen, einmal runterbreche.

Aber auch Berlin wirft seine Schatten voraus. Vom 1. – 31. Oktober findet in Berlin der EMOP – der European Month of Photography mit 130 Ausstellungsprojekten von 120 Institutionen statt.

Der EMOP startet bei C/O Berlin mit Ausstellungen, Talks, Workshops, Lectures und Screenings.

Der Monat der Photographie findet an 8 Orten in Europa u.a. auch in Paris statt. Ausstellungen sind dort noch bis zum 28.8. zu sehen.

Und auch die Paris Photo, die wohl wichtigste Fotokunst-Messe weltweit, rückt näher und findet vom 12. – 15. November statt.

Wer nicht so weit fahren möchte, kann noch mal in meinen Ausstellungstipps nachlesen. Besonders an Herz legen möchte ich euch die Ausstellung von Pixelprojekt Fotograf Reinhard Krause in der „Trinkhalle“ Bochum „Die 80er Jahre im Ruhrgebiet“. Obwohl ja die White Cubes ein Optimum an Ausstellungsqualität liefern, ist dieser Ausstellungsort für diese Ausstellung ein Traum. In der ehemaligen Trinkhalle kann man übrigens nicht nur Bilder sehen, sondern auch außergewöhnliches Flaschenbier verköstigen. Es lohnt also doppelt.

Anlässlich des NRW-Tag 2016 präsentiert das NRW-Forum vom 22.8. – 11.9. auf 50 großformatigen Plakatflächen die besten Fotografien der Serie „heimat.nrw“ von Hort Wackerbarth (der mit dem roten Sofa) im öffentlichen Raum der Stadt Düsseldorf. (NRW ist aber eigentlich nicht nur die Landeshauptstadt). Vom 17.9.- 30.10 sind dann insgesamt über 200 Foto und Videoarbeiten im NRW Forum zu sehen. http://heimat.nrw

Und vom 4.9. – 18.12. zeigt das jüdische Museum Dorsten die Ausstellung „Jüdische Porträts – Fotografien von Herlinde Koelbl. www.jmw-dorsten.de

Hinweisen möchte ich ferner auf das Fotoprojekt der RuhrTriennale in welchem Daniel Josefsohn und Mark Röder (auch mal gerade 35 Jahre jung) mit ausgesuchten Jungfotografen in sogenannten Meisterkursen Bilder zum Ruhrgebiet geschaffen haben.

Dass man in jeweils einer Woche Intensivkurs nicht wirklich in die Tiefe gehen kann, ist zumindest auch Julian Röder bewusst. Die Bilder sind nun auf Bildschirmscreens (einer für das Projekt doch eher sehr fragwürdigen Präsentationsform nah an klassischen Werbescreens) an den Hauptspielorten der Triennale zu sehen. Schön, dass die Triennale die Fotografie nicht nur als werbendes Medium entdeckt hat. Schade aber auch, dass sie nicht mehr daraus gemacht hat. Gerade in diesem Jahr, wo es ja auch sehr stark um die Themen des Fremden und der Flucht geht, hätte die Triennale ja z.B. auch mit der Pixelprojektfotografin Brigitte Kraemer kooperieren können. Brigitte arbeitet seit mehr als einem Jahr (gefördert lediglich mit kleinem Geld der VG Bild-Kunst) an dem Thema Flüchtlinge und hat eine Arbeit geschaffen, die in die Tiefe geht, aber auch nach Öffentlichkeit schreit. Ihre Arbeit führte dazu, dass Sie nun aktuell mit einigen anderen sich um die Fotografie verdient gemachten Fotografen, Pixelprojektfotografen und Foto-Persönlichkeiten von Bundespräsident Gauck ins Schloss Bellevue zu einer Soiree zu Ehren der Fotografie nach Berlin eingeladen wurde. (Meines Wissens ist es das erste Mal, dass die Fotografie und ihre Macher so viel Ehre erfahren.) Schade, dass die RuhrTriennale zwar im Ruhrgebiet ansässig ist und die Mitarbeiter hier auch ihr Geld verdienen, aber scheinbar die Nase so weit oben tragen, dass die Qualität vor Ort unentdeckt bleibt. Wie wäre es zukünftig mit zwei Stipendien für Fotografen, die jeweils ein halbes Jahr die Region erforschen. Pixelprojekt_Ruhrgebiet würde sich sicher als Kooperationspartner anbieten.
Eine kleine und traurige Notiz am Rande. Das o.g. Projekt war wohl die letzte Arbeit von Daniel Josefsohn, der nach langer und schwerer Krankheit vor wenigen Tagen verstorben ist.

Nun noch einige konkretere Tipps:
Das Land NRW hat auf die wirtschaftliche Situation von Künstlerinnen und Künstlern reagiert und ein Programm (das IKF) der individuellen Förderung eben dieser aufgelegt. Das Programm soll als Pilotprojekt im Ruhrgebiet starten und dann auf ganz NRW übertragen werden. Für Künstler soll sich der bürokratische Aufwand bei Antrag und auch Abrechnung in Grenzen halten. Das wäre auch wirklich im Land der Kontrolleure einmal wünschenswert. Die könnten sich dann ja auch auf die wirklichen Geldgräber (siehe oben – Bankenrettung, Berliner Flughafen, Oper Köln usw.) konzentrieren.
www.kuenstlerfoerderung.de

Video-Wettbewerb Querbeet
Was macht für dich (ist wohl also eher für den Nachwuchs gedacht) Kultur in NRW aus. 1. Preis 3.000.- 2. Preis 1.000,- 3.-15. Preis je eine Gopro-Kamera.
Infos unter: www.kulturrat-nrw.de

Diskussionsabend im Rahmen der Ausstellung WARonWall
Die Heinrich Böll Stiftung unterstützt eine Diskussion der Gesellschaft für humanistische Fotografie zwischen Kai Wiedenhöfer, Paolo Pellegrin (angefragt) u.a. zu der Frage: Wie beeinflusst zeitgenössische Fotografie unsere Wahrnehmung von Konflikten. Ort: West Side Gallery Berlin 6.9. 2016 19-21 Uhr www.fotografie-konflikt.de

Und dann hat mich noch ein ganz besonderes Projekt erreicht und begeistert: „Daheim“                                                                                          „Daheim“ ist eine Videotelefonie-Plattform, die Spracherwerb und interkulturellen Austausch für Flüchtlinge im Sinne einer Willkommenskultur organisieren möchte. Gesucht werden engagierte Muttersprachler (deutsch), die in diesem Projekt sicher nicht nur Sprache geben, sondern sicherlich auch vieles erhalten werden.
Ich bin stolz, dass „Daheim“ Pixelprojekt_Ruhrgebiet um Unterstützung gebeten hat.

Und zu guter Letzt noch zwei neu Buchpublikationen von Pixelprojekt-Fotografen.
Kurt Hörbst – S10. Kurt hat 10 Jahre das Straßenbauprojekt S10 mit seiner Großbildkamera begleitet. Nun konnte das Buch dank Crowdfunding (6.175,- Euro) in der Fotohof Edition erscheinen. 36,- Euro bei Fotohof (Austria).

Brigitte Kraemer – Reportagen und Fotografien von 1985 bis heute. Anlässlich der Ausstellung von Brigitte in der Ludwig Galerie Schloß Oberhausen ist im Kerber Verlag das 128 seitige Buch erschienen. Im Buch sind vornehmlich ihre Arbeiten aus den Projekten: Mann und Auto, Die Bude und Im guten Glauben. 35,- euro und im Pixelprojekt Bookshop erhältlich.

 

Peter Liedtke ist Fotograf sowie Initiator und Organisator von Pixelprojekt_Ruhrgebiet und bild.sprachen. Er gibt für ruhr.speak regelmäßig persönliche Tipps zur Fotowelt (an der Schnittstelle zur Urbanität) im Ruhrgebiet, aber auch anderswo.


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